Weil die Infrastruktur zerstört ist, kochen Frauen draußen auf improvisierten Feuerstellen
Überleben im Krieg: „Wir fühlen uns nicht mehr wie Frauen, wir kämpfen einfach nur ums Überleben"
Während Deutschland der Ukraine zusammen mit internationalen Partnern umfassende Hilfen für den Winter und den Wiederaufbau zugesagt hat, kämpfen die Menschen dort ums nackte Überleben. Ohne Strom und Gas ist der Alltag in den zerstörten Städten hart. RTL-Reporterin Kavita Sharma war in Kujansk, im Osten der Ukraine. Draußen auf offenem Feuer kochen – das ist inzwischen dort leider völlig normal, wie sie zeigt. Die ganze Reportage sehen Sie im Video.
Lese-Tipp: Alle Entwicklungen im Ukraine-Konflikt lesen Sie auch in unserem Live-Ticker.
Ukrainischer Minister: Versorgung mit Strom und Energie muss jetzt gesichert werden
Fast 300 russische Raketen und Drohnen haben die Ukraine alleine in den vergangenen zwei Wochen getroffen. 40 Prozent der Energie-Infrastruktur sollen zerstört sein. Täglich gibt es Stromausfälle. „Es ist wichtig zu verstehen, dass ungeachtet des Krieges der Wiederaufbau jetzt beginnen muss“, sagte der Minister für regionale Entwicklung, Oleksij Tschernyschow, der Deutschen Presse-Agentur. Die Versorgung mit Strom und Energie müsse vor dem Winter gesichert und Wohnraum geschaffen werden.
Der Alltag vieler Menschen in der Ukraine ist derzeit nur von einem geprägt: Überleben. Es sind Bilder, die an ein Leben vor hundert Jahren oder mehr erinnern. Frauen wie Galina oder Nadjeschda aus Kupiansk hacken Holz, damit sie auf einer improvisierten Kochstelle im Garten Essen zubereiten können. Es ist eine mühsame Arbeit. Galina sagt, der Krieg habe ihr auch die Würde geraubt.
„Wir fühlen nichts mehr, wir fühlen uns nicht mehr wie Frauen, wir kämpfen einfach nur ums Überleben.“ Die zwölfjährige Lena kann sich sogar kaum noch an ein normales Leben erinnern: „Es ist ziemlich hart, ich habe schon vergessen, wie wir vor dem Krieg lebten.“
Steinmeier in Kiew: "Ihr könnt Euch auf Deutschland verlassen!"
Viele Städte in der Ukraine sind ähnlich wie Kupiansk von den heftigen Kämpfen zerstört. Die Ukraine steht vor einer Mammutaufgabe, ihr Land wieder aufzubauen.
In Berlin besprechen Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie internationale Experten daher jetzt, wie der Ukraine geholfen werden kann. Von einem Marshall-Plan, wie es ihn nach dem 2. Weltkrieg zum wirtschaftlichen Aufbau Europas gab, ist die Rede. Scholz will diesen schon vor Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine aufstellen. Dies sei „eine Generationenaufgabe, mit der man jetzt beginnen müsse“, sagte er am Dienstag bei der internationalen Wiederaufbaukonferenz. Scholz versprach der Ukraine erneut Unterstützung, solange dies notwendig sei. „In ihrem Kampf für Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität ist die Ukraine nicht alleine.“
Überraschend ist auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in die Ukraine gereist. Auch er verspricht der Ukraine Unterstützung. "Meine Botschaft an die Menschen in der Ukraine ist: Ihr könnt Euch auf Deutschland verlassen! Wir werden die Ukraine weiter unterstützen: militärisch, politisch, finanziell und humanitär", erklärte Steinmeier. Bei seinem Besuch wolle er sich bei Begegnungen mit den Menschen im Norden des Landes, ein Bild machen, von ihrem Leben mitten im Krieg. Es ist sein erster Besuch in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar. In der vergangenen Woche war ein Besuch aus Sicherheitsgründen kurzfristig verschoben worden.
„Ich denke, Deutschland kann dabei eine sehr wichtige Rolle spielen“
Tschernyschow betonte, dass der Wiederaufbau gerade in den zurückeroberten Gebieten auch im unmittelbaren deutschen Interesse sei. „Je schneller wir die Infrastruktur wiederherstellen, vor allem die soziale Infrastruktur wie Krankenhäuser, Kindertagesstätten und Schulen, desto schneller kommen die ukrainischen Flüchtlinge zurück.“
Das würde auch die Kosten für die Versorgung von Flüchtlingen in Deutschland verringern. Außerdem biete der Wiederaufbau viele Chancen für die deutsche Wirtschaft. „Ich denke, Deutschland kann dabei eine sehr wichtige Rolle spielen.“ (eku, mit dpa)
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