Auch Haustiere haben eine KlimabilanzVeganes Hundefutter & Co: Was bringt das für den ökologischen Pfotenabdruck?

Young woman feeding Switzerland shepherd dog with treats in public park.
Hundefutter: Auch hier kann man auf die Klimabilanz achten
iStockphoto
von Mireilla Zirpins

Tierwohl und Klimawohl im Auge behalten
Zugegeben, ein Hund schmälert jetzt nicht gerade unseren CO2-Fußabdruck. Dafür geben uns unsere Haustiere emotional eine ganze Menge. Und wenn wir ein bisschen darauf achten, was wir ihnen zu futtern geben, fällt die Klimabilanz unserer lieben Vierbeiner schon deutlich besser aus. Aber muss es wirklich vegan sein? Und ist das artgerecht? Das müssen Sie wissen:

Was für eine Co2-Bilanz hat unser Haustier?

„Wenn jemand zur Demonstration für mehr Klimaschutz mit einer 50-Kilo-Dogge geht und dann den Stopp von Kurzstreckenflügen verlangt, ist das eine Doppelmoral", sagt Matthias Finkbeiner, Leiter des Instituts für technischen Umweltschutz der TU Berlin, der Deutschen Presse-Agentur. In Zahlen heißt das: Ein Hund von 30 Kilo wie etwa ein Labrador-Rüde verursacht jährlich rund eine Tonne umweltschädliches Kohlendioxid (CO2)-Äquivalent.

Klick-Tipp: Ihren Fußabdruck inklusive Haustier im CO2-Rechner ermitteln

Um’s einzuordnen: So viel stoßen wir bei einem Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Las Palmas aus, wie der CO2-Flugrechner der Stiftung myclimate kalkuliert. Wollten wir die Klimakrise stoppen, dürften wir Menschen am besten jeder nicht mehr als zwei Tonnen CO2 im Jahr verursachen. De facto sind es laut Umweltbundesamt aktuell in Deutschland mehr als zehn Tonnen pro Kopf pro Jahr. Einen Hund zu halten bedeutet also im Schnitt eine rund zehn Prozent höhere persönliche CO2-Bilanz.

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Was können wir als Herrchen oder Frauchen tun, um die Klimabilanz unseres Haustieres zu verbessern?

Natürlich ist es umweltschädlich, wenn wir dem Hund jede Menge Spielzeug kaufen, ihn mit dem Auto zum Wald fahren, damit er da Auslauf hat, oder wir ihn seinen Kot im Park absetzen lassen. Die Lösung: Einsammeln in einem umweltfreundlichen Beutel und den Hund zu Fuß begleiten. Zum Spielen ein Stöckchen. Eine Studie zur „Ökobilanz des Haustieres“ von der Technischen Universität Berlin wies 2020 nach: Vor allem das fleischhaltige Futter für Vierbeiner schädigt unseren Planeten. Insbesondere das Rindfleisch, das in Hundefutter gern eingesetzt wird, hat eine schlechte Klimabilanz. Die Kühe selbst pupsen klimaschädliches Methan in die Atmosphäre. Dazu ist Rinderwirtschaft auch noch wasserintensiv.

„Indem ich selbst einen Hund halte, fördere ich auch gleichzeitig die Produktion von Massentierhaltung. Denn in der Regel stammt dieses konventionelle Futter aus einer Massentierhaltung, und dadurch wird Leid gefördert“, erläutert Hundeprofi Martin Rütter in seinem RTL+-Podcast „Tierisch menschlich“.

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Vegane Ernährung für fleischfressende Tiere - geht das?

Eine Möglichkeit, auf klimaschädliche fleischhaltige Ernährung zu setzen, ist veganes Tierfutter. Ist das artgerecht? Hundeflüsterer Martin Rütter fand die Vorstellung zunächst „völlig bescheuert“, hat seine anfänglichen Bedenken jedoch abgelegt: „Ich habe mich ja sehr laut und sehr vehement über vegane Ernährung bei Hunden lustig gemacht“, erinnert er sich in seinem Podcast. Doch mittlerweile findet er es „wichtig, das Thema anzugehen“, auch wenn es stark auf die Inhaltsstoffe des einzelnen Futters ankomme. Aber eine pflanzliche Ernährung scheint ihm sinnvoll fürs Klima – und fürs Tierwohl.

Je nach Zutat fällt die Klimabilanz für veganes Futter deutlich besser aus: Bei der Erzeugung von einem Kilo Erbsenprotein entstehen vier Kilo CO2-Äquivalente. Bei der gleichen Menge Rinderprotein sind es 350 Kilogramm.

