Nie mehr unvorbereitet ins Arztgespräch

Warum Sie Ihrem Arzt diese DREI Fragen immer stellen sollten

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Viele Patienten gehen unvorbereitet ins Gespräch mit Ihrem Arzt. Dabei steigt durch die richtigen Fragen die Chance, dass die eigenen Ängste, aber auch Bedürfnisse bei der Behandlung stärker berücksichtigt werden.
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Viele Patienten nehmen Behandlungsempfehlungen ihres Arztes als gegeben hin. Oft auch dann, wenn durch die Therapie eigene Bedürfnisse oder Ängste übergangen werden. Das möchte die Uniklinik Kiel ändern. In einem Modellprojekt hat sie erprobt, wie das gemeinsame Entscheiden von Arzt und Patient gelingen kann. Dabei spielen drei Fragen eine zentrale Rolle.

„Shared Decision Making“: Wie das gemeinsame Entscheiden funktionieren kann

Viele Patienten gehen unvorbereitet ins Arztgespräch. Und ärgern sich im Nachhinein, wichtige Fragen nicht gestellt zu haben. Manche Menschen scheuen sich aber auch davor, die Zeit ihres Arztes länger als nötig in Anspruch zu nehmen oder dessen Erklärungen durch Rückfragen zu unterbrechen. Nicht selten werden auch Behandlungsempfehlungen unkritisch hingenommen. Das oftmals auch dann, wenn diese den eigenen Wünschen zuwiderlaufen oder dadurch Ängste übergangen werden. Das alles kann nicht nur das Verhältnis zwischen Arzt und Patient stören, sondern auch den Therapieerfolg gefährden.

Genau das möchte die Uniklinik Kiel mit dem sogenannten „Shared Decision Making“ ändern: In einem Modellprojekt wurden Patienten über einen Zeitraum von vier Jahren stärker in Entscheidungen zur eigenen Behandlung einbezogen. Dazu wurden „Ärztinnen und Ärzte in besserer Kommunikation geschult“, erklärt Studienleiter Friedemann Geiger im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. „Für häufig vorkommende Entscheidungen haben wir zusätzlich digitale Entscheidungshilfen entwickelt, die Fragen zu den verschiedenen Behandlungsoptionen verständlich beantworten, zum Teil auch in Videoform“, so der Psychologe weiter.

Pflegekräfte wurden darüber hinaus dafür sensibilisiert, wie sie Patienten im Klinikalltag unterstützen und sie beispielsweise ermutigen könnten, noch einmal nachzufragen, wenn etwas im ärztlichen Gespräch unklar geblieben ist.

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Diese drei zentralen Fragen sollten Sie Ihrem Arzt immer stellen

Die Patienten wurden unter anderem dazu ermutigt, ihrem behandelnden Arzt die folgenden drei Fragen zu stellen:

  • „Was sind meine Möglichkeiten?“

  • „Was sind die Vor- und Nachteile jeder dieser Möglichkeiten?“

  • „Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Vor- und Nachteile bei mir persönlich eintreten?“

Auf diese Weise könnten Patienten die Chance erhöhen, dass der behandelnde Arzt auf Ihre Bedürfnisse eingeht und ihnen mehr als nur eine Behandlungsmöglichkeit anbietet. Weigere sich der Arzt, die Fragen zu beantworten, rät Geiger zu einem Arztwechsel.

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"Shared Decision Making" verbessert die Therapie

Das Ergebnis des Modellprojekts stimmt zuversichtlich. „Wir konnten zeigen, dass sich unsere Patientinnen und Patienten besser vorbereitet gefühlt haben auf Therapieentscheidungen und so eine bessere Gesundheitskompetenz entwickeln konnten“, fasst Geiger zusammen. „Damit können sie die Therapie kompetenter umsetzen und auch auftretende Nebenwirkungen souveräner handhaben.

Laut dem Psychologen empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation „Shared Decision Making“ zur Erhöhung der Patientensicherheit. Doch nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Ärzte zahle sich das gemeinsame Entscheiden langfristig aus: „Bei der Einführung wurden die Gespräche erst einmal länger. Aber zum Projektende waren sie sogar etwas kürzer als vor Beginn.“

Geiger sei zuversichtlich, dass sich das Programm etablieren wird. „Wir bereiten gerade die Einführung am zweiten Standort unseres Klinikums in Lübeck vor. Außerdem hat der Gemeinsame Bundesausschuss das Modellprojekt geprüft und eine Überführung in die allgemeine Regelversorgung empfohlen.“

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