Prozess um "Vereinte Patrioten" in Koblenz gestartetDiese Frau (75) wollte Karl Lauterbach entführen und die Bundesrepublik abschaffen!

Elisabeth R. (75) im Gerichtssaal in Koblenz am Mittwoch.
Elisabeth R. soll Anschläge, die Entführung von Bundesgesundheitsminister Lauterbach und einen Staatsstreich mit vier anderen Angeklagten geplant haben.
Zone 7

Sie planten das Chaos und wollten die Bundesrepublik abschaffen! In Koblenz hat am Mittwoch der Prozess gegen fünf Mitglieder der Gruppe „Vereinte Patrioten“ begonnen. Kopf der Gruppe: die pensionierte Lehrerin Elisabeth R. (75).

Elisabeth R. soll sich Ideologie der Gruppe ausgedacht haben

Sie planten den Umsturz im Detail. Sprengstoffanschläge sollten das Land für zwei Wochen lahmlegen, dann wollten sie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach entführen und seine Personenschützer töten, wenn nötig. Anschließend sollte ein Schauspieler, als neuer Anführer verkleidet, im Fernsehen die Verfassung des Deutschen Reiches von 1871 wieder in Kraft setzen. Kurzum: Sie wollten die Bundesrepublik Deutschland gewaltsam ablösen. Was klingt wie die absurde Handlung eines Films, wollten die „Vereinten Patrioten“ in die Tat umsetzen.

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Dafür müssen sich seit Mittwoch fünf Mitglieder der Gruppe vor dem Oberlandesgericht Koblenz verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, eine terroristische Vereinigung gebildet und sich darin betätigt zu haben. Kopf der Terrorgruppe soll die 75-jährige Elisabeth R. sein. Besorgniserregend: Von Beruf war sie Lehrerin, sollte in dieser Funktion Kinder und Jugendliche eigentlich zu demokratisch denkenden Bürgern erziehen. Doch das war sie offenbar selbst nicht. Stattdessen soll sie der Terrorgruppe die Ideologie eines autoritär geprägten Regierungssystems vorgegeben haben.

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Lauterbach: "Lasse mich nicht irritieren"

In Telegram-Gruppen soll im Oktober 2021 alles gestartet sein. Die Mitangeklagten Sven B. und Thomas O. sollen nach weiteren Unterstützern gesucht haben, wollten später mit Thomas K. den „militärischen Zweig“ der Organisation bilden. B. sollte auch die Entführung von Bundesgesundheitsminister Lauterbach leiten.

„Verfahren und Vorgeschichte haben mein Vertrauen in unseren Rechtsstaat gestärkt. Dafür bin ich den Beamten, die an der Verhaftung beteiligt waren, und meinen Personenschützern, die auf mich aufpassen, sehr dankbar. Sie riskieren ihr Leben für uns“, sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „In meiner Arbeit lasse ich mich durch diese Vorfälle nicht irritieren“, so der Minister weiter.

Einer der Mitangeklagten berät sich im Gerichtssaal am Mittwoch mit seinen Anwälten.
Einer der Mitangeklagten berät sich im Gerichtssaal am Mittwoch mit seinen Anwälten.
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Dafür wollte sich die Gruppe Waffen und Sprengstoff aus dem ehemaligen Jugoslawien besorgen. Doch das wurde der Gruppe zum Verhägnis: O. wurde am 13. April 2022 festgenommen, nachdem er zwei Sturmgewähre und andere Waffen bestellt und erhalten hatte. Auch die anderen Männer nahm die Polizei am selben Tag fest. Seit vergangenem Oktober sitzt auch Elisabeth R. in Untersuchungshaft. Im Gerichtssaal machte sie am Mittwoch einen gebrechlichen Eindruck, legte die meiste Zeit ihren Kopf auf den Tisch. Es werden nicht ihre letzten Stunden im Saal gewesen sein: Ein Urteil wird erst für 2024 erwartet.

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(jak)