"Nur ein Gewinn für die Eltern"Sarah Engels' Tochter (1) hat bereits Ohrlöcher - Arzt spricht von Körperverletzung

Große Aufregung um einen Post von Sängerin Sarah Engels (30)! Ihre kleine Tochter Solea (1) hat bereits Ohrlöcher und diese Tatsache stößt einigen Followern übel auf – sogar von „Körperverletzung“ ist in den Kommentaren die Rede. Kinderarzt Dr. Michael Dördelmann klärt im RTL-Interview darüber auf, wann es tatsächlich zu früh für Ohrlöcher ist und worauf Eltern achten sollten.
Ohrlöcher bei Babys und Kindern – ab welchem Alter aus medizinischer Sicht angebracht?
Es ist ein Thema, über das sich viele Eltern früher oder später Gedanken machen. Und auch Kinder wünschen sich oft Ohrlöcher, zumindest wenn die ersten Spielkameraden schon Ohrringe tragen. Doch wann das richtige Alter dafür ist, daran scheiden sich die Geister. Sängerin Sarah Engels bekommt aktuell jedenfalls Kritik auf Social Media dafür, dass ihre einjährige Tochter bereits Ohrlöcher hat.
Doch ist das Kind auch aus medizinischer Sicht mit einem Jahr zu jung für Ohrlöcher? Tatsächlich sieht der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Flensburg dieses Alter ebenfalls als zu früh für den Eingriff an. „Möglich ist das theoretisch immer, die Frage ist nur, ob das wirklich nötig ist“, sagt Kinderarzt Dr. Michael Dördelmann im Gespräch.
"Dann ist es letztendlich nichts anderes als Körperverletzung"

„Wenn man einem Kind Ohrlöcher stechen lässt, ist das aus medizinischer Sicht kein notwendiger Eingriff und daher müssen nicht nur die Eltern, sondern auch das Kind unbedingt einwilligen. Das ist bei Babys und Kleinkindern aber schlicht nicht möglich“, erklärt der Kinderarzt.
„Also müssen sich Eltern die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, einem nicht einwilligungsfähigen Kind das zuzumuten. Sonst ist es ist nur ein Gewinn für Eltern. Und dann ist es letztendlich nichts anderes als Körperverletzung“, so die Einschätzung des Arztes.
Ihre Meinung ist uns wichtig! So jung und schon Ohrlöcher - ist das okay?
Kinderarzt zu Ohrlöchern: "Frühestens ab zehn Jahren“
Wichtig sei also: „Eltern sollten mit dem Kind unbedingt darüber sprechen, damit das Kind eine eigene und fundierte Entscheidung dazu treffen kann, ob es Ohrlöcher möchte, oder eben nicht“, so der Kinderarzt weiter. Eine klare Rechtsprechung sei bisher zwar nicht vorhanden, aber ethische Empfehlungen.
Und was rät der Arzt? „Ohrlöcher im Vorschulalter stechen zu lassen, das geht meiner Meinung nach gar nicht. Frühstens ab zehn Jahren, würde ich sagen. Denn Babys und Kleinkinder verstehen die Konsequenz gar nicht und sind noch nicht in der Lage, eine mündige Entscheidung zu treffen“, so Dördelmann.
Ohrlöcher: Ab wann sind sie erlaubt?
In Deutschland gibt es aktuell noch kein Gesetz, wonach das Ohrlochstechen bei Babys und Kindern verboten ist – aber es wird von vielen Menschen, auch mit Petitionen, gefordert. Die Entscheidung fürs Ohrlochstechen liegt daher bislang komplett im Ermessen der Eltern. Erst ab 18 Jahren ist Ohrlochstechen ohne Einwilligung der Eltern erlaubt. Viele Experten fordern jedoch ein Mindestalter fürs Piercen und Ohrlochstechen.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) beispielsweise rät vom Stechen von Ohrlöchern bei Babys und Kleinkindern ab. „Ohrlochstechen, Tätowierungen und Piercings bei Minderjährigen sind aus unserer Sicht Körperverletzung“, sagte BVKJ-Ehrenpräsident Wolfram Hartmann. Auch die Europäische Vereinigung für professionelle Piercings (EAPP) spricht sich gegen Eingriffe bei Jugendlichen unter 14 Jahren aus.
Ohrlöcher bei Babys und Kleinkindern: "Entzündung ist eine Gefahr" - Arzt warnt!
Laut Dördelmann seien Kinder unter zehn Jahren außerdem verletzungsanfälliger, wenn Ohrlöcher gestochen werden.
„Je kleiner das Kind ist, desto eher bewegt es sich, wenn das Ohrloch gestochen wird, und das erhöht natürlich das Verletzungsrisiko“, so Dördelmann. „Wenn eine Wunde dabei entsteht, kann sich diese auch eher infizieren. Gerade, weil das Ohrloch-Stechen nicht unter sterilen Bedingungen stattfindet. Diese Entzündung ist gerade bei Babys und Kleinkindern eine Gefahr“, warnt der Kinderarzt.
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Kinderarzt: "Für Entzündungen und Infektionen sind kleine Kinder gefährdeter"
Im schlechtesten Fall könne eine solche Infektion um sich greifen und Ohrgewebe sowie den Knorpel angreifen, was im Verlauf der Infektion sogar zu fehlerhaft geformten Ohren führen könnte.
„Im allerschlimmsten Fall kann ein missgebildetes Ohr dabei herauskommen. Und für solche Entzündungen und Infektionen sind kleine Kinder nun einmal gefährdeter.“ Zudem sei die empfohlene Reinigung nach dem Stechen der Ohrlöcher für kleine Kindern und Eltern eine größere Herausforderung als für Schulkinder und Pubertierende. All dies sollten Eltern bei der Entscheidungsfindung unbedingt bedenken.