18 Politiker und Journalisten sollen auf der Liste stehen

Feindesliste von Reichsbürgern entdeckt: Wie sicher sind unsere Politiker eigentlich?

 Berlin, Berliner Polizei sperrt die Bundestagswiese ab Deutschland, Berlin - 17.11.2020: Am Tag vor der geplanten Demo von Gegnern und Kritikern der aktuellen Politik der Bundesregierung gegen die Ausbreitung der Corona Pandemie stellt die Polizei Gitter um die Wiese vor dem Bundestag auf. Berlin Berlin Deutschland *** Berlin, Berlin police blocks the Bundestag meadow in front of the Bundestag, Berlin 17 11 2020 The day before the planned demonstration of opponents and critics of the current policy of the Federal Government against the spread of the Corona Pandemic, the police put up bars around the meadow in front of the Bundestag on Berlin Berlin Germany
Ehemalige Bundestagsabgeordnete können relativ leicht in den Bundestag gelangen. Das könnte zum Problem werden, wie sich in den letzten Tagen im Zusammenhang mit den "Reichsbürger-Razzien" gezeigt hat.
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Nach der Razzia gegen ein mutmaßliches Reichsbürger-Terrornetzwerk, das sich den Sturz der Bundesregierung zum Ziel gesetzt hat, gibt es neue Erkenntnisse. So soll bei einem der Verdächtigen eine Feindesliste gefunden worden sein, wie die „taz“ berichtet. Darauf: Die Namen von 18 prominenten Politikern und Journalisten. Nach Stand der Ermittlungen soll die Gruppe geplant haben, gewaltsam in den Bundestag einzudringen, um Abgeordnete festzunehmen.
Die Sicherheit des Bundestages ist in den letzten Tagen immer mehr in den Fokus gerückt. Dabei zeigt sich: So schwierig wie gedacht, ist es überhaupt nicht in den Bundestag zu kommen – besonders wenn die Drahtzieher des Terrornetzwerkes ehemalige AfD-Abgeordnete sind.
Lese-Tipp: So verstrickt sind AfD und Reichsbürger

Baerbock, Esken, Kühnert auf "Feindesliste" der Reichsbürger

 Kabinettssitzung Berlin, 07.12.2022 - Bundesaussenministerin Annalena Baerbock zu Beginn der Kabinettssitzung im Kanzleramt. Berlin Berlin Deutschland *** Cabinet meeting Berlin, 07 12 2022 Federal Foreign Minister Annalena Baerbock at the beginning of the cabinet meeting in the Chancellery Berlin Berlin Germany.
Auch Außenministerin Annalena Baerbock soll im Visier der Reichsbürger gestanden haben.
www.imago-images.de, IMAGO/Jochen Eckel, IMAGO/Jochen Eckel

Außenministerin Annalena Baerbock, SPD-Vorsitzende Saskia Esken, SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, CDU-Politiker Armin Laschet und CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzender Friedrich Merz sollen nach „taz“-Informationen auf einer so genannten Feindesliste der gewaltbereiten Reichsbürger stehen. Die Liste soll nach Medieninformationen schon vor den Razzien sichergestellt worden sein. Laut Gefährdungseinschätzung des BKA soll es aber keine konkreten Anhaltspunkte für eine akute Gefährdung dieser Personen gegeben haben.

Trotzdem lassen die Umsturzpläne der Terrororganisation die Frage aufkommen, wie sicher der Bundestag und unsere Politiker eigentlich sind.

Lese-Tipp: Dieser Prinz plante den gewaltsamen Umsturz in Deutschland

Lauterbach: „Ich bin selbst kein ängstlicher Mensch, ich werde gut geschützt"

Ein Bundestagspolitiker, der in der Vergangenheit schon häufig konkrete Drohungen erhalten hat, ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Noch im April diesen Jahres gab es Pläne aus der Querdenkeszene, Lauterbach zu entführen, die von der Generalstaatsanwaltschaft vereitelt werden konnten.

Seit mehreren Jahren steht Lauterbach schon unter Personenschutz. „Ich bin selbst kein ängstlicher Mensch, ich werde gut geschützt. Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich jetzt immer mit Personenschützern unterwegs bin und das gehört jetzt mit zu meiner Arbeit dazu,“ erzählt Lauterbach RTL-Reporterin Nina Lammers im Nachtjournal-Spezial.

Sorgen um seine eigene Sicherheit macht sich Lauterbach deshalb wenig und bedankt sich bei seinen ständigen Begleitern, dem Bundeskriminalamt und den Beamten der Polizei: „Ich fühle mich da selbst gut aufgehoben und geschützt und das ist wichtig. Trotzdem unterschätze ich diese Gefahr nicht. Die Reichsbürger sind sehr gefährlich, sind gewaltbereit, haben offenbar Waffen gehortet.“

Lese-Tipp: Das ganze Interview mit Karl Lauterbach im RTL-Nachtjournal Spezial sehen Sie hier.

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So einfach kommen ehemalige AfD-Abgeordnete in den Bundestag

29.08.2020, Berlin: Teilnehmer einer Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen stehen auf den Stufen zum Reichstagsgebäude, zahlreiche Reichsflaggen sind dabei zu sehen. Der Ältestenrat des Bundestags befasst sich an diesem Donnerstag (03.09.2020) mit der Besetzung der Treppe des Reichstagsgebäudes durch Demonstranten gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen. (Zu dpa "Ältestenrat des Bundestags berät über Treppenbesetzung bei Corona-Demo") Foto: Achille Abboud/NurPhoto/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Im August 2020 stürmten mehrere Teilnehmer einer Demonstration von Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern die Treppe des Berliner Reichstaggebäudes.
pil wst, dpa, Achille Abboud

Die jüngsten Bedrohungen gegen die Bundesregierung, lassen aber auch Fragen über die Sicherheit des Bundestages aufkommen. Die ehemalige AfD-Abgeordnete Brigit Malsack-Winkemann, die am Mittwoch ebenfalls wegen ihrer Verstrickung in die Terrorpläne festgenommen wurde, hätte sich laut aktuellem Sicherheitskonzept des Bundestags nämlich relativ einfach Zugang zu allen wichtigen Bereichen des Bundestags verschaffen können.

Ehemalige Abgeordnete erhalten nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag einen Ausweis für Ehemalige, mit dem sie weiterhin Zugang zu den Liegenschaften des Bundestags haben. Auch problematisch: Auch Gäste von Abgeordneten erhalten relativ problemlos eine Zugangsberechtigung zum Bundestag – solange sie von einem Abgeordneten oder einer anderen Person begleitet werden. Notwendig dafür ist nur die Vorlage eines amtlichen Lichtbildausweises im Tausch gegen einen Tagesausweis. Eine so genannte „Zuverlässigkeitsprüfung“ der Personen wird erst im Nachgang vorgenommen.

Vorfall 2020: Rechte Störer im Bundestag

Dass diese Regelung auch zu Problemen führen kann, hat sich bereits im November 2020 gezeigt. Rechte Störer waren am Rande einer Abstimmung über das Infektionsschutzgesetz im Bundestag aufgefallen. Dabei waren sie in Büros von Abgeordneten eingedrungen und hatten sogar den damaligen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier belästigt. Wie die Störer legal in den Bundestag gelangt sind? Wie sich später heraus gestellt hat, waren sie alle als Besucher von AfD-Abgeordneten ins Parlament gekommen.

Zu einer weiteren Sicherheitspanne war es auch schon im August 2020 gekommen, als mehrere Teilnehmer einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen, die Treppen des Reichstagsgebäudes gestürmt hatten. Drei Polizisten konnten noch rechtzeitig verhindern, dass sich die Menge Zugang zum Reichstag verschafft.

FDP: Bundestag soll Zugang für frühere AfD-Abgeordnete überprüfen

Eine Überprüfung der Zugangsberechtigung zum Bundestag für alle ehemaligen AfD-Abgeordneten hat nun auch FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle gefordert. „Die Ereignisse um die frühere AfD-Abgeordnete Birgit Malsack-Winkemann, die am Mittwoch wegen ihrer möglichen Verstrickung in Terrorpläne festgenommen wurde, machen eine erneute Überprüfung der Zugänge für frühere AfD-Abgeordnete nötig“, sagte der Innenpolitiker.

Die Bundestagsverwaltung solle in jedem einzelnen Fall prüfen, ob auch bei anderen früheren AfD-Abgeordneten mittlerweile neue Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden vorlägen, die auf eine Gefährdung des Parlaments und seiner Liegenschaften schließen lassen, schlug Kuhle vor. Sollte dies der Fall sein, müsse sofort ein Betretungsverbot ausgesprochen werden. Die Institutionen der Demokratie müssten vor Angriffen von Extremisten geschützt werden. „Es wäre unerträglich, wenn frühere AfD-Abgeordnete derartige Angriffe durch einen Zutritt zum Parlament ermöglichen würden.“

Im Video: Das sind die Reichsbürger

Bundestag beschäftigt sich kommende Woche mit Reichsbürger-Razzia

Auf RTL-Anfrage teilt die Pressestelle der Bundestagsverwaltung mit: "Die Sicherheitsmaßnahmen im Hinblick auf den Deutschen Bundestag werden nach Lageeinschätzungen durch die Sicherheitsbehörden und in Absprache mit den Sicherheitsbeauftragten der Fraktionen entschieden. Die Sicherheitslage wird laufend überprüft.“

In der kommenden Woche will sich der Bundestag in mehreren Sondersitzungen mit den Folgen und Erkenntnissen der Großrazzia gegen die mutmaßlichen Reichsbürger beschäftigen.

„Das enttarnte Terrornetzwerk hat nach derzeitiger Kenntnis gezielt Angriffe auf den Deutschen Bundestag und damit das Herz der Demokratie vorbereitet“, sagte die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Irene Mihalic. Daher sollte sich der Bundestag bald „mit der Bedrohung der Demokratie durch Netzwerke von Reichsbürgern und anderen Rechtsextremisten“ befassen. Dabei müsse auch über sicherheitspolitische Maßnahmen gesprochen werden. (khe/dpa)

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