Selenskyj besucht Butscha
"Die Welt wird das als Genozid anerkennen"
DieBilder der Gräueltaten aus der ukrainischen Kleinstadt Butscha gehen um die Welt. Denn was die Einwohner von Butscha in den letzten Wochen wohl durchmachen mussten, wird erst jetzt nach dem Abzug der russischen Truppen deutlich. Der ukrainische Präsident Selenskyj wollte sich am Montagnachmittag selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen und reiste dazu aus Kiew ab.
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Selenskyj zu Journalisten: "Sie sind heute hier und können sehen, was passiert ist."
Umringt von bewaffneten ukrainischen Soldaten hat sich Wolodymyr Selenskyj ein Bild von der zerstörten Stadt Butscha gemacht. In der Stadt, die erst kürzlich wieder zurückerobert wurde, wurden zahlreiche gefesselte Leichen gefunden, die aus nächster Nähe erschossen wurden - zudem wurde ein Massengrab und Hinweise auf Hinrichtungen entdeckt.
Vor zahlreichen Pressevertretern äußerte sich der Präsident zu den Gräueltaten, die in den letzten Tagen bekannt geworden waren: „Das sind Kriegsverbrechen, und die Welt wird das als Genozid anerkennen. Sie sind heute hier und können sehen, was passiert ist.“ Wohl auf persönlichen Wunsch des Präsidenten wurden mehrere Journalistinnen und Journalisten auf eine Pressetour durch die Stadt eingeladen.
„Wir wissen von Tausenden von Menschen, die getötet und gefoltert wurden, von abgetrennten Gliedmaßen, vergewaltigten Frauen und ermordeten Kindern. Ich denke, es ist mehr als ... Das ist ein Völkermord," sagte Selenskyj, der wie so oft in einer Militärweste mit Tarnmuster auftrat.
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Im Video: RTL-Reporter berichtet aus Butscha
Selenskyj: Friedensverhandlungen ab jetzt "sehr schwierig"
Nach den Geschehnissen in Butscha werden wohl auch die Friedensverhandlungen mit Russland bald etwas anders aussehen. Selenskyj jedenfalls sieht die Fortsetzung der Gespräche als erschwert an. „Es ist sehr schwierig, zu verhandeln, wenn man sieht, was sie hier getan haben.“ Selenskyj beschreibt, dass jeden Tag mehr Zivilisten gefunden würden, die eindeutig Opfer russischer Kriegsverbrechen geworden seien.
Trotzdem pocht er auf einen baldigen Frieden mit Russland und dazu seien Verhandlungen nun mal nötig: Die Frage eines Reporters, ob es noch möglich sei, mit Russland über Frieden zu verhandeln, bejahte der ukrainische Staatschef: In der Ukraine müsse Frieden herrschen.
Als Reaktion auf die russischen Gräueltaten in Butscha bereitet der Westen schärfere Sanktionen gegen Russland vor. Nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell arbeitet die EU unter Hochdruck an neuen Strafen. „Wir sind solidarisch mit der Ukraine und dem ukrainischen Volk in diesen düsteren Stunden“, teilte der Spanier mit. Die Bundesregierung ist sich weiter uneins über einen sofortigen Stopp von Energielieferungen aus Russland - bislang will die Ampelkoalition diesen Schritt nicht gehen. (khe/dpa)
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