Zwar geimpft, aber weniger Schutz als andere?Bei wem wirkt die Corona-Impfung, bei wem nicht - und warum?

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Inzwischen sind relativ viele geimpft gegen Corona. Aber nicht jeder hat den gleichen Schutz. Woran das liegen kann.
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33,5 Prozent der Deutschen sind schon vollständig geimpft. Aber die Impfwirkung ist nicht bei jedem gleich, warnt die Ständige Impfkommission (STIKO). Auch Studien belegen dies. Das hängt aber nicht von unterschiedlichen Impfdosen oder -stoffen ab, sondern von einigen Faktoren, die unser Immunsystem betreffen. Wann eine Impfung gar nicht wirkt und was man dagegen tun kann – das haben wir Mediziner Dr. Christoph Specht gefragt.
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Wie kann es sein, dass die Impfung unterschiedlich wirkt?

Dr. Specht: „Grundsätzlich kann man bei allen Impfungen, Grippe, Masern, sagen: Eine Impfung setzt ein halbwegs gutes Immunsystem voraus. Das Immunsystem altert mit uns. Und umso älter wir werden, umso älter wird auch unser Immunsystem. Und umso schlechter wirken Impfungen. Wenn ich einen 85-Jährigen im August gegen die Grippe impfe, hat er vielleicht im Februar keinen Schutz mehr. Impfe ich aber einen 25-Jährigen, hat er den Schutz gegenüber der Grippe vermutlich viele Jahre.

Wenn das Immunsystem geschwächt ist, wirkt auch eine Impfung schlechter. Geschwächt kann das Immunsystem sein durch Alter oder durch Erkrankungen. Es gibt angeborene Immunschwächen oder erworbene Immunschwächen. Diese Menschen können manchmal gar nicht erst geimpft werden, weil das Immunsystem einfach dafür nicht ausreicht.

Menschen, die eine Krebstherapie durchlaufen, deren System ist oft runtergeregelt. Die haben auch oft nicht eine so gute Immunantwort. Auch Medikamente können das Immunsystem schwächen. Menschen, die ein Organ transplantiert bekommen, müssen immunschwächende Medikamente einnehmen, um eine Abstoßung des fremden Organs zu verhindern. Und auch die haben dementsprechend eine schlechte Immunantwort.

Bei Patienten, die dauerhaft täglich mehr als 10 Milligramm Kortison nehmen müssen, sollte man bei der Corona-Impfung darauf achten, diese Patienten in einer Phase zu impfen, wo sie weniger Kortison bekommen. Das ist beispielsweise bei Rheumapatienten so. Es geht nicht um eine Einmal-Einnahme, das spielt keine Rolle. Hier geht es um chronisches, dauerhaftes Einnehmen von Kortison. Weil Kortison die Immunantwort reduziert.“

Ist die unterschiedliche Impfwirkung eine neue Erkenntnis?

„Nein, das ist überhaupt nicht neu. Das ist bei allen Impfungen so. Vom Prinzip her ist das immer so, dass es bestimmte Menschen gibt, bei denen die Impfung schlechter anschlägt.“

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Am besten wirkt die Impfung…

„… bei jungen, gesunden, immunkompetenten Menschen. Studien zufolge war die Immunantwort bei Kindern zwischen 12 und 15 Jahren gigantisch. Das ist naheliegend, weil das kindliche Immunsystem ja darauf abgezielt ist, Antikörper zu bilden.“

Am schlechtesten wirkt die Impfung…

„… bei alten immungeschwächten und medikamentös geschwächten Menschen.“

Wie könnte die Problematik einer verminderten Impfwirkung gelöst werden?

„Schwierig… Wenn es ausgelöst wird durch Medikamente, die das Immunsystem runterfahren, sollte man versuchen in einem Zeitraum zu impfen, wo weniger Medikamente eingenommen werden müssen. Bei angeborenen oder erworbenen Immundefekten kann man nicht impfen. Beziehungsweise kann man, aber dann bringt die Impfung nichts. Umso wichtiger ist es, dass diejenigen, die sich impfen lassen können, das auch tun!

Das ist die sogenannte Herdenimmunität. Wenn sich viele impfen lassen, schützen sie dadurch auch andere, die nicht geimpft werden können, weil der Erreger weniger zirkuliert. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man die älteren Leute auch zum Herbst hin nochmal impfen wird, um das Immunsystem nochmal aufzuwecken.“

Was könnte außerdem zu einem verminderten Impfschutz führen?

„Alles, was für die Gesundheit nicht zuträglich ist, wird auch das Immunsystem runterregulieren. Alkohol, Drogen und lang- bis mittelfristiges Rauchen zum Beispiel. Alles was schädlich ist, ist nicht gut und das gilt auch für die Immunabwehr. Die wird dadurch nicht besser!“ (gas)

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