Die tragische Geschichte der Anju Khatiwada
Co-Pilotin stirbt bei Flugzeugabsturz – wie ihr Ehemann vor 16 Jahren

Es ist eine Geschichte von unglaublicher Tragik: Im Jahr 2010 trat Anju Khatiwada ihren Job bei der nepalesischen Yeti Airlines an, um in die Fußstapfen ihres Mannes zu treten. Pilot Dipak Pokhrel war vier Jahre zuvor beim Absturz eines Passagierflugzeugs ums Leben gekommen. Jetzt hat die 44-Jährige das gleiche Schicksal ereilt: Die Co-Pilotin starb beim Absturz einer Yeti-Airlines-Maschine in Nepal am Sonntagmorgen.
Flugzeugabsturz in Nepal: 69 der 72 Passagiere tot geborgen
Das Flugzeug verunglückte auf dem rund eine halbe Stunde dauernden Flug zwischen der Hauptstadt Kathmandu und der zweitgrößten Stadt Pokhara beim Landeanflug. Ein Mann aus Indien filmte aus dem Flieger und streamte seinen Tod live bei Facebook. Und eine Bloggerin postete kurz vor dem Absturz Fotos aus der Todesmaschine. Bislang wurden 69 der 72 Passagiere tot geborgen.
Anju Khatiwadas Ehemann kam 2006 bei Flugzeugunglück ums Leben
Mehr als 16 Jahre vorher, am 21. Juni 2006, hatte sich Anju Khatiwadas Leben von einem Tag auf den anderen geändert. Ihr Mann saß im Cockpit eines Flugzeugs von Nepalganj nach Jumla. Die Maschine stürzte ab, nach Angaben von "India Today" starben sechs Passagiere und vier Besatzungsmitglieder – darunter Dipak Pokhrel. Khatiwada habe später ihre Pilotenausbildung mit dem Geld finanziert, das sie nach dem Tod ihres Mannes von der Versicherung bekommen hatte, sagte ein Yeti-Airlines-Sprecher der Agentur Reuters.
Besonders tragisch: Anju Khatiwada starb nur zehn Sekunden, bevor sich ihr Lebenstraum erfüllt hätte. Denn die 44-Jährige wäre direkt nach der Landung am Sonntag zur Kapitänin befördert worden, berichtet "India Today". Zuvor war sie auf fast allen Flughäfen Nepals erfolgreich gelandet.
Immer wieder Flugzeugabstürze in Nepal
In Nