„Partnerzeit"
Bei diesem Unternehmen bekommen Väter sechs Wochen nach der Geburt geschenkt

Hier gibt es sechs Wochen Freizeit geschenkt!
Der Softwarekonzern SAP geht bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in die Offensive: Wie die „Partnerzeit“ andere Arbeitgeber in Bedrängnis bringt.
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SAP führt großzügige „Partnerzeit" ein
Laut Koalitionsvertrag sollen Väter künftig für zwei Wochen nach einer Geburt bezahlt von ihrem Beruf freigestellt werden. Klingt gut, ist aber noch nicht umgesetzt. Der Softwarekonzern SAP will nicht länger auf die Politik warten und führt schon bald eine sehr großzügige „Partnerzeit" ein.
Wie das DAX-Unternehmen aus Walldorf seiner Belegschaft in Deutschland mitteilte, können ab dem kommenden Jahr Väter und andere Partner nach der Geburt ihres Kindes sechs Wochen bezahlt freigestellt werden.
„Wir wollen damit zeigen, dass Familienvereinbarkeit und Karrieremachen keine Widersprüche sind", sagt Cawa Younosi, Personalchef von SAP in Deutschland. Er rechnet mit 700 bis 800 Vätern pro Jahr. Dabei sollen Kosten in Höhe von jährlich mehreren Millionen Euro anfallen.
Versprechen des Koalitionsvertrags bisher nicht umgesetzt
Der SAP-Vorstoß lässt auch die Politik blöd dastehen. Denn im Koalitionsvertrag hatten die Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP angekündigt, eine zweiwöchige vergütete Freistellung für den Partner oder die Partnerin nach der Geburt eines Kindes einzuführen.
Der Gesetzentwurf werde derzeit innerhalb der Bundesregierung beraten. Im November des vergangenen Jahres hatte Paus noch eine Umsetzung für das Jahr 2024 angekündigt. Auf Anfrage wollte sich das Ministerium nun zu einem konkreten Zeitpunkt nicht offiziell äußern.
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Väterzeit direkt nach der Geburt: Das sagen andere Top-Konzerne
Dass SAP mit dem Programm ein Vorreiter zu sein scheint, zeigen Anfragen bei mehreren Dax-Unternehmen.
So begrüßte Siemens zwar den Ansatz einer Väterzeit hinsichtlich einer Gleichverteilung der familiären Betreuungsarbeit zwischen den Geschlechtern. „Aus Siemens-Sicht sollte jedoch - wie beim Elterngeld - die Freistellung aus Steuermitteln finanziert werden und nicht den Arbeitgebern aufgebürdet werden", teilte der Münchener Konzern mit.
„Eine zusätzliche Väterzeit halten wir vor dem Hintergrund unserer bereits bestehenden Angebote und der damit möglichen Flexibilität nicht für notwendig", teilte der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental mit.
Aus Sicht des Unternehmens DHL Group müssten die bestehenden Regeln nicht geändert werden, Derzeit gebe es einen Tag Sonderurlaub für die Geburt und die Elternzeit, sonst aber keine weitere Freistellung.
Der Sportwagenbauer Porsche begrüßte die Pläne der Bundesregierung. „Eine bezahlte Freistellung zu Beginn der Vaterschaft trägt zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei", teilte eine Sprecherin mit. Zugleich bedauere Porsche, dass das Bundeskabinett die Einkommensgrenze pro Familie für den Anspruch auf Elterngeld halbiert hat.
Auch die Deutsche Telekom befürworte Maßnahmen, die eine gute Balance zwischen Job und Familie unterstützen, teilte ein Sprecher mit.
So weit wie SAP lehnte sich allerdings keines der angefragten Unternehmen aus dem Fenster. Bleibt der Softwareriese aus Walldorf die Ausnahme oder ist er ein Vorreiter? Das wird sich im nächsten Jahr zeigen. (dpa/aze)