Nach Massaker an Grundschule in Texas
RTL-Reporter Oliver Beckmeier in Uvalde: „Menschen sind wütend über zu lockere Waffengesetze"
Uvalde im US- Bundesstaat Texas ist auch Tage nach dem blutigen Massaker an einer Grundschule noch immer in Schockstarre. Viele Geschäfte bleiben geschlossen, das öffentliche Leben ist praktisch zum Erliegen gekommen. Wie fühlen sich die Menschen in dem 15.000-Seelendorf? RTL-Reporter Oliver Beckmeier hat sich dort umgehört.
Uvalde nach Amoklauf in Schockstarre

Der Ort im US-Bundesstaat Texas ist gezeichnet von Fassungslosigkeit, Entsetzen und Schmerz: „Die Menschen in Uvalde trauern gemeinsam, geben sich gegenseitig Halt“, beobachtet RTL-Reporter Oliver Beckmeier. Aber viele von ihnen sind auch einfach nur wütend: „Über die - aus ihrer Sicht - viel zu lockeren Waffengesetze und Politiker, die nichts daran ändern wollen.“
Einer von den wütenden Anwohnern ist Joe Thomas und das, obwohl er selbst Waffen besitzt. „Ich unterstütze das Recht darauf. Aber die Waffengesetze müssen verschärft werden. Lasst uns das endlich angehen", fordert er.
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Anwohner von Uvalde im US-Bundesstaat Texas fordern schärfere Waffengesetze

Dass sich die Waffengesetze ändern, dass hofft auch Familie Ramirez. Denn ihr 11-jähriger Sohn Rodolfo ging bis vor Kurzem noch auf die betroffene Schule. Auf die Frage von RTL-Reporter Oliver Beckmeier, was dem Jungen Sorgen mache, gibt er eine herzzerreißende Antwort: „Dass es bei uns auch einen Amoklauf gibt, und dass der Amokläufer in unser Klassenzimmer kommt.“
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Kritik an Polizeieinsatz während Amoklauf in Uvalde immer lauter

Wie die Polizei damit umgegangen ist, dass der Amokläufer sich in einem der Klassenzimmer verschanzt hat und 21 Menschen tötete, dagegen gibt es jetzt immer mehr Kritik. Eltern aus Uvalde erheben schwere Vorwürfe gegen die Beamten. Sie sollen zu lange untätig gewesen sein und nicht rechtzeitig eingegriffen haben. Die Familien der Opfer verlangen Antworten.
„Ich habe einem der Beamten selbst gesagt, wenn sie nicht reingehen wollen, sollen sie mir eine Waffe und eine Weste leihen, und ich werde selbst reingehen, um die Sache zu regeln“, sagte Victor Luna zu CNN. Sein Sohn Jayden habe das Massaker überlebt. Die Polizei habe ihren Job gemacht, sagte Luna. Aber sie hätte es schneller tun können. Andere Eltern äußerten sich ähnlich in US-Medien.
Sicherheitschef: Falsche Entscheidung, nicht früher in Klassenraum einzudringen

Und tatsächlich: Wie die Behörden am Donnerstag bestätigten, verbrachte der Schütze rund eine Stunde in dem Klassenzimmer und tötete insgesamt 21 Menschen. Erst dann habe die Polizei den Raum betreten und den 18-Jährigen erschossen.
Nachdem Victor Escalan von der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas bei einer Pressekonferenz von fehlender Spezialausrüstung und einer verbarrikadierten Tür sprach, nun die Kehrtwende. Die zuständige Sicherheitsbehörde hat schwere Fehler bei dem Einsatz eingeräumt.
Es sei falsch gewesen, nicht früher in den Klassenraum einzudringen, in dem sich der Amokläufer mit Schülern und Lehrern verschanzt hatte, sagte der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, in Uvalde. „Es war die falsche Entscheidung. Punkt“, so McCraw. „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“
Einsatzkräfte an Schule in Uvalde gingen davon aus, dass Täter nicht mehr schießen würde
Der Behördenchef berichtete, dass der Schütze etwa um 11.33 Uhr die Schule und schließlich den Klassenraum betrat, in dem er das Massaker anrichtete. Bereits um kurz nach 12.00 Uhr seien 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum postiert gewesen, hätten aber keine Versuche unternommen, in den Raum einzudringen und den Schützen zu stoppen, sagte McCraw.
Stattdessen sei in jenem Moment die Entscheidung getroffen worden, auf Spezialkräfte zu warten. Die Einsatzkräfte vor Ort seien davon ausgegangen, dass der Schütze nicht mehr schieße, sondern sich lediglich verbarrikadiert habe. Dies habe sich im Nachhinein als Fehleinschätzung erwiesen. Erst um 12.50 Uhr öffneten Spezialkräfte die Tür zum Klassenraum mit einem Schlüssel, wie McCraw weiter schilderte. Diesen Schlüssel hätten sich die Einsatzkräfte vom Hausmeister besorgt.
Auf die Frage, wie viele Kinder während der Wartezeit erschossen worden seien und andernfalls womöglich hätten gerettet werden können, sagte er, dies werde noch untersucht. „Wir sind nicht hier, um zu verteidigen, was passiert ist“, sagte er. „Wir sind hier, um die Fakten darzulegen.“ (dpa/jmu)