Hundefutter aus Insekten

Es spricht nichts dagegen, dass Hunde Insekten fressen. Insektenlarven sind reich an Fetten und Proteinen. Insektenbasiertes Futter kann für allergiegeplagte Hunde eine verträglichere Alternative zu fleischhaltigen Produkten sein. Der Nachteil: Insektenfutter hat seinen Preis.

Biotechnologe Harald Wedwitschka lobt insektenbasierte Tiernahrung auf der Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung als nachhaltiger im Vergleich zu herkömmlichem Futter. Nina Brakebusch, Fachreferentin für interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund hingegen moniert, dass die Insekten extra fürs Futter gezüchtet und getötet würden, wohingegen für herkömmliches Hundefutter oft Fleischabfälle aus der Produktion für Menschen genutzt würden: „Es gibt keinen Grund, am Schmerzempfinden der Insekten zu zweifeln.“

Die Stiftung Warentest hat im Juni-Heft 2023 Hundefutter auf Insektenbasis gecheckt. Nicht alle Futter punkten. Einige enthielten zu wenige Mineralstoffe und Vitamine – mangelhaft! Überzeugt haben die Tester vor allem Trockenfutter:

  • Fressnapf Select Gold Extra Sensitive Medium Adult mit Insektenprotein – Note 1,3

  • BegBuddy Insektor Columbo – Note 1,4

  • Greenwood Insects – Insects are in – Note 1,4

Weitere gute Insektenfutter und den ganzen Test können Sie hier kostenpflichtig abrufen

Wenn es schon Fleisch sein muss: für die Umwelt besser Trockenfutter als Nassfutter

Hund mit Hundefutter
Mit unseren Tipps bekommen Sie Tierfutter für Hund und Katze günstiger
Charles Mann, iStockphoto

Eine Studie aus dem brasilianischen Sao Paulo hat den ökologischen Fußabdruck verschiedener Futterformen für Hunde und Katzen untersucht und kommt zu dem Ergebnis: Wenn schon Fleisch, dann ist Trockenfutter für Haustiere erheblich umweltfreundlicher als Nassfutter. Das Trockenfutter für einen Hund von zehn Kilogramm verursacht demnach in Brasilien 828 Kilo CO2-Äquivalente. Gleicher Hund, aber mit Nassfutter gefüttert: 6.541 Kilogramm – fast das Achtfache. Erschienen ist die Studie 2022 im Fachjournal „Scientific Reports“.

Hundetrend BARFen: Ist das gut für die Umwelt?

Seit einigen Jahren ein Riesenhundetrend: BARF – kurz für biologisch artgerechte Roh-Fütterung. Dabei bekommen die Tiere, meist Hunde, hochwertiges rohes Fleisch. Klingt gut wegen des „biologisch“ im Namen, aber Experten schätzen, dass der ökologische Fußabdruck dieses Fütterungstrends doppelt so hoch ist wie der eines durchschnittlichem Nassfutters. Das liegt schon daran, dass der Fleischanteil beim BARFen viel höher ist als beim Dosenfutter, das meist noch mit Gelatine und anderen Zutaten gestreckt ist. Kritiker halten die Methode wegen der Bakteriengefahr im rohen Fleisch für bedenklich

Lese-Tipp: Warum Barfen auch für den Menschen gefährlich sein kann

Was ist also die nachhaltigste Lösung, die auch gut für unseren Hund ist?

Wer nicht komplett auf Fleisch für seinen Vierbeiner verzichten will, kann auf einen Mix setzen aus pflanzenbasierten und fleischhaltigen Mahlzeiten – und vielleicht zwischendrin sogar was mit Insekten.

Achten Sie darauf, ob die Verpackung recycelbar ist und wie viel Müll entsteht: Feuchtfutter kommt oft in Konservendosen oder Aulschalen, es gibt neuerdings aber sogar Nassfutter zum Selbstanrühren in der Papiertüte. Checken Sie auch die Zutatenliste. Das Futter sollte möglichst natürlich sein – mit Zutaten aus dem eigenen Land oder der eigenen Region, ohne Gluten, Zucker, Farb- oder Konservierungsstoffe. Das Fleisch sollte aus artgerechter Freilandhaltung stammen, der Fisch aus nachhaltigem Fang.

Hundefutter kann man übrigens auch selbst machen – wir haben’s getestet. Das Ergebnis sehen Sie im Video.