Twitter-Foto mit Anti-Homeless-Spikes polarisiert

Metallstachel gegen Obdachlose: Sparkasse kassiert Shitstorm

Sparkassen-Filiale in München: Metallstachel gegen Obdachlose
Sparkassen-Filiale in München: Fest installierte Metallstachel gegen Obdachlose
RTL

Die Kälte-Klatsche hat Deutschland fest im Griff: Überall Temperaturen um den Gefrierpunkt, in einigen Teilen des Landes sogar noch weit darunter. Für obdachlose Menschen ist diese Wetterlage besonders hart – wenn nicht sogar lebensbedrohlich. Um die Nächte zu überleben, suchen sie nach warmen Übernachtungsmöglichkeiten – und das sorgt für Unmut. Eine Filiale der Sparkasse München ergriff gezielte Maßnahmen gegen obdachlose Übernachtungsgäste – und kassiert jetzt einen riesigen Shitstorm.
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Kritik an Anti-Homeless-Spikes einer Sparkassen-Filiale in München

Von Taubenspikes zu Anti-Homeless-Spikes: In einer Sparkassenfiliale in Bayern sollen die Obdachlosen ferngehalten werden – wie sonst anderswo die Vögel. Befestigte Metallstacheln machen es möglich und verhindern, dass sich Menschen dort auf den Boden legen können. Diese Maßnahme sorgt auf Twitter für extreme Kritik. Darf Obdachlosen der Aufenthalt auf diesem Wege verwehrt werden?

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Das Foto wurde von Ronen Steinke, einem Autor der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ), gepostet. Er schreibt in seinem Tweet: ⁩“Shame on you, für diese nachträglich angebrachten Zacken.“ Weiter fügt er hinzu: „Wenn ein Obdachloser nachts in eurem Schalterraum schlafen möchte, dann nicht, weil es ihm zu gut geht.“ Damit entfacht er eine feurige Debatte – und die geht in beide Richtungen.

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Debatte mit politischer Prominenz

Innerhalb weniger Stunden ging der Tweet viral, erhielt Likes im fünfstelligen Bereich und wurde vielfach retweetet. Die Meinungen sind gespalten – viele reagieren bestürzt auf die Anti-Obdachlosen-Maßnahme. Auch der bayerische Grünen-Politiker Peter Heilrath meldet sich zu Wort: „Pünktlich zum Winteranfang werden Obdachlose von der Sparkasse München ausgesperrt. Ekelhaft“, urteilt er.

Doch auch die Gegenseite wird von den Usern vertreten. Ihr stärkstes Argument: Die Maßnahmen dienen der Sicherheit der Kunden. Viele würden sich nicht in einen kleinen Schalterraum trauen und dort Geld abzuheben, wenn dort ein Obdachloser liegen würde. Auch gegen SZ-Autor Steinke wird gewettert: „Wollen Sie nicht ein Foto vom Foyer der Süddeutschen posten, ob dort die Übernachtungsmöglichkeiten für Obdachlose angemessen sind“, schreibt ein User.

Sparkasse reagiert: Kunden sprechen von "mangelndem Sicherheitsempfinden"

Auf RTL-Anfrage erklärt ein Sprecher der Sparkasse, dass diese Vorrichtung bereits vor längerer Zeit installiert wurde. Der Grund? „An diesem Standort kam es in der Vergangenheit immer wieder zu größeren Kundenbeschwerden, nachdem der Geldautomatenraum von Obdachlosen und auch anderen Gruppen als Aufenthaltsort genutzt wurde. Die Kunden beschwerten sich über ein mangelndes Sicherheitsempfinden bei der Vornahme sensibler Geldgeschäfte, insbesondere in den Abendstunden“ erklärt der Sprecher.

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Außerdem böten die Geldautomatenräume keinerlei sanitären Einrichtungen und keine adäquate Möglichkeit zur Müllentsorgung. „Wir wollen unseren Kunden saubere Foyers bieten, in denen sie sich zu jeder Tageszeit sicher fühlen“, so die Begründung. Die Sparkasse stehe außerdem im engen Kontakt mit der Münchener Polizei. Die Anti-Obdachlosen-Maßnahme, von der Sparkasse als Vorrichtung bezeichnet, gebe es in keiner weiteren Münchener Filiale.

Der Sprecher der Sparkasse betonte auf RTL-Anfrage vollstes Verständnis für die problematischen Lage der Obdachlosen. Er weist auf umfangreiche Hilfsangebote der Stadt München hin, die auch von der Sparkasse an vielen Stellen mit Spenden unterstützt würden.

Sparkassen-Filiale in München ist kein Einzelfall

Nicht nur in München, in ganz Deutschland gibt es zahlreiche Maßnahmen gegen Obdachlose – auch bekannt als Defensive Architecture. Diese kontroversen Maßnahmen – wie Sitzbänke mit mehreren integrierten Lehnen oder flackernder Beleuchtung an für Übernachtungen genutzten Orten – sorgen in regelmäßigen Abständen für Diskussionen. (xas)

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