Steuert Erdogan sein Land in die Pleite?
Türkische Lira verliert weiter an Wert
Politisch forciert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Streit mit mehreren westlichen Ländern um einen inhaftierten Menschenrechtler, wirtschaftlich steuert das Land durch eine Kette von Fehlentscheidungen in die nächste Krise. Tatsache ist: Die türkische Lira verliert weiter an Wert. Der Dollar markiert mit 9,8545 Lira zu Wochenbeginn ein neues Rekordhoch.
Erdogans Verbalattacken kommen Türkei teuer zu stehen
Nach der unerwartet kräftigen Zinssenkung der türkischen Zentralbank am Donnerstag setzte am Wochenende auch die Verbalattacke des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf die Botschafter Deutschlands, der USA und acht weiterer westlicher Länder der Währung zu. Erdogan hatte den Botschaftern wegen einer Forderung zur Freilassung des Menschenrechtsaktivisten Osman Kavala indirekt mit der Ausweisung gedroht.
Analysten fürchten, dass die aktuellen Entwicklungen zu einer weiteren Verschlechterung der bereits sehr fragilen wirtschaftlichen Verhältnisse in der Türkei führen könnten.
„Der Fall der türkischen Lira ist ein Paradebeispiel für verloren gegangenes Vertrauen der Finanzmärkte“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank die jüngsten geldpolitischen Beschlüsse in Ankara. Anstatt den Abwertungen und der hohen Inflationsrate von knapp 20 Prozent mit Zinserhöhungen zu begegnen, hätten die Notenbanker die geldpolitischen Zügel gelockert. „Vertrauensbildende Maßnahmen sehen anders aus“, sagte Gitzel.
Am Freitag hat die Notenbank von Russland völlig anders auf den starken Preisdruck im Land reagiert. Auch in Russland ist die Inflationsrate zuletzt gestiegen, wenngleich sie mit 7,4 Prozent bei weitem nicht so hoch ist wie die Teuerung in der Türkei. Die russischen Währungshüter haben am Freitagmittag mit einer unerwartet starken Erhöhung des Leitzinses reagiert und damit dem Kurs des Rubel im Handel mit dem Euro und dem Dollar Auftrieb verliehen. (dpa/reuters/aze)