Sanitäterin steckte sich im Rettungswagen an

Julia (40) leidet an Post Covid: „Mein innigster Wunsch ist es, wieder arbeiten zu können"

Julia Davids
Die Rettungssanitäterin Julia Davids hat sich bei einem Einsatz mit dem Coronavirus angesteckt. Seitdem wurde sie nicht wieder richtig gesund und kämpft bis heute mit Post-Covid-Symptomen.
privat

„Ich bin im Supermarkt umgekippt“, sagt Julia Davids (40) über jenen Moment, in dem ihr überdeutlich klar wurde, dass ihre Coronavirus-Erkrankung noch lange nicht ausgestanden ist. Und das trotz negativen Tests. Dieser Moment ist jetzt schon über 10 Monate her, seitdem kämpft die Rettungssanitäterin darum, endlich wieder richtig fit zu werden und in ihren Job zurückkehren zu können. Auf Instagram klärt sie andere Post-Covid-Betroffene auf und bietet auch den Anhängern von Attila Hildmann Paroli, wenn sie auf sie losgehen. Welche Fortschritte sie bereits macht, schildert Julia Davids im RTL-Gespräch.
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Attila Hildmann macht auf Telegram gegen Rettungssanitäterin mit Post-Covid mobil

Julia Davids spricht sehr langsam. In den Ohren eines Laien klingt es so, als habe sie vor längerer Zeit einen Schlaganfall gehabt. Doch es werde immer besser, erzählt Davids im RTL-Interview. Mit einer Logopädin arbeitet sie regelmäßig an ihren sprachlichen Schwierigkeiten, langsam kommt ihr Geschmacks- und Geruchssinn zurück. Es sind kleine Erfolge, die für Davids die Welt bedeuten.

Zuletzt hatte der Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann sie auf Telegram als „Stotter-Julia“ denunziert und so seine Anhänger gegen die Post-Covid-Patientin mobilisiert. Von der Hildmann-Attacke erfuhr sie nur, weil eine Instagram-Followerin sie zaghaft darüber aufklärte. Die Frau traute sich kaum, Davids alles zu sagen. „Ich habe ihr dann versichert: Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin sehr stark.“ Es folgten schlimme Nachrichten der Hildmann-Anhänger, die auch vor Todes-Wünschen nicht halt machten. Doch Davids haben sie nur noch stärker gemacht.

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Post-Covid-Patientin: „Ich wusste nicht mehr, wie der Herd angeht“

Auf ihrem Instagram-Kanal zeigt sie ihre guten Tage, aber auch jene, an denen sie die Erkrankung fest im Griff hat. Bis zum November 2021 war Julia Davids aus Peine in Niedersachsen Rettungssanitäterin, stand mitten im Leben, war sportlich – und großer Yoga-Fan. Im Rettungswagen steckte sie sich im November 2021 mit dem Coronavirus an.

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Ihr Krankheitsverlauf war moderat, sie landete nicht im Krankenhaus. Doch bis heute leidet sie an Sprachstörungen, die man auch als „neurogenes Stottern“ bezeichnet sowie am Fatigue-Syndrom (Erschöpfungssyndrom), an chronischer Müdigkeit und diversen Grippe-Beschwerden. Besonders die diffusen Symptome machen ihr zu schaffen. „Mir tut dann die Haut tut weh und ich kann kein Wasser ertragen“, schildert Davids. Die Post-Covid-Diagnose bekam sie im Januar 2022. Bei ihr wurde die Erkrankung als Arbeitsunfall anerkannt, daher kommt die Berufsgenossenschaft aktuell für ihren Lebensunterhalt auf.

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„Ich kam nicht mehr auf die Beine, konnte nicht mal mehr duschen. Als ich negativ war, war das immer noch so. Ich wusste nicht mehr, wie der Herd angeht“, schildert Davids. Mittlerweile hat sie gute und schlechte Tage. An den schlechten findet sie ihr Telefon im Kühlschrank. „Doch mein innigster Wunsch ist es, wieder in den Rettungswagen steigen zu können“, so Davids. Bis dahin will sie stark bleiben, auch wenn es in ihrem Umfeld Bekannte gibt, die das nicht sind. „Mein Handy ist stiller als früher“, sagt Davids.

Julia David
Julia Davids (40) aus Peine an einem ihrer guten Tage – und auf die will sich die Post-Covid-Patientin konzentrieren.
Julia David/privat

Julia Davids mit wichtiger Botschaft: „Wünsche mir mehr Feingefühl“

Manche Menschen seien unsicher im Umgang mit Post-Covid-Patienten, andere schlichtweg ignorant oder unwissend. „Ich wünsche mir, dass die Krankheit ernst genommen wird und den Betroffenen mehr Feingefühl entgegengebracht wird“, appelliert die 40-Jährige.

An ihren guten Tagen geht sie in die örtliche Bäckerei und bestellt ihr Brot selbst – die Mitarbeiter freuen sich mit ihr über ihre Fortschritte. „Und das tut richtig gut“, so Davids abschließend.