Bringt RTL die Deutsche Rentenversicherung zum Umdenken?„Völlig verzweifelt!“ Rettungssanitäterin Julia (42) ist ein Pflegefall, bekommt aber keinen Cent!

„Ich weiß mir nicht mehr zu helfen“, sagt Julia Davids. Sieben Worte voller Trauer, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Zwölf Jahre lang war sie mit Herz und Seele Rettungssanitäterin beim Deutschen Roten Kreuz. Täglich gab sie alles, kümmerte sich um Schwerstkranke und Notfälle. Doch seit sich Julia Davids vor dreieinhalb Jahren im Dienst mit dem Coronavirus infizierte, ist sie ein Pflegefall und braucht selbst Hilfe. Mittlerweile lebt die 42-Jährige seit Juni 2024 ohne Einkommen! Das Problem: Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat ihren Antrag auf Erwerbsminderungsrente abgelehnt, von ihrem Arbeitgeber wünscht sich Davids mehr Unterstützung. Kann RTL helfen?

„Habe keine Worte dafür“ – Rettungssanitäterin lebt mit Post-Covid

Seit sie selbst krank ist, fühlt sich Julia Davids im Stich gelassen.

Die Rettungssanitäterin steckte sich am 8. Dezember 2021 mit dem Coronavirus an, seitdem ist für sie nichts mehr, wie es einmal war. An guten Tagen kann die 42-Jährige einen kleinen Spaziergang machen, ein paar Seiten in einem Buch lesen und sich mit Freunden unterhalten. Doch meistens hat sie schlechte Tage. Dann liegt Julia Davids mit Gehörschutz in einem dunklen Raum, weil sie keine äußeren Reize mehr ertragen kann.

Julia Davids als Rettungssanitäterin im Einsatz.
Rettungssanitäterin – zwölf Jahre lang Julia Davids Traumberuf.
privat/JuliaDavids

„Ich habe keine Worte dafür, was diese Erkrankung mit mir und meinem Leben macht“, erzählt die Post-Covid-Patientin im RTL-Interview. „Meistens fühlt es sich so an, als hätte ich immer noch die Grippe. Ich habe starke Gliederschmerzen, bin schlapp und kämpfe mit höllischen Kopfschmerzen.“ Während sie von ihren Symptomen berichtet, hört es sich für Außenstehende so an, als habe sie vor längerer Zeit einen Schlaganfall gehabt. Sätze kann sie nur langsam formulieren, immer wieder stockt ihr Sprachfluss.

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Post-Covid-Patientin (42) lebt mit Pflegestufe vier und GdB von 60 Prozent

Julias Sprachstörung ist eine neurologische Erkrankung, die laut ihren Ärzten zusammen mit dem Post-Covid-Syndrom aufgetreten ist. Ihr Alltag besteht aus Terminen mit Logopäden und Ergotherapeuten, die Hausbesuche machen, weil Julia es nicht in deren Praxen schafft. Lange hatte sie die Hoffnung, bald wieder arbeiten zu können, aber jetzt - nach dreieinhalb Jahren - muss sie sich eingestehen, dass sie sich von diesem Wunsch verabschieden muss.

Oft kann Julia Davids wegen ihrer Erkrankung nur auf der Couch liegen.
Oft kann Julia Davids wegen ihrer Erkrankung nur auf der Couch liegen.
instagram/juliadavids

Aktuell muss die ehemalige Rettungssanitäterin von ihrem Mann Henning (54) gepflegt werden, hat bis 2029 Pflegestufe vier, einen Hausnotruf und einen Grad der Behinderung (GdB) von 60 Prozent.

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DRV lehnt Antrag auf Erwerbsminderungsrente ab!

„Ich wäre ohne meinen Mann komplett aufgeschmissen“, sagt Julia Davids. Weil sie sich im Dienst infizierte, kommt Julias Berufsgenossenschaft aktuell zumindest für ihre Therapiekosten auf. Doch darüber hinaus lebt die Frau aus dem niedersächsischen Peine ohne Einkommen. „Seit Juni 2024 bekomme ich kein Geld mehr und keiner fühlt sich verantwortlich“, sagt sie verzweifelt.

Am 30. Mai 2023 hat sie den Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt. Mitte Februar 2025 dann der Schock – die Ablehnung! Im entsprechenden Bescheid der DRV heißt es: „Nach unserer medizinischen Beurteilung können Sie noch mindestens sechs Stunden täglich unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes erwerbstätig sein.“ Außerdem fällt auf, dass die Gutachterin Julia unter anderem eine „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“ bescheinigt. Was hat es damit auf sich?

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Völlige Fehleinschätzung der DRV? RTL fragt bei Hausärztin nach!

Vollkommener Unsinn, wenn man sich die Arztbriefe der letzten dreieinhalb Jahre anschaut, die unserer Redaktion vorliegen. Und so sieht es auch Julias Davids hausärztlich tätige Internistin.
„Aus meiner Sicht gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Symptome der Patientin durch Alkohol herbeigeführt wurden“, erklärt Dr. Andrea Stomps auf RTL-Anfrage. „Die Arbeitsfähigkeit ist bei Frau Davids definitiv nicht gegeben. Das muss man klar sagen. Selbst die Termine, die sie bei mir in der Praxis wahrnimmt, die wir natürlich jetzt auch aufgrund der Krankschreibung regelmäßig haben müssen, sind oft nicht persönlich möglich, sondern nur als Video-Sprechstunde“, so Dr. Stomps. Alle vier Wochen begutachtet die Ärztin ihre Post-Covid-Patientin, die sie auch schon vor ihrer Erkrankung kannte.

42-Jährige kämpft gegen Windmühlen – wann bekommt sie Hilfe?

Auch auf Anraten ihrer Ärztin hin hat Julia Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid der Deutschen Rentenversicherung eingelegt. Zeitgleich fragt RTL dort nach:

Wieso wurde die Erwerbsminderungsrente abgelehnt?

Bis zur ersten Reaktion der Behörde vergehen einige Tage. Und zwischenzeitlich wird klar, dass die Post-Covid-Patientin nicht nur in Sachen Rente gegen Windmühlen kämpfen muss: Auch ihr Arbeitgeber habe ihr bislang einen Bärendienst erwiesen, so der Vorwurf von Julia Davids.

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Post-Covid-Erkrankung: Glaubt Julias Arbeitgeber ihr nicht?

Aus ihrer Sicht seien bereits in der Vergangenheit wichtige Unterlagen zum Krankengeld und zur Unterstützung durch die Berufsgenossenschaft wiederholt verspätet eingereicht worden. „Das alles war sehr schlimm für mich, weil ich auf finanzielle Unterstützung angewiesen war und bin“, so die Post-Covid-Patientin. Doch hat der Arbeitgeber mutwillig verspätet reagiert? Auf RTL-Anfrage heißt es dazu vom Deutschen Roten Kreuz, dass Julia Davids die Unterlagen teilweise „selbst einreichen wollte“ oder „eine digitale Zusendung aufgrund von Schnittstellenproblemen über einen gewissen Zeitraum nicht möglich“ gewesen sei.

Das DRK weist außerdem Julias Vorwurf von sich, die Erkrankung ihrer Mitarbeiterin nicht ernst genommen zu haben. „Der Eindruck erstaunt uns, da wir der Meinung sind, allen Wünschen von Frau Davids nachgekommen zu sein. Der Vorwurf entbehrt jeglicher Grundlage. Wir vertrauen der ärztlichen Diagnose“, heißt es seitens Ralf Niederreiter vom DRK Peine auf RTL-Nachfrage. Man sei jederzeit gesprächsbereit und habe vor, die ehemalige Kollegin zukünftig noch mehr zu entlasten.

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Anruf der Rentenversicherung nach RTL-Anfrage! Kommt jetzt die Wende?

„Leider habe ich das bisher völlig anders empfunden. Ich hoffe jetzt, dass ich vom Deutschen Roten Kreuz besser unterstützt werde“, sagt Davids, als sie mit den Aussagen konfrontiert wird. Wie es jetzt weitergeht? Kurz nach der RTL-Anfrage kommt tatsächlich Bewegung in den Fall.

Die 42-Jährige kann endlich ein Licht am Ende des Tunnels erkennen. Der Grund? Ein plötzlicher Anruf der Deutschen Rentenversicherung! „Ich habe die mündliche Zusage bekommen, dass ich rückwirkend vom 1. Dezember 2023 bis 30. November 2026 die Rente bekomme“, berichtet Julia Davids. Noch kann sie das gar nicht so richtig glauben.

RTL bleibt an dem Fall dran, bis die Erwerbsminderungsrente tatsächlich auf Julia Davids Konto eingegangen ist. „Wie so oft im Leben hat es sich gelohnt, mit euch zu kämpfen“, sagt sie. Endlich könne sie Hoffnung schöpfen, bis dann auch gesundheitlich wieder bessere Tage kommen. Wann auch immer das sein wird.