Boxer kämpfen für die Ukraine
Im Krieg gegen Putin: Das sind Vasiliy Lomachenko und Oleksandr Usyk
Vitali und Wladimir Klitschko? Kennt in Deutschland natürlich jeder. Oleksandr Usyk und Vasiliy Lomachenko sind dagegen wohl eher eingefleischten Sport- respektive Boxfans ein Begriff. Wer sind die beiden ukrainischen Boxer, die im Krieg gegen Russlands Diktator Wladimir Putin zur Waffe greifen? Spoiler: Zwei absolute Ausnahmekönner, die schon jetzt einen ähnlichen Legendenstatus haben wie die Klitschkos.
Beeindruckende Amateur-Karrieren
Um zu verstehen, wie gut Vasily Lomachenko und Oleksandr Usky boxen können, reicht schon ein kurzer Blick auf die Amateur-Statistik der Ukrainer. Lomachenko gewann von 397 Duellen 396 – eine außerirdische Bilanz! Usyk verlor von 350 Kämpfen lächerliche 15.
Was den Eindruck dieser Zahlen noch verstärkt: Im olympischen Boxen dauern die Kämpfe deutlich kürzer als im Profigeschäft. Meist sind sie nur auf drei Runden angesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, einen Kampf zu verlieren, ist deshalb ungleich höher als im Profigeschäft, wo die Boxer nur ein paar Mal im Jahr in den Ring klettern, dafür aber – wenn es um Titel geht – über zwölf Runden gehen.
Bei Olympia zeigten sich die Ukrainer von ihrer besten Seite und wurden mit Gold belohnt. Lomachenko eroberte 2008 und 2012 Olympia-Gold im Leicht- und Federgewicht, Usyk 2012 im Schwergewicht.

Usyk demontierte Joshua
Als Preiskämpfer sind die ukrainischen Ausnahmekönner nicht weniger erfolgreich. Lomachenko wurde schon in seinem dritten Kampf Weltmeister im Federgewicht. In seinem siebten Auftritt schnappte er sich den Superfedergewichts-, im zwölften Kampf den Leichtgewichts-Titel.
Usyk vereinigte in seinem 15. Profi-Kampf alle bedeutenden Titel im Cruisergewicht (bis 90,2 kg), vergangenen Herbst demontierte die „Katze“ Englands Ring-Darling Anthony Joshua, krönte sich zum dritten ukrainischen Schwergewichts-Champion nach den Klitschkos.
Mit anderen Worten: Lomachenko und Usyk sind zwei absolute Box-Koryphäen – die jetzt im Krieg sind. Gegen Kreml-Tyrann Wladimir Putin.
"Matrix-Boxer" made in Ukraine
Lomachenko und Usyk sind befreundet, Vasiliys Vater Anatoliy trainiert die beiden. Im Ring bestechen sie mit einer erstaunlichen Beinarbeit, schwirren geradezu um ihre Gegner herum. So „kreieren“ Lomachenko und Usyk Winkel, aus denen sie ihre blitzschnellen Fäuste abfeuern.
Weil er Keanu-Reeves-mäßig seine Gegner eindeckt, taufte die Box-Presse Lomachenko als „Matrix-Boxer“. Und Usyk? Man könnte sagen: Der 1,91-Meter-Mann ist die Schwergewichts-Version von Leichtgewicht Lomachenko (1,66 Meter, 61 kg).
Erklärungsansätze für die außergewöhnlichen Bewegungsapparate: Lomachenko, der nahe Odessa aufwuchs, wurde als Kind von seinem Vater zum Ballett geschickt, Usyk, auf der Krim geboren, war ein talentierter Fußballspieler.
Krieg statt großer Boxkämpfe
Eigentlich soll(t)en Lomachenko und Usyk in wenigen Monaten wieder auf der großen Boxbühne stehen. Lomachenkos Promoter verhandelten zuletzt über einen Stadion-Kampf gegen Leichtgewichts-Weltmeister George Kambosos im Juni in Australien. Usyk ist vertraglich zu einer Revnache gegen Joshua verpflichtet, die ebenfalls für Frühsommer angedacht ist. Ein großes Stadion in England steht im Raum, ebenso ein „Big-Money-Fight“ in Saudi-Arabien. Daraus dürfte jetzt wohl nichts werden. Es ist Krieg.
Vielleicht hätten es die Ukrainer ihren Box-Helden nicht einmal übel genommen, wenn sie zur Vorbereitung auf ihre Kämpfe im Ausland geblieben wären. Lomachenko und Usyk aber sind aus anderem Holz geschnitzt.
Lomachenko weilte in Griechenland, als der Krieg ausbrach, flog nach Rumänien, fuhr von dort in seine Heimat bei Odessa, wo er sich einem Verteidigungs-Bataillon anschloss. Usyk – der in London über das Joshua-Rematch verhandelte – reiste ebenfalls in die Heimat zurück. Auch er meldete sich in Kiew bei einer Einheit, um die Stadt, in der Vitali Klitschko Bürgermeister ist, zu verteidigen.
So machen im Jahr 2022 diese Bilder die Runde: Zwei der besten Boxer der Welt. Uniformiert. Mit Waffe. Bereit, gegen einen Tyrannen in den Krieg zu ziehen und ihr Leben für die Ukraine zu lassen. (mar)