Jo-Jo-Effekt vorprogrammiert! Studie: Nach Absetzen von Abnehm-Wirkstoff kommen die Kilos zurück

Cropped image of woman feet standing on weigh scales, on gray background. A tape measure in the foreground
Abnehmen ohne Jo-Jo-Effekt? Das geht offenbar auch mit den entsprechenden Medikamenten nicht.
Getty Images/iStockphoto, vadimguzhva

Einfach ein Medikament einnehmen und langfristig Kilos verlieren?
Das klingt so angenehm wie einfach. Mit Abnehm-Mitteln wie mit der Abnehmspritze Wegovy und Co. scheint das auf den ersten Blick zu funktionieren – allerdings wohl eher nicht langfristig, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Nur langfristige Einnahme von Tirzepatid erfolgreich

Auf Arzneimitteln ruht im Kampf gegen starkes Übergewicht viel Hoffnung, in der Forschung mehren sich allerdings die Hinweise auf einen Jo-Jo-Effekt nach dem Absetzen. So zeigte sich bei dem Wirkstoff Tirzepatid bei Patienten eine deutliche Gewichtszunahme, als sie nach 36-wöchiger Einnahme des Präparats nur noch ein Scheinmedikament erhielten. Das berichtet ein Forschungsteam im Journal „Jama“.

Bei der zweiten Probandengruppe, die das Medikament weiterhin einnahm, purzelten die Kilos hingegen weiter. Für Fachleute kommen die Ergebnisse nicht überraschend.

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Tirzepatid gilt als noch effektiver als Abnehmspritze Wegovy

Tirzepatid ist laut der Studie bisher in den USA für die Behandlung von Fettleibigkeit zugelassen, in der EU bislang nicht. Hierzulande kann es unter dem Namen „Mounjaro“ bisher nur in bestimmten Fällen von Diabetes Typ 2 verwendet werden.

Tirzepatid gilt als noch effektiver als der Wirkstoff Semaglutid („Wegovy“), der in Deutschland bislang meist gemeint ist, wenn es um Abnehmspritzen geht. Ähnlich wie bei Semaglutid-Präparaten sollten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer zusätzlich eine Diät halten und ausreichend körperlich aktiv sein.

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Die Ergebnisse dieser Studie sind nicht repräsentativ.

An der Studie nahmen 670 Patienten in verschiedenen Ländern teil, die zu Beginn fettleibig oder übergewichtig waren. Nach 36 Wochen hätten sie ihr Gewicht im Schnitt um rund 21 Prozent reduziert, berichtet das Team.

Ein Teil der Probanden bekam den Wirkstoff auch im Anschluss und verlor bis Woche 88 der Studie weitere 5,5 Prozent an Gewicht. Einer zweiten Gruppe gaben die Forschenden nach der ersten Phase nur noch ein Placebo: Diese nahm bis zum Studienende wieder deutlich zu. Bei den Probanden wurde aber im gesamten Studienzeitraum immer noch ein Gewichtsverlust von etwa zehn Prozent verzeichnet.

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Nach dem Absetzen des Medikaments folgt der Jo-Jo-Effekt

Die Ergebnisse unterstreichen aus Sicht der Studienautoren, dass die Therapie fortgesetzt werden müsse, wenn man eine Wiederzunahme vermeiden wolle. Mindestens fünf Studien zu verschiedenen Medikamentenklassen - einschließlich der vorliegenden - hätten gezeigt, dass es nach dem Absetzen zu einem deutlichen Jo-Jo-Effekt komme. Darunter sei auch Semaglutid gewesen. Es würden weitere Studien gebraucht, um den möglichen Langzeitnutzen und -risiken von Kurzzeittherapien zu verstehen.

Die Ergebnisse seien „alles andere als überraschend“, sagte Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums in Düsseldorf und verwies auf nahezu identische Studienergebnisse bei Semaglutid. Beachten müsse man noch, dass Studienteilnehmer besonders ausgewählt, motiviert und außerdem in Sachen Lebensstil besonders trainiert worden seien. Wegen der geringeren Betreuung in der täglichen Praxis könnten Patienten nach dem Absetzen der Therapie womöglich sogar schneller wieder zunehmen. „Die Studien zeigen somit eindeutig, die ,Wunderspritzen‘ müssen wohl lebenslang genutzt werden“, sagte Martin.

Die Studie zeigt außerdem, dass Nebenwirkungen relativ häufig sind und meist den Magen-Darm-Trakt betreffen: Übelkeit, Durchfall, Verstopfung. Das ist ähnlich wie bei Semaglutid-Präparaten. Die Schwere wird in der Studie als meist mild bis moderat beschrieben, außerdem wurden die Nebenwirkungen mit der Zeit seltener. Manche Menschen brachen die Studienteilnahme allerdings auch wegen Nebenwirkungen ab. (dpa/akr)