Lage im Gesundheitswesen weiter angespannt

Weniger Klinik-Übernachtungen: Lauterbach will Krankenhäuser entlasten

ARCHIV - 19.01.2021, Sachsen, Pulsnitz: Intensivpflegerinnen sind in Schutzkleidungen auf der Covid-19 Intensivstation einer Klinik mit der Versorgung von Corona-Patienten beschäftigt. Derzeit werden überdurchschnittlich hohe Personalausfälle in den Kliniken beklagt. Fast drei Viertel der Krankenhäuser berichten von höheren Personalausfällen in patientennahen Bereichen als um diese Jahreszeit üblich, wie aus einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts unter mehr als 240 Kliniken von Mitte der Woche hervorgeht. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Pflegepersonal und Ärzte arbeiten am Anschlag. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant Kliniken künftig zu entlasten.
ert fgj fdt, dpa, Robert Michael

Die Rufe nach Gesundheitsreformen werden lauter. Personalmangel und Dauerüberlastungen sollen bald der Vergangenheit angehören. Zumindest wenn es nach den geplanten Reformen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht.

Reform der Fallpauschale dringend nötig

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will in den kommenden Tagen mit den Bundesländern über eine Entlastung der Krankenhäuser sprechen. Es gehe dabei um die Herausnahme von Kinderkrankenhäusern aus den Fallpauschalen, um eine bessere Versorgung in der Geburtshilfe und die Erbringung von Leistungen in Kliniken, ohne dass Patienten übernachten müssten, sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend im ZDF-„heute journal.“ „Das setzt natürlich Pflegekräfte frei.“

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Bald weniger stationäre Aufnahmen?

Es gebe in Deutschland 50 Prozent mehr stationäre Aufnahmen als in den umliegenden Ländern, ohne dass dies die Qualität der Versorgung verbessere, sagte Lauterbach. Es werde viel stationär gemacht, was eigentlich ambulant gemacht werden könnte ohne Übernachtung. „Das ist eine große Reserve“, so Lauterbach. Am Montag tagt die Gesundheitsministerkonferenz der Länder.

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Lauterbach: Über Jahre nichts passiert!

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigt eine Reform der Fallpauschale an.
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Hinzu komme eine große Reform, um die Fallpauschalen zu überwinden, kündigte Lauterbach an. Mit diesen Pauschalen werden definierte Behandlungen mit einer bestimmten Vergütung unterlegt. Über Jahre sei hier nichts passiert. Die Reform will Lauterbach innerhalb der nächsten zwei Monate vorstellen. Eine zuständige Kommission habe dazu mehr als 40 Mal getagt.

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Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Mehr Medizinstudenten müssten ausgebildet werden

Es fehlt nicht nur an Pflegepersonal. Lauterbach beklagte zudem, dass Deutschland zu wenige Ärzte habe. Die Zahl der Medizinstudenten müsste um bis zu 5.000 pro Jahr erhöht werden. Es gebe nicht genügend Ärzte für die anstehende „Bedarfswelle“, wenn nämlich die „Babyboomer alt werden“. Die Frage der teuren Ausbildung müsse mit den Bundesländern entschieden werden. Die weigerten sich bisher aus finanziellen Gründen, die Ausbildung von Medizinstudierenden zu fördern. Diese sei „schlicht und ergreifend zu teuer“, erklärte der Bundesgesundheitsminister.

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Corona verschärft das Problem

Die Pandemie hat die Missstände im deutschen Gesundheitssystem zuletzt deutlich gezeigt. An der Zahl der mit COVID-19 eingelieferten Patienten hat sich über die vergangenen Wochen nicht viel geändert.Der Arbeitsaufwand ist weiterhin hoch. „Die Intensivstationen sind überlastet. Sie sind schon lange überlastet“, resümiert Lauterbach im ZDF heute journal und erkennt weitreichende Probleme für das medizinische Personal: „Da ist Personal abgebaut worden, weil die Menschen es nicht mehr durchgehalten haben.“

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Um zumindest für kurzfristige Entlastung in medizinischen Einrichtungen zu sorgen, hatte Lauterbach zuletzt über die Wiedereinführung von Maßnahmen öffentlich gesprochen. Allerdings sei das „von den Ländern zu entscheiden. Die Instrumente sind alle vorbereitet“, erklärt Lauterbach und verweist damit auf Maßnahmen wie etwa die Maskenpflicht. Die generell missliche Lage im Gesundheitssystem werden diese Maßnahmen aber langfristig nicht verändern können. Dafür herrschte zu lange Stillstand: "Man muss sagen, 20 Jahre hat sich nichts geändert", beklagt der Bundesgesundheitsminister. (dpa, rdr)

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