„Und ich habe aufgehört, dich Papa zu nennen“

Carolines Vater ließ ihre Mutter jahrelang von fremden Männern vergewaltigen

„Ich werde nicht aufgeben.“
Was Caroline und ihre Familie durchgemacht haben, kann man sich kaum ausmalen. Am 2. September startet in Avignon der Prozess gegen den Vater der Französin. Er soll ihre Mutter über Jahre nachts mit Medikamenten bewusstlos gemacht und fremden Männern überlassen haben. Die Tochter kämpft jetzt für Gerechtigkeit.

Carolines Vater ist Hauptverdächtiger in einem riesigen Vergewaltigungsfall

„Dieses Jahr 2024 wird zweifellos für mich und meine Lieben die letzte Prüfung sein“, postete Caroline P. bereits im Januar. Sie wusste, dass ihr Vater Dominique P. zusammen mit 50 weiteren Männern vor Gericht gestellt wird. „Wenn du niemals zurückweichst“, postete die Tochter im Juni. „Vom 2. September 2024 bis zum 20. Dezember beginnt ein historischer Prozess in Frankreich.“

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Als die Verbrechen gegen ihre Mutter 2020 ans Licht kamen, bricht auch für Caroline eine Welt zusammen. Um das Grauen zu verarbeiten, schreibt sie ein Buch über ihren Vater: „Et j’ai cessé de t’appeler papa“ („Und ich habe aufgehört, dich Papa zu nennen“). Weil sie ihre Familie und vor allem ihre Mutter schützen will, veröffentlicht sie unter dem Pseudonym Caroline Darian. Außerdem gründet sie einen Verein, der sich für Opfer sexueller Gewalt einsetzt, die durch Drogen gefügig gemacht wurden. „All das muss aufhören, ein für alle Mal“, fordert sie bei Instagram. Die Geschichte ihrer Familie sei kein Einzelfall, ist sie überzeugt.

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Blick auf den Mont Ventoux in Frankreich
Die Taten passierten in einem idyllischen Dorf am Fuß des Mont Ventoux in Frankreich.
picture alliance / imageBROKER / Daniel Schoenen

Caroline und ihrer Familie stehen schwierige Prozesstage bevor

„Offensichtlich ist die erste Person, an die ich beim Schreiben dieses Posts denke, meine Mama, die ich über alles liebe“, schreibt Caroline im Januar. Ihre Mutter sei „ein Beispiel für Lebenskraft“. Trotz allem, was sie durchmachen musste, sei sie immer positiv und verdiene riesigen Respekt. Wenn sie sich in ihrem Verein engagiere, tue sie das vor allem für ihre Mutter, erklärt Caroline.

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Bevor der Prozess losgeht, will sie sich nicht mehr zu dem Fall äußern. Sie habe alles Wichtige zu dem Thema gesagt und wolle die Zeit lieber ihrer Familie widmen. Caroline will jetzt vor allem für ihre Mutter, ihre beiden Brüder, ihren Sohn und ihren Mann da sein. Denn ihnen stehen harte Tage im Gerichtssaal bevor.

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Der Anwalt von Carolines Mutter erklärte im Interview mit der Zeitung Sud Ouest, dass das Opfer keine Erinnerungen an die Vergewaltigungen habe und sie die Taten während des Prozesses zum ersten Mal erleben wird. Die Polizei fand Tausende Fotos und Videos auf Dominique P.s Computer. Darauf ist zu sehen, wie Dutzende fremde Männer die Frau in ihrem eigenen Schlafzimmer vergewaltigen. Sie war während der Taten durch Medikamente außer Gefecht gesetzt.

Polizeiauto in Frankreich
Dominique P. und 50 weitere Männer, die die Polizei identifizieren konnte, stehen in Avignon wegen Vergewaltigung vor Gericht.
picture alliance / Hans Lucas / Elsa Biyick

Jahrelang soll Carolines Mutter nicht mitbekommen haben, dass ihr Ehemann übers Internet Männer rekrutierte, die nachts heimlich ins Haus gekommen sein sollen und sie dort vergewaltigt haben sollen. Die Tatverdächtigen sollen aus allen möglichen Altersgruppen und sozialen Schichten stammen. Viele sind verheiratet und haben Kinder. 51 konnten anhand der Aufnahmen von Dominique P. identifiziert werden. 50 davon stehen ab dem 2. September vor Gericht. Ein Tatverdächtiger starb an einer Krebserkrankung, während die Ermittlungen noch liefen. (jgr)

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Solltet ihr unter sexueller Gewalt leiden, findet ihr Hilfe unter der kosten-losen Hotline 08000 – 116 016 oder unter www.hilfetelefon.de.