Süßer die Kassen nie klingeln!

Wucher-Preise der Gema zwingen Weihnachtsmarktbetreiber zur stillen Nacht

In Mainz ist das Bühnenprogramm reduziert worden. (Archivbild)
Auf einigen Weihnachtsmärkten wird es in diesem Jahr keine Live-Musik geben.
Andreas Arnold/dpa

Alle Jahre wieder!
Auf manchen Weihnachtsmärkten im Land könnte es auch in diesem Jahr stiller zugehen. Denn mancherorts wird das Musikprogramm drastisch reduziert. Grund sind die Gema-Gebühren, die bei Live-Musikauftritten von Künstlern anfallen. Schon im letzten Jahr sorgten sie für Unmut bei vielen Marktbetreibern.

„Eine Verdopplung der Gebühren” zwingt Veranstalter in die Knie

Wer Gema-lizenzierte Musik spielen möchte, der muss zahlen. Das ist zwar nichts Neues, doch die Höhe der Lizenzgebühren ist für einige Weihnachtsmärkte drastisch gestiegen.

„Die Gema berechnet jetzt die komplette Veranstaltungsfläche”, erklärt der Sprecher des Trierer Weihnachtsmarktes, Thomas Vatheuer. Damit meint er in Trier den Domfreihof und den Hauptmarkt, die zusammen eine Fläche von rund 6.000 Quadratmetern ausmachten. Zuvor war bei der Berechnung aufgrund von Kulanz nur der Domfreihof als Fläche veranschlagt worden, wo auch die Bühne steht. Doch diese bisherige Kulanzregelung bei der Berechnung der Gebühren gebe es in diesem Jahr nicht mehr.

Konkret bedeute dies nun pro Veranstaltungstag eine Steigerung des Betrags von einer dreistelligen Summe auf eine niedrige vierstellige Summe – der Veranstalter spricht von einer Verdopplung der Gebühren. Daher habe man nun die Zahl der Live-Musikauftritte auf zwei reduziert. 2023 habe es noch neun Veranstaltungen gegeben.

Damit es nicht zu leise wird, hat man sich in Trier jedoch ein Alternativprogramm überlegt. „Wir lassen die sogenannte Weihnachtakademie wieder aufleben”, sagte Vatheuer. Es gebe Veranstaltungen vom Vorlesen von Weihnachtsgedichten über das Singen von Gema-freien Liedern wie „Stille Nacht, heilige Nacht” und dem Basteln von Weihnachtsbaumschmuck bis hin zu Führungen über den Weihnachtsmarkt.

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Reduziertes Bühnenprogramm auch auf dem Weihnachtsmarkt in Mainz

Und auch andere Städte ziehen ihre Konsequenzen: In Mainz, wo der Weihnachtsmarkt am 28. November startet, wurde das Bühnenprogramm reduziert. Selbst mit dem verringerten Programm – jeweils von Donnerstag bis Sonntag – hätten sich in diesem Jahr die Gema-Gebühren gegenüber früheren Jahren versechsfacht, erklärte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU).

„Die unschöne Debatte zu den enormen Gebührenforderungen seitens der Gema für die Musik auf dem Weihnachtsmarkt hat sich leider nicht in beiderseitigem Einvernehmen lösen lassen – dies gilt für viele Weihnachtsmärkte der Republik”, sagte Matz. „Ich bezweifle, dass diese bedauerliche harte Haltung des Verbandes zu einem positiven Finale führen wird.” Sie sprach von einer „weitreichenden Gesprächsverweigerung”, die zulasten regionaler Musikgruppen gehe.

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Auch Weihnachtsmärkte in Koblenz und Hildesheim betroffen

In Koblenz erfordern die Gebühren dieses Jahr keine Umstellung: „Der Koblenzer Weihnachtsmarkt hat sich schon vor Jahren auf die Vorgaben der Gema eingestellt”, teilte Jan Moryson von der Koblenz-Touristik GmbH mit. „Daher wird es, wie in den Vorjahren schon, nur etwas Hintergrundmusik über wenige Lautsprecher geben. Dafür wird ein mittlerer vierstelliger Betrag an Gebühren fällig.”

Auch in Niedersachsen beschäftigen die gestiegenen Lizenzkosten für die Musiknutzung in diesem Jahr wieder die Organisatoren der großen Weihnachtsmärkte: Der Veranstalter des Weihnachtsmarktes in Hildesheim wird beispielsweise keine Musik spielen. Den einzelnen Ständen sei es zwar freigestellt, Musik zu spielen, die Gema-Gebühren dafür müssen sie allerdings selbst übernehmen. Auf Bandauftritte wird in diesem, wie auch schon im vergangenen Jahr, verzichtet. Lediglich zwei ortsansässige Musikgruppen, die ausschließlich Gema-freie Stücke spielen, werden auftreten.

Gema-Gebühren sorgten schon 2023 für Aufregung

2023 hatten sich zahlreiche Kommunen über deutlich gestiegene Gema-Rechnungen für die Musik auf Weihnachtsmärkten beschwert. Die Gema hatte dazu mitgeteilt, dass sich die Berechnungsgrundlage nicht geändert habe. Allerdings hätten einzelne Weihnachtsmärkte deutlich zu kleine Veranstaltungsflächen gemeldet, seit 2022 würden diese erstmals überprüft. Aufgrund dieser „Unsicherheiten bei der Tarifanwendung”, hieß es von der Gema, habe man nun alle Veranstalterinnen und Veranstalter frühzeitig über die Musiknutzung auf ihren Weihnachtsmärkten informiert.

2023 lizenzierte die Gema nach eigenen Angaben die Musiknutzung auf rund 4.000 Weihnachtsmärkten in Deutschland. Diese hätten in der Regel eine Fläche von 100 bis 3.000 Quadratmetern gehabt, in Einzelfällen bis zu 10.000 Quadratmetern.

Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) ist ein Verein mit Sitz in München. Sie vertritt rund 95.000 Musiker, Songwriter, Komponisten und Texter. Grundsätzlich wird immer dann eine Gema-Gebühr fällig, wenn Musik öffentlich genutzt wird, etwa bei Veranstaltungen.

Ob sich trotz weniger Musik genügend Menschen für Glühwein, Bratwurst und Co. auf die Weihnachtsmärkte begeben, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. In Trier und Koblenz starten die Weihnachtsmärkte am Freitag, in Mainz in der kommenden Woche. In Ludwigshafen sind die Stände bereits seit vergangener Woche offen. (vho, mit dpa)