Wie hart treffen Russland die Sanktionen?

Russische Wirtschaftsexpertin zu Sanktionen: "Am stärksten sind Jugendliche enttäuscht"

Die Sanktionen gegen Russland haben Putin bisher nicht zum Umdenken gebracht - aber wie sieht es mit der russischen Bevölkerung aus? Wie sehr spüren sie die Folgen der Sanktionen und könnte es vielleicht sogar zu einem Aufstand gegen Putin kommen?
In Moskau hat unser Reporter Rainer Munz mit der russischen Wirtschaftsexpertin und Uni-Professorin Natalja Subarewitsch gesprochen.
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"Mehrheit der Russen und Russinnen stehen hinter Putin"

Wie wirken sich die Sanktionen auf die Menschen in Russland aus?

Natalia Subarewitsch: "Eine hohe Inflation ist schon da. Die Zentralbank hat ihren Leitzins auf 20 Prozent festgelegt und man kann nur davon träumen, dass die Inflation über diese Grenze nicht hinaussteigt. Das zweite ist die verschlechterte Versorgung mit Medikamenten. Die Leute kaufen alles auf. Und das Dritte ist, man kann zum Beispiel kein neues Auto mehr kaufen, weil die so teuer sind.“

Könnte das dafür sorgen, dass sich die Bevölkerung gegen Putin stellt?

Natalia Subarewitsch: „Die Sanktionen, und das müssen Sie verstehen, sorgen für keine unmittelbaren Reaktionen. Das ist typisch für die Anfangsphase des Kriegs: die Bevölkerung unterstützt die Politik. Die Mehrheit der Russen und Russinnen stehen hinter Putin. Am stärksten sind noch die Jugendlichen enttäuscht, sie sehen keine Perspektive mehr und sie verlieren gerade auch am meisten als Verbraucher, da sie an gewisse Konsumstandards gewohnt sind. Die ältere Generation, die viel fernsieht, sagt: wir müssen abwarten, alles wird wieder gut werden.“

Die Sanktionen sollen die Finanzierung des Krieges unmöglich machen. Ist dieses Ziel erreicht??

Natalia Subarewitsch: "Nein, noch nicht. Der erste Schlag kam auf die Gold- und Devisenreserven der Zentralbank. Der zweite Schlag ist, dass sie begannen, weniger russisches Erdöl zu kaufen, und das ist die Haupteinnahmequelle im russischen Haushalt. Aber gleichzeitig sind die Ölpreise stark gestiegen. Wir verkaufen nun weniger Öl, aber jedes Fass Öl kostet mehr. Angesichts der Rubelentwertung ist die Menge von Rubel im russischen Staatshaushalt größer geworden. Man muss beachten, dass jeder Rubel weniger wert ist, aber die Zahl der Rubel steigt. (dhy)

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