Medikamente verhindern Wirkung
Sandra Zumpfe hat trotz Impfung keine Corona-Antikörper

Für Sandra Zumpfe war die Impfung gegen Corona die große Hoffnung. Die 42-Jährige wagte sich in den letzten anderthalb Jahren nur selten aus dem Haus. Mit zwei Organtransplantationen hat sie eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Die Corona-Impfung sollte ihr in ein unbeschwerteres Leben zurückhelfen. Doch daraus wurde nichts.
"Corona-Helden": Seniorin schreibt emotionalen Dankesbrief an jüngere Generation
Herzfehler mit acht Jahren festgestellt
Sandra Zumpfe gehört wegen ihrer Vorerkrankungen zur Hoch-Risikogruppe, wie der „Merkur“ zuerst berichtet hat. Als sie acht Jahre alt ist, stellen Ärzte bei ihr einen unheilbaren Herzfehler fest.
Mit 34 hat sie ständig Herzrhythmusstörungen, schließlich ersteift ihr Herzmuskel. Die Folge: Eine Transplantation muss her. Nach einem halben Jahr des bangen Wartens erhält sie im März 2013 ein Spenderherz. Die Operation schwächt ihren Körper enorm, ihre Nieren versagen. Viereinhalb Jahre später folgt im August 2017 also eine zweite Organtransplantation. Der Spender ist diesmal Ehemann Matthias.
Corona ändert alles
Als die Corona-Pandemie ausbricht, ändert sich das Leben von Sandra Zumpfe extrem. „Ich bin nur noch selten vor die Tür gegangen, weil ich ja zur Hochrisiko-Gruppe zähle“, erzählt sie RTL im Interview. Ihre große Hoffnung: Die Impfung gegen Corona, um wieder ins normale Leben zurückkehren zu können. Sie wird mit AstraZeneca und Biontech geimpft. Weil sie aber Medikamente nehmen muss, die ihr Immunsystem unterdrücken, macht sie einen Antikörpertest. Sie will herausfinden, ob die Impfungen bei ihr eine Wirkung entfaltet haben. Der Test fällt ernüchternd aus. In ihrem Körper haben sich kaum Antikörper gebildet. „Ich war sehr frustriert und traurig, als ich das erfahren habe“, gesteht sie.
Kein Einzelfall
Sandra Zumpfe ist aber kein Einzelfall. Dabei sind Corona-Impfungen gerade für Menschen mit schwachem Immunsystem besonders wichtig, wie Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia in Ingelheim erklärt: „Eine Corona-Infektion wäre für solche Patienten fatal“, sagt er RTL. Darüber hinaus wisse man noch nicht, welche Impfstoffe in diesen Fällen besonders geeignet wären. Förderlich sei es aber, den Zeitraum zwischen Erst- und Zweitimpfung möglichst groß zu halten.
Doch nicht nur bei Menschen mit Immunschwäche oder transplanierten Organen kann eine Immunantwort ausbleiben, sondern auch bei gesunden: „Das gibt es immer mal wieder. Man nennt das Non-Responder. Wir kennen das seit vielen Jahren von verschiedenen Impfungen.“ Zinn weiß aber: „Auch bei einer sehr geringen Immunantwort gibt es immer noch die Möglichkeit, dass das Immunsystem anspringt und Antikörper bildet, wenn es zu einem tatsächlichen Kontakt mit Coronaviren kommt.“
Drittimpfung noch nicht empfohlen
Eine weitere Möglichkeit für mehr Antikörper sei auch eine dritte Impfung. Darauf hofft auch Sandra Zumpfe. Bisher ist eine Drittimpfung aber noch nicht durch die Ständige Impfkommission (Stiko) empfohlen. „Ich hoffe sehr, dass die Stiko bald tätig wird. In Frankreich gibt es erste Erkenntnisse, dass eine dritte Impfung bei Transplantierten eine bessere Wirkung entfalten kann“, sagt Zumpfe und erhofft sich mehr Tempo von der Stiko: „In Deutschland muss alles immer hundertfach geprüft werden, ich wäre schon froh, wenn es einen Tick schneller gehen würde.“
Appell an die Gesellschaft
Weil bei ihr die Impfungen bisher nahezu nutzlos sind, appelliert Sandra Zumpfe auch an ihre Mitmenschen: „Ich setze schon darauf, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Es gibt ja nicht nur mich, sondern auch andere Menschen mit transplantieren Organen oder chronisch Kranke, die sich nicht impfen lassen können oder bei denen die Impfung nur eine eingeschränkte Wirkung erzielt“, sagt sie und betont: „Die Menschen können so einen Beitrag für die Gesellschaft leisten“.
Lese-Tipp: Bei wem wirkt die Corona-Impfung, bei wem nicht - und warum?