Was ihr für eure Altersvorsorge wissen solltetEndlich mehr Zinsen - sollte ich jetzt eine Lebensversicherung abschließen?

Ende einer jahrelangen Talfahrt!
Die Zinsen für Lebensversicherungen dürften 2024 in der Breite wieder steigen. So weit, so gut! Verbraucherschützer hätten sich allerdings mehr gewünscht und Experten raten zu anderen Anlagen für die Rente. Was ihr jetzt wissen solltet!
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„Der Trend zeigt nach oben"

Es waren Jahre der Flaute, aber jetzt können Altersvorsorge-Sparer wieder mit höheren Zinsen für Lebensversicherungen rechnen. „Der Trend zeigt nach oben. Viele Anbieter gehen diesen Schritt“, sagt Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata. Erste Versicherer, darunter Branchenprimus Allianz Leben, haben die laufende Verzinsung fürs kommende Jahr bereits angehoben. „Der Zins ist zurück. Davon profitieren alle Angebote“, sagt Vorstandsmitglied Volker Priebe. Verbraucherschützer sind aber noch nicht super happy, sie sehen „Luft nach oben“.

Versicherungsexperte Heermann rechnet bei klassischen privaten Rentenversicherungen mit einer Erhöhung der laufenden Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung auf durchschnittlich etwa 2,45 Prozent - nach 2,2 Prozent in diesem Jahr. „Das ist ein deutliches Signal, nachdem es in diesem Jahr noch eher zaghaft nach oben gegangen ist“, sagt der Experte. Bei Produkten mit abgespeckter Garantie könnte die laufende Verzinsung auf 2,5 Prozent steigen.

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„Man bekommt für Tagesgeld inzwischen mehr als bei der Überschussbeteiligung“

Das reicht noch nicht, findet Lars Gatschke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen: „Man bekommt für Tagesgeld inzwischen mehr als bei der Überschussbeteiligung.“ Ein wichtiger Grund dafür, dass es nicht schneller geht, ist aus seiner Sicht der Kapitalpuffer - im Fachjargon Zinszusatzreserve genannt. Lebensversicherer mussten den Puffer in der Zinsflaute aufbauen, um die hohen Versprechen von bis 4 Prozent für Altverträge abzusichern. Dieses Geld konnte nicht an die Kunden ausgeschüttet werden. „Beim Abbau der Zinszusatzreserve wäre mehr drin, wenn die Auflösung schneller gehen könnte. Davon könnten Kunden bei der Überschussbeteiligung profitieren“, sagt Gatschke.

Experte Herrmann sieht hier aber eher einen langwierigen Prozess. „Versicherer können ihre langfristig angelegten Gelder nicht von heute auf morgen komplett umkrempeln.“ Ein Großteil des Geldes der Versicherungen steckt in vergleichsweise niedrig verzinsten Anleihen mit guter Bewertung und langen Laufzeiten aus den vergangenen Jahren. Deren Marktwert ist durch die stark gestiegenen Zinsen gesunken.

Dadurch sind stille Lasten in Bilanzen entstanden. Würden die Versicherer die Papiere vor Ablauf der Fälligkeit verkaufen müssen, würden sie damit Verluste machen. Die Wahrscheinlichkeit von Verlustverkäufen im großen Stil hält Heermann zwar für sehr gering. Die stillen Lasten würden die Unternehmen aber zur Vorsicht zwingen.

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Wie berechnet sich der Zins bei einer Lebensversicherung?

Die laufende Verzinsung setzt sich zusammen:

  • aus der Überschussbeteiligung, über deren Höhe die Versicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie entscheiden.

  • aus dem vom Bundesfinanzministerium festgelegten Höchstrechnungszins - auch Garantiezins genannt.

  • Die laufende Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil unter anderem nach Abzug von Abschluss- und Vertriebskosten. Hinzu kommt am Ende der Laufzeit des Vertrages der Schlussüberschuss.

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Wie sorge ich am besten fürs Alter vor?

Saidi Sulilatu, Co-Chefredakteur Finanztip: "Eine Alternative zu einer Lebensversicherung wäre ein weltweiter Aktien-ETF, gestreut über viele hunderte Aktien als monatlicher Sparplan."
Saidi Sulilatu, Co-Chefredakteur Finanztip: "Eine Alternative zu einer Lebensversicherung wäre ein weltweiter Aktien-ETF, gestreut über viele hunderte Aktien als monatlicher Sparplan."
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Aber lohnt es sich wegen der steigenden Zinsen, deswegen jetzt eine Lebensversicherung abzuschließen?

Nicht unbedingt, erklärt Saidi Sulilatu, Co-Chefredakteur Finanztip im RTL-Interview. Lebensversicherungen sind insofern keine gute Wahl, weil die Mindestverzinsung noch lange unterhalb der Inflationsrate liegt. Ein Neuvertrag lohnt sich nur unter bestimmten Bedingungen, so der Finanzexperte:

„Solche Produkte können sich in bestimmten Formen, z. B. als Riestervertrag und als betriebliche Altersvorsorge lohnen, wenn ich zum einen als Riester hohe Zulagen vom Staat bekomme, weil ich z. B. viele Kinder habe oder weil ich vom Arbeitgeber in der betrieblichen Altersvorsorge viel dazu kriege. Da kann das schon Sinn machen“, erklärt der Experte.

Wer allerdings nicht auf solche Zuschüsse hoffen kann, dem empfiehlt der Fachmann:

„Eine Alternative zu einer Lebensversicherung wäre ein weltweiter Aktien-ETF, gestreut über viele hunderte Aktien als monatlicher Sparplan. Und aus dieser Kombination von ETF und Tagesgeld habe ich eine günstige Altersvorsorge gebaut.", so Sulilatu.

Unter bestimmten Umständen kann eine Lebensversicherung also sinnvoll sein. Aktien sind aber meist lukrativer. (eku/mit dpa)

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