Russische Staatspropaganda richtet sich auch an Kinder

Stern-Auslandsreporterin Bettina Sengling: Mehr als eine Million russische Kinder in Jung-Armee

Mehr als eine Million russische Kinder in Jung-Armee Stern-Auslandsreporterin Bettina Sengling im Talk
04:26 min
Stern-Auslandsreporterin Bettina Sengling im Talk
Mehr als eine Million russische Kinder in Jung-Armee

von Amany Salama

Zu Beginn des Ukraine-Krieges ist die russische Bevölkerung aufgrund des Kriegsvorhabens von Präsident Putin auf die Straße gegangen. Aber: „Der Protest, den es anfangs noch zögerlich gegeben hat, ist ja mittlerweile völlig unterdrückt“, sagt Stern-Auslandsreporterin Bettina Sengling. Wie gefährlich es in der Zwischenzeit geworden ist, sich politisch zu äußern, erläutert sie anhand einer russischen Familie im Interview mit RTL-Reporterin Nele Balgo.

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Kinder nehmen Kalaschnikow-Gewehre auseinander

Putin probiere auf verschiedene Art und Weise, die breite Bevölkerung zu beeinflussen, darunter auch junge Menschen. „Es gibt jetzt mittlerweile eine große Staatspropaganda, die sich auch schon an Kinder richtet.“ Im Unterricht, in „Stunden über das Wichtige“, werde Politik diskutiert und debattiert. Mehr als eine Million russische Kinder seien zudem in der Jung-Armee aktiv, eine Art militärische Pfadfindergruppe — inklusive Uniformen, Märschen und Kämpfen. Außerdem würden Kalaschnikow-Gewehre auseinandergenommen und patriotische Aktionen veranstaltet, um schon früh auf eine militärische Laufbahn in der Armee oder im Staatsdienst hinzuarbeiten.

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Junger Aktivistin drohen zehn Jahre Haft

Während viele Senglings russischer, liberal denkender Kollegen längst aus Russland ausgereist seien, habe sie selbst bis Januar im „Putin-Land“, wie sie es nennt, gearbeitet und verschiedene Einzelschicksale begleitet. Die Stern-Reporterin erzählt unter anderem von einer jungen Frau aus St. Petersburg, die in Supermärkten kleine Zettel, getarnt als Preisschilder, platziert hat, um auf den Krieg in der Ukraine aufmerksam zu machen. „Die russische Armee bombardiert Mariupol“ und „Unsere Soldaten sterben auch im Krieg, wem nützt das?“ habe auf den Zetteln gestanden. Die Frau sei daraufhin von einer Kundin bei der Polizei gemeldet worden. Seit April sitzt sie in Untersuchungshaft, jetzt drohen ihr zehn Jahre Haft.

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