Wie man sie erkennt und entlarvt - und was sie so gefährlich machtFalsche Freunde? Wie ihr toxische Freundschaften erkennt

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Wahre Freundschaft - oder toxisch? So entlarvt ihr diejenigen in eurem Umfeld, bei denen ihr nicht sicher seid.
Prostock-Studio

Zwischenmenschliche Beziehungen sind manchmal ganz schön kompliziert!
Habt ihr auch Leute im Freundeskreis, bei denen ihr euch denkt: Irgendwie schadet diese Person mir mehr, als dass sie mein Leben wirklich bereichert? Kein Wunder, denn neben toxischen Partnern gibt es natürlich auch toxische Freunde, die sich teils besser, teils schlechter tarnen. Doch wie entlarvt man sie? Was macht das Miteinander so giftig und wie wird man sie wieder los?
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Deswegen sind toxische Beziehungen und Freundschaften so gefährlich

Für Psychologe Rolf Schmiel ist klar: Toxische Beziehungen und Partnerschaften sind aktuell ein großes Thema. Trotzdem möchte er im RTL-Interview klarstellen: „Wenn Beziehungen nicht so laufen, wie wir uns das eigentlich gewünscht hätten, ist häufig die Rede von ‘toxisch.’ Aber: Nicht jede Beziehung, die scheitert, ist direkt toxisch.“ So ist es auch der Fall beim Thema Freundschaft.

Es ist wichtig zu wissen, so der Experte, dass sowohl zu einer toxischen Beziehung, als auch zu einer toxischen Freundschaft, immer zwei Personen dazu gehören: „In jede Form von Beziehung – sei es Partnerschaft oder Freundschaft – bringt jeder seine Anteile mit. Es ist nicht nur einer von beiden derjenige, der sich plötzlich als ‘Täter’ entpuppt. Meist eröffnet der Andere ihm auch erst die Möglichkeiten zu der Tat.“

Was genau bedeutet das genau?

In richtigen toxischen Freundschaften hat meist eine Person ein schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Sie neigt dazu, sich als Freund jemanden auszusuchen, der dominantere Züge hat, erklärt Schmiel. Diese Dominanz zieht an – aber sie ist es auch, die unangenehme Schattenseiten mit sich bringen kann, zum Beispiel wenn die weniger dominante Person nicht gelernt hat, „Nein“ zu sagen oder sich entsprechend abzugrenzen. „Genau so entsteht irgendwann ein Strudel, der einen in eine toxische Beziehung oder Freundschaft bringt, aus dem man so schnell nicht mehr herauskommt. Das ist wie ein schleichendes Gift.“

Das Perfide: Der toxische Partner oder Freund merkt meist ganz genau, wenn er aufzufliegen droht, sodass er sich wieder anpasst und wieder von seiner besten Seite präsentiert. Ein weiteres Problem: „Toxische, zwischenmenschliche Beziehungen machen auf eine Art süchtig. Und auch deswegen finden wir so schlecht wieder heraus“, so der Experte.

Lese-Tipp: Toxische Beziehung: Bin ich selbst etwa der toxische Part?

Im Video: Warum uns Freunde gut tun

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SO erkennt ihr eine toxische Person in eurem Umfeld

Bei Freundschaften gibt der Psychologe doch zunächst Entwarnung: „Bei echten – vor allem langjährigen – Freundschaften ist es eigentlich selten, dass die sich tatsächlich als toxisch entpuppen.

Meist sind es eher die neueren Bekanntschaften in unserem Umfeld. „Da sind die Grenzen fließend, ähnlich wie in einer Beziehung. Wenn jemand – also der neue Bekannte – besonders toll ist, himmeln wir ihn an; es ergeben sich Abhängigkeitsverhältnisse. Die toxische Person kann das ausnutzen und uns gegebenenfalls verletzen.“

Als eindeutigstes Zeichen, mit dem ihr herausfinden könnt, ob sich wirklich ein toxischer Freund in ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis tummelt, empfiehlt Schmiel Folgendes: „Wer zu viel gibt, aber zu wenig zurückbekommt, der ist in einer Situation, die problematisch ist. Das muss zwar nicht direkt toxisch sein, aber problematisch ist es definitiv.“

Das macht Sinn, denn schenkt ihr eurem Freund eure kostbare Zeit, Aufmerksamkeit und bringt viel Verständnis auf, ohne, dass das bemerkt – geschweige denn wertgeschätzt – wird – dann solltet ihr euer Verhältnis noch einmal überdenken. „Wenn der ‘toxische Part’ sein Ding durchzieht, ohne darauf Acht zu geben, wie Sie sich fühlen oder was Sie denken UND Ihnen dann noch ein schlechtes Gefühl gibt, wenn Sie etwas dazu sagen, dann könnte man durchaus von toxisch sprechen.“

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Was steckt hinter toxischen Freundschaften?

Diese Antwort des Experten kommt überraschend: „In den meisten toxischen Freundschaften steckt ein unterbewusstes Partnerschaftsbedürfnis. Ansonsten würde man bestimmte Spielchen nicht mit sich machen lassen. Auch das muss nicht immer der Fall sein, aber in vielen Fällen zeigt sich so eine partnerschaftliche Sehnsucht“, offenbart Schmiel.

Oder aber man weiß schon von Beginn an, dass diese neue Freundschaft eigentlich nicht stimmig sein kann.

Wie das aussieht? „Man freundet sich mit jemandem an, der aus einem völlig anderen sozialen Umfeld kommt. Es entsteht eine Freundschaft, obwohl man im Inneren bereits spürt: ‘Hier stimmt etwas nicht.’“

  • Würde zum Beispiel konkret heißen: Ihr trefft jemanden, der einen hohen Status und viel Geld hat. „Da weiß man eigentlich – wenn man wirklich ehrlich zu sich wäre – dass man da auf Dauer vielleicht nicht mithalten kann. Ein nicht-zugegebener Wunsch nach persönlicher Aufwertung durch den Anderen könnte hier das Motiv sein und dass man selbst durch die Freundschaft beliebter wird.“

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Eure Meinung ist gefragt!

„Explosive Mischung entsteht wie im Chemiebaukasten“

Das Problem, das sowohl bei toxischen Beziehungen als auch bei toxischen Partnerschaften besteht, ist das fehlende Eingeständnis der eigenen Motive. Die Sehnsucht, dass etwas ehrlich gemeint ist, ist meist zu groß, als dass man etwas ändern wollen würde. Und genau deswegen lässt man sich darauf ein.

Trotzdem betont der Psychologe, dass eine Person per se nicht toxisch ist: „Das ist wie bei einem Chemiebaukasten: Die einzelne Person, also quasi die einzelne Chemikalie, muss gar nicht das Problem sein – sondern viel mehr die Mischung aus beiden Partien. Was dann zusammen kommt, kann mitunter explosiv und problematisch werden. Erst das Zusammenspiel mit einer anderen Person kann ein harmonievolles Miteinander unmöglich machen.“

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Der wichtigste Mensch seid immer noch ihr selbst!

Es gibt jedoch einen wichtigen Tipp, den ihr befolgen könnt, der auch dem Psychologen auf dem Herzen liegt. „Suchen Sie Ihr Glück nicht im Außen, sondern werden Sie erst einmal glücklich mit sich selbst. Man sollte sich selber lieber akzeptieren und eine gute Zeit mit sich haben.“ Wenn ihr euch daran haltet, werdet ihr für euer Umfeld und etwaige toxische Beziehungen und Freundschaften weniger angreifbar. Sobald ihr euch wohlfühlt in euer eigenen Haut, ist es leichter, toxische Fallen zu umgehen.

Auch das Arbeiten am eigenen Selbstwertgefühl sieht Schmiel als „beste Lösung, als beste Therapie“, da man sonst immer und immer wieder in dieselben Strukturen gerät.