Züchterinnen und Züchter warnen

Echte Shiba Inus werden Opfer von Krypto-Hype

Shiba inu puppy playing in the sand near the river
Viele Besitzer von Shiba Inus sind mit der Haltung überfordert.
Zoonar | Anton Litvintsev, picture alliance

Die Nachfrage nach Shiba-Inu-Hunden ist derzeit gewaltig. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass sich viele Menschen im Homeoffice einen Hund zugelegt haben. Offenbar hat der Hype um Kryptowährungen mit dem Bild des japanischen Jagdhundes dazu geführt, dass viele Kryptofans ein echtes Exemplar besitzen wollen – obwohl sie von Tierhaltung überhaupt keine Ahnung haben. Jetzt warnen Züchterinnen und Züchter vor einem unüberlegten Kauf.

Shiba Inus sind Jagdhunde

Gezüchtet wurden Shiba Inus ursprünglich in Japan für die Jagd. Das merke man den Hunden bis heute an, warnt Jeri Burnside, Züchterin und Vorstandsmitglied im National Shiba Club of America. „Die meisten Shibas werden niemals hundertprozentig ohne Leine gehorsam sein. Wahrscheinlich wird es niemals sicher sein, mit ihnen zum Hundespielpatz zu gehen, wo sie liebevoll mit anderen Hunden spielen sollen. Sie werden wahrscheinlich Ihre kleineren Haustiere töten", erklärt die Expertin. Kurz: Als Einstieg für unerfahrene Hundebesitzer sind Shiba Inus im Vergleich zu vielen anderen Rassen denkbar ungeeignet.

Doch gerade von unbedarften Neulingen werden Shiba-Inu-Züchter vor allem in den USA derzeit geradezu überrannt. Die Wirtschaftsagentur Bloomberg berichtet von Züchtern, die teilweise 150 bis 200 Anfragen im Monat erhalten. "Alle meine Züchter-Freunde werden derzeit von Welpen-Anfragen überflutet und haben kilometerlange Wartelisten", sagt Jeri Burnside im Interview mit Yahoo Finance. Die meisten dieser Anfragen kämen von Leuten, die auf das Leben mit einem Hund, geschweige denn mit einem Jagdhund wie einem Shiba Inu, kaum vorbereitet seien, zitiert Bloomberg Züchterin Stephanie Abel aus Ohio. Wenn sie die Kunden über all die negativen Seiten der Hunde aufkläre, "dann laufen sie davon".

Doch nicht nur in den USA gibt es reihenweise überforderte Besitzer von Shiba Inus. In Moers am Niederrhein hat eine Frau ihren Shiba Inu über den Zaun des Tierheims geworfen. Sie hatte keine Lust mehr auf ihren Hund. Weitere Informationen zu dem Fall zeigen wir im Video.

Diese Naivität der meisten Neu-Shiba-Fans überrascht nicht, wenn man anschaut, woher diese plötzliche Begeisterung stammt: aus der Kryptowährungs-Szene. 2013 hatten drei Entwickler ursprünglich als Satire die Digitalwährung Doge-Coin geschaffen. Dessen Logo versahen sie mit dem damals zufällig im Internet kursierenden Bild eines Shiba Inus. Von da an verselbstständigte sich zunächst der Hype um Doge-Coin, der in diesem Jahr schließlich zu einer der wertvollsten Kryptowährungen überhaupt aufstieg.

Elon Musk mal wieder Vorreiter: Floki entzückt Fans

Doch bei Doge-Coin blieb es nicht. Der Erfolg zog zahlreiche Nachahmer-Währungen nach sich, von denen eine, die schlicht Shiba Inu heißt, inzwischen selbst zu den Top 10 der Kryptowährungen mit dem höchsten Marktwert gehört. Angeheizt wurde der Hype um die Währungen wie auch die Hunde von niemand Geringerem als dem reichsten Mann der Welt, Elon Musk. Der Kryptofan äußerte sich zunächst im Frühjahr enthusiastisch zu Doge-Coin als "Währung des Volkes", worauf der Kurs förmlich explodierte. Schließlich schaffte er sich selbst einen realen Shiba-Inu-Welpen an. Musk taufte seinen Hund Floki und begeistert nun seit Monaten seine Fangemeinde auf Twitter mit süßen Welpenfotos. Zudem folgten wiederum neue Nachahmer-Kryptowährungen mit Namen wie Floki Inu, Shiba Floki oder Baby Floki Doge.

Während Entwickler mithilfe immer neuer, auf dem Shiba-Inu-Meme beruhender, ansonsten bedeutungsloser Kryptowährungen auf den virtuellen Handelsplattformen Millionen von Dollar einsammeln, tragen lebende Hunde in der Realität die Folgen des Hypes. Seriöse Züchter können die Nachfrage nach den Hunden, die im Durchschnitt nur drei Welpen pro Wurf zu Welt bringen, nicht ansatzweise befriedigen. Expertin Burnside befürchtet daher, dass es zu rücksichtslosen Massenzüchtungen durch "Hinterhof-Züchter und Welpen-Mühlen" kommen werde. Wichtige Standards wie Gesundheits- und Charaktertests bei Zuchthunden drohten in den Hintergrund zu treten.

Bereits bemerkbar macht sich der Hype bei von offensichtlich überforderten Besitzern in den USA zurückgelassenen Shiba Inus. Freiwillige, die sich um solche Hunde kümmerten, seien überwältigt von der sprunghaft gestiegenen Zahl fehlgezüchteter und nicht oder falsch erzogener Shiba Inus, berichtet Burnside. Um dieses Problems Herr zu werden, wendet sich eine Tierschutzorganisation direkt an die Verantwortlichen in der Kryptoszene: Das PAWS Tierheim in Chicago wirbt seit diesem Sommer aktiv um Spenden in Form von Kryptowährungen, darunter Doge-Coin. (ntv/mbo)