Rita Süssmuth im exklusiven Interview

"Was wird alles noch vernichtet werden?"

von Philipp Sandmann

Die ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundestages und Bundesfamilienministerin, Rita Süssmuth (CDU), hat Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel verteidigt. Auf die Frage, was vom politischen Erbe Merkels übrigbleibe, vor allem wegen der heute fragwürdigen Entscheidungen ihrer Russland-Politik, sagte Süssmuth in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv: „Für mich bleibt eine Menge.“
Süssmuth fügte hinzu: „Sie hat immer versucht, noch Wege des Ausgleichs zu finden.“ Die CDU-Politikerin sagte, dass man sich auch in die „Lage der damals Handelnden“ hineinversetzen müsse.
Man habe nicht jede Entwicklung voraussehen können: „Putin möchte zurück haben, was andere freigegeben haben. Und in der Situation stecken wir heute, die war so nicht in allem vorauszusehen. Richtig ist, dass sich seit Putins Herrschaft die Dinge maßgeblich verändert haben“, sagte Süssmuth.
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Brauchen ein "Schweigen der Waffen"

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine warnte Süssmuth vor einer Eskalation. Man müsse hinterfragen, was schwere Waffen bewirken könnten: „Waffen und noch mehr Waffen: Sie sollen eingesetzt werden, um einen Stillstand zu erreichen. Da frage ich mich gleichzeitig: Was wird alles noch vernichtet werden?“

Süssmuth sprach eine „dringende Warnung“ aus, alles zu unterlassen, was eine weitere Ausweitung des Krieges in der Ukraine befeuern könnte. Die CDU-Politikerin forderte, dass „alle Beteiligten“ über ein „Schweigen der Waffen“ nachdenken müssten.

Am Dienstag hatte die deutsche Bundesregierung angekündigt, grünes Licht für die Lieferung von „Gepard“-Panzern an die Ukraine von der deutschen Rüstungsindustrie zu geben.

"Alle Schrecken der Kindheit wieder lebendig"

Süssmuth sprach ebenfalls über ihre Erfahrungen während des zweiten Weltkrieges, den sie als Kind erlebte: „Alle Schrecken der Kindheit sind wieder so lebendig, als wären sie gestern gewesen. Da sieht man, wie lange so etwas nachwirkt.“

Die ehemalige Bundestagspräsidentin zeigte sich bestürzt darüber, dass in Europa wieder ein Krieg herrsche: „Ich muss sagen: Ich hatte gehofft, dass Europa von weiteren Kriegen verschreckt worden wäre. Aber das Gegenteil ist eingetreten.“ Süssmuth fügte hinzu: „Wir sehen: Dies wird wahrscheinlich nicht der letzte Krieg sein.“

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