Prozess gegen zwei Deutsche in Brescia
Prozess gegen Gardasee-Totraser: Entschuldigungs-Versuch kommt für Opfer-Familie "zu spät"

Im Prozess gegen die Totraser vom Gardasee sind vorerst neun Verhandlungstage bis März anberaumt. Das verkündete der Richter bei der ersten Anhörung in Brescia. Er vertagte die Sitzung auf den 16. Dezember. Dann sollen Zeugen gehört werden. RTL-Reporter Udo Gümpel berichtet von einer "berührenden Begegnung" am Auftakttag. Enzo Garzarella, Vater des toten Umberto, fragte den Angeklagten Patrick K.: "Warum sind sie am Morgen nach dem Unfall nicht zu uns gekommen und haben sich entschuldigt?" Darauf habe der Deutsche "im Grunde genommen keine Antwort gewusst", so Gümpel.
Frau des Angeklagten weint beim Prozessauftakt - Söhne "wie versteinert"

Immerhin habe Patrick K. versucht, sein Mitgefühl auszudrücken, so hätten es die Angehörigen der Getöteten aufgefasst, sagt er. Umbertos Vater Enzo sagte, es sei "gut, dass es eine Geste gibt, aber es ist zu spät." Das hätte direkt nach dem Unfall passieren müssen, findet er. Zuvor hatte bereits Umberto Garzarellas Schwester Elena moniert, dass sich keiner der beiden Totraser bei der Familie gemeldet und um Entschuldigung gebeten habe.
Im Gegensatz zum Angeklagten habe seine Ehefrau deutlich mehr Emotionen gezeigt, berichtet Gümpel. Während der etwa einstündigen Verhandlung habe sie die ganze Zeit geweint. Die beiden erwachsenen Söhne des Ehepaares hätten dem Geschehen "wie versteinert" zugehört.
Video: Prozessbeginn gegen Totraser vom Gardasee - Opfer-Familie spricht
Patrick K. und ein Freund waren laut Anklage am 19. Juni kurz vor Mitternacht mit einem Motorboot über den Gardasee gerast, hatten ein kleines Holzboot gerammt und dabei die 25 Jahre alte Greta Nedrotti und den 37-jährigen Umberto Garzarella getötet.
Einigung auf Entschädigung für Opfer-Angehörige - Höhe unbekannt
K. soll das Boot gelenkt haben und steht in Italien unter Hausarrest. Ihm droht eine Haftstrafe von fünf Jahren wegen fahrlässiger Tötung. Sein ebenfalls angeklagter Freund, mutmaßlich Besitzer des Luxus-Boots, war nicht persönlich in Brescia.
In der ersten Sitzung wurden vor allem technische Details wie die Terminierung der Verhandlungstage geklärt. Außerdem zogen sich die Familien der Hinterbliebenen als Nebenkläger zurück.
Sie hatten sich mit einer Versicherung der Deutschen auf die Zahlung einer Entschädigungssumme geeinigt. Hierzu stellten die Familien der Todesopfer klar, dass sie dieser Einigung nur zugestimmt hätten, weil andernfalls das Gericht die Höhe der Summe festgelegt hätte. (uvo/ rtl/ dpa)