Auch die Großeltern sind angeklagt
Mutter (47) hält Kind (8) jahrelang gefangen – muss sie in den Knast?

Wie kann eine Mutter so etwas tun?
Jahrelang soll eine Frau ihr eigenes Kind im Haus der Großeltern festgehalten haben. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sie und die Großeltern erhoben.
Jugendamt fragte mehrfach nach dem Mädchen
Der 2022 bekannt gewordene Fall aus Attendorn im Sauerland hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt: Das damals achtjährige Mädchen soll fast sein gesamtes Leben im Haus der Großeltern ohne Kita- und Schulbesuch von der Außenwelt abgeschottet worden sein. Der getrennt lebende Vater des Kindes hatte ein Umgangsrecht mit seiner Tochter verlangt, was ihm die Mutter verweigert hatte. Stattdessen soll sie vorgetäuscht haben, mit dem Mädchen nach Italien ausgewandert zu sein.
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Das zuständige Jugendamt hatte seit 2020 mehrfach Hinweise auf das Kind bekommen, allerdings anonym. Schließlich fragte die Behörde im Sommer 2022 nach, ob das Mädchen wirklich mit seiner Mutter in Italien lebe. Als dies verneint wurde, hatte die Polizei das Haus am 23. September 2022 mit richterlichem Beschluss aufgesucht. Die Beamten fanden die Achtjährige und die Mutter in einem gemeinsamen Zimmer.
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Im Video: Kind jahrelang in Haus gesperrt
Mädchen lebt bei Pflegefamilie
Über die Anklageerhebung hatten zunächst die Siegener Zeitung und der WDR berichtet. Der 47-jährigen Mutter wird Freiheitsberaubung, Misshandlung und Verletzung der Fürsorgepflicht vorgeworfen, den Großeltern Beihilfe zu diesen Taten. Hinzu komme Körperverletzung, da das heute zehnjährige Kind körperliche und seelische Entwicklungsrückstände erlitten habe, sagte eine Sprecherin des Landgerichts Siegen.
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Die Anklage stütze sich auf mehrere Zeugen und auf Berichte aus einer Kinderklinik, in der das Mädchen behandelt wurde, sagte die Gerichtssprecherin. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest. Laut WDR lebt das Mädchen inzwischen bei einer Pflegefamilie. (dpa/eon)