US-Geheimdienst sieht Hinweise
Nord-Stream-Sabotage: Wer hat die Pipelines gesprengt? Spur führt in Richtung Ukraine
Lange wurde spekuliert, wer für die Lecks in den Ostsee-Pipelines Nord-Stream 1 und Nord-Stream 2 verantwortlich ist. Denn eines war fast von Anfang an klar: Es hat sich dabei um gezielte Sabotage gehandelt. Aber wer hätte von den Gaslecks profitiert? War Russland dafür verantwortlich, die USA oder vielleicht sogar die Ukraine selbst? Ein Bericht des US-Geheimdienstes liefert nun erste Antworten: eine pro-ukrainische Gruppe soll verantwortlich für die Lecks sein. Auch deutsche Medienberichte glauben: die Spuren führen in Richtung Ukraine.
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Vermutungen des US-Geheimdienstes: Gruppe ist gegen Putin
Die USA vermuten nach einer neuen Überprüfung durch inländische Geheimdienste einem Medienbericht zufolge, dass eine pro-ukrainische Gruppe hinter der Explosion auf die Nord-Stream-Pipeline steckt. Es gebe jedoch keine Beweise, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder führende Regierungsvertreter daran beteiligt gewesen seien oder dass Einzeltäter auf Geheiß irgendwelcher ukrainischer Regierungsvertreter agiert hätten, berichtete die "New York Times" am Dienstag. Aus den neuen Hinweisen gehe nicht hervor, wer für die Anschläge bezahlt oder sie in Auftrag gegeben habe oder aus welchen Mitgliedern sich die pro-ukrainische Gruppe zusammensetze. Die Vermutungen ließen darauf schließen, dass die Gruppe den russischen Präsidenten Wladimir Putin ablehne.
Regierungssprecherin in Berlin hat Bericht zur Kenntnis genommen
Von den USA, der Ukraine und Russland waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten. Eine Regierungssprecherin in Berlin teilte mit, dass man den jüngsten Bericht der "New York Times" zur Kenntnis genommen habe. "Der Generalbundesanwalt (GBA) ermittelt seit Anfang Oktober 2022 in der Sache. Er hat damit die Hoheit über das Verfahren. Darüber hinaus laufen Untersuchungen in Schweden und Dänemark zu den Explosionen, jeweils unter Federführung der dortigen nationalen Behörden", teilte sie weiter mit. Zuletzt hätten Schweden, Dänemark und Deutschland vor wenigen Tagen den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen darüber informiert, dass die Untersuchungen liefen und es noch kein Ergebnis gebe.
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Medienberichte: Sechsköpfiges Team verantwortlich für Sabotage
Auch deutsche Medien berichten von ähnlichen Erkenntnissen. Laut einer gemeinsamen Recherche des ARD-Hauptstadtstudios, des ARD-Politikmagazins „Kontraste“, des SWR und der Zeit konnten auch die deutschen Behörden weitestgehend rekonstruieren, wie und wann der Anschlag vorbereitet wurde.
Den Berichten zufolge soll eine Jacht, die von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sein soll und die offenbar zwei Ukrainern gehört, bei der Geheimoperation an den Pipelines eingesetzt worden sein. Im Einsatz gewesen sein soll ein Team aus sechs Personen: ein Kapitän, zwei Taucher, zwei Tauchassistenten und eine Ärztin. Die Nationalität der Täter ist offenbar unklar. Sie sollen professionell gefälschte Reisepässe genutzt haben, unter anderem um das Boot anzumieten. Mit dem Boot sollen die Täter den Sprengstoff zu den Tatorten transportiert und dort platziert haben. Die Gruppe soll am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen sein.
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Lecks in Nord-Stream-Pipelines
Zum Hintergrund: Am 26. September letzten Jahres wurden an beiden Ostsee-Pipelines, die Gas aus Russland nach Europa liefern, ein plötzlicher Druckabfall registriert. Zudem hat die dänische Marine Aufnahmen veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, wie Blasen zur Meeresfläche aufsteigen. Und auch Seismologen hatten mehrere Erschütterungen in der Ostsee in der Nähe der zwei Nord-Stream-Pipelines registriert. Kurz darauf wurden weitere Lecks an den Pipelines festgestellt. Die Ursache: In der Nähe der dänischen Insel Bornholm tritt aus insgesamt drei Lecks Erdgas aus den Pipelines am Meeresboden aus.
Die USA und die Nato hatten die Explosion sieben Monate nach Beginn der Invasion der Ukraine als Sabotage bezeichnet. Westliche Politiker spekulierten, Russland könne hinter der Attacke stecken. Die Regierung in Moskau sieht den Westen als Strippenzieher und verlangte im UN-Sicherheitsrat eine unabhängige Untersuchung. Beweise hat keine der beiden Seiten vorgelegt.
Durch die Pipeline Nord Stream 1 hatte Russland bis zum Lieferstopp Gas aus Sibirien nach Deutschland und in weitere europäische Länder gepumpt. Nord Stream 2 wurde wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht in Betrieb genommen. (khe/mit rtrs)
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