Egal in welcher ZykluswochePille vergessen - und jetzt? Expertin verrät, wann es wirklich brenzlig wird

Annette Riedl
Was zu tun ist, wenn Sie die Pille vergessen haben. Foto: Annette Riedl/dpa/Symbolbild
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Viele Mädchen und Frauen schwören auf die Pille. Zwar war sie vor einigen Jahren noch deutlich beliebter; immerhin nehmen aber nach wie vor 32% aller jungen Frauen in Deutschland eine Kombinationspille. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen vom Verhütungswunsch über die Behandlung einer starken und schmerzhaften Menstruation bis hin zur Therapie einer Akne. Aber was ist zu tun, wenn Sie die Pille mal vergessen haben?

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Kombinationspille: Das steckt in den Präparaten

Eine Kombinationspille besteht aus zwei hormonellen Anteilen: Einem Östrogen und einem Gestagen. Mittlerweile sind in Deutschland über 50 verschiedene Pillenarten auf dem Markt. Sie unterscheiden sich nicht nur in Ihrer Zusammensetzung, sondern auch in ihrer Dosierung. Es ist deshalb unglaublich wichtig, wenn ein Mädchen oder eine Frau die Pille einnehmen möchte, das individuell passende Präparat für sie zu finden.

Auch wenn das Einnahmeschema der Kombinationspille am Anfang ziemlich verwirrend sein kann, so finden sich die meisten Frauen sehr schnell mit der täglichen Einnahme und der anschließenden Pause zurecht. Trotzdem kann es natürlich immer passieren, dass mal eine Pille vergessen wird. Stress, Urlaub oder Krankheit können leicht dazu führen, dass es Lücken bei der Einnahme gibt. Doch keine Panik! Das Wichtigste ist nun zu wissen, was zu tun ist.

Noch einmal kurz zusammengefasst: Die meisten Kombinationspillen haben das Einnahmeschema 21+7. Das heißt, dass 21 Tage lang täglich eine Pille eingenommen werden muss, am besten immer zur gleichen Uhrzeit, um den Verhütungsschutz zu gewährleisten. Auf diese drei Wochen folgt dann eine siebentägige Pause, in der die Menstruation einsetzt.

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1. Kombinationspille in der ersten Einnahmewoche vergessen

Wurde die Pille in der ersten Woche nach Einnahmebeginn vergessen, sollte sie jetzt, sobald es bemerkt wird, nachgenommen werden. Das kann heißen, dass nun zwei Pillen zusammen bzw. sehr zeitnah zusammen eingenommen werden müssen. Das ist aber kein Problem! Dadurch wird das Risiko für störende Zwischenblutungen gesenkt.

  • Wichtig: Erfolgt die verspätete Einnahme innerhalb von zwölf Stunden nach der ursprünglichen Einnahmezeit, bleibt der Verhütungsschutz bestehen. Wird die Pille später nachgenommen, ist dieser nicht mehr gewährleistet. Das bedeutet, dass nun sieben Tage zusätzlich verhütet werden muss, zum Beispiel mit einem Kondom. Danach besteht wieder der ganz normale Schutz. Kam es in der Woche vor dem Vergessen der Pille zum Geschlechtsverkehr, besteht das Risiko einer Schwangerschaft. Gemeinsam mit der Frauenärztin sollte nun besprochen werden, ob zur Sicherheit die Pille danach eingenommen werden sollte. Dazu später mehr.

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2. Kombinationspille in der zweiten Einnahmewoche vergessen

Jetzt heißt es erst einmal Durchatmen! Wurde die Pille in den letzten sieben Tagen regelmäßig eingenommen, ist der Verhütungsschutz nicht aufgehoben und die „Gefahr“ einer Schwangerschaft sehr gering. Nun sollte die vergessene Pille ebenfalls nachgenommen und anschließend das Einnahmeschema ganz normal fortgeführt werden.

Auch wenn ich meine Patientinnen hier beruhigen kann, möchten viele in der darauffolgenden Woche trotzdem zusätzlich verhüten. Das ist absolut verständlich, und jede Frau sollte das Vorgehen wählen, mit dem sie sich wohlfühlt!

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Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau
Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau erklärt, wann eine vergessene Pille zum Problem werden kann.
Dr. med. Judith Bildau

3. Kombinationspille in der dritten Einnahmewoche vergessen:

Wurde die Kombinationspille in der dritten Einnahmewoche vergessen, gibt es nun zwei Möglichkeiten. Beide sind medizinisch völlig unbedenklich und können frei gewählt werden.

Die siebentägige Pillenpause kann nun einfach vorgezogen werden. Der erste Pausentag ist der, an dem die Pille vergessen wurde. Nach dieser Woche ohne Einnahme sollte mit einem neuen Blister gestartet werden. Der Verhütungsschutz bleibt hier bestehen.

Die vergessene Pille sollte so bald wie möglich nachgenommen werden. Dann wird das begonnen Blister wie gewohnt zu Ende geführt. Achtung: Statt der siebentägigen Pause ist es jetzt wichtig, direkt mit einem neuen Blister zu beginnen. Bei diesem Vorgehen wird also keine Pillenpause eingelegt. Auch hier ist der Verhütungsschutz nicht eingeschränkt!

  • Was viele Frauen nicht wissen: Es ist aus medizinischer Sicht überhaupt kein Problem, die einwöchige Pillenpause immer mal wieder auszulassen oder grundsätzlich mehrere Blister ohne Pause hintereinander einzunehmen. Die in der Pille enthaltenen Hormone sorgen dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut während des monatlichen Zyklus flach bleibt. Sie baut sich also erst gar nicht auf und muss deshalb auch nicht abbluten. Die Menstruationsblutung unter der Pilleneinnahme ist im Grunde also nur eine künstliche, durch das Pausieren der Hormoneinnahme, erzeugte Blutung.

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Und was tun, wenn die Gestagenpille vergessen wurde?

Bei den reinen Gestagenpillen kommt es darauf an, welches Gestagen enthalten ist. Die meisten enthalten mittlerweile 75ug Desogestrel. Hier gilt das gleiche wie bei den Kombinationspillen: Wird die vergessene Pille innerhalb von zwölf Stunden eingenommen, ist der Verhütungsschutz nicht gefährdet. Bei Minipillen, die wiederum das Gestagen Levonogestrel enthalten, sieht es anders aus. Hier muss die Pille innerhalb von drei Stunden nachgenommen werden, um Sicherheit zu haben.

Wurden die Zeitfenster überschritten, empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Die vergessene Gestagenpille sollte schnellstmöglich eingenommen werden, auch wenn das bedeutet, dass zwei Pillen zeitlich sehr nah beieinander geschluckt werden müssen. In den darauffolgenden sieben Tagen sollte nun zusätzlich verhütet werden. Ist es in der Woche vorher zum Sex gekommen, gilt auch hier, dass die Einnahme der „Pille danach“ in Betracht gezogen werden sollte.

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Was ist eigentlich die „Pille danach“?

Die „Pille danach“ ist kein Verhütungsmittel, das regelmäßig angewendet werden sollte. In Notfällen ist sie aber eine gute Möglichkeit, das Eintreten einer Schwangerschaft zu verhindern. Aktuell gibt es zwei verschiedene Medikamente. Bei beiden gilt: Je früher sie eingenommen werden, desto sicherer wirken sie.

Der Wirkstoff Levonogestrel kann bis zu drei Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, Ulipristalacetat dagegen bis zu fünf Tage. Beide Präparate gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Frauen über 22 Jahre müssen die „Pille danach“ selbst bezahlen. Frauen unter 22 Jahren können sich die Pille von ihrer Ärztin verschreiben lassen. Sie erhalten sie dann kostenlos in der Apotheke. Nach der Einnahme kann es zu Übelkeit, Schwindel und auch Kopfschmerzen kommen. Diese Nebenwirkungen vergehen in der Regel schnell. Auch der Zyklus kann sich danach etwas verschieben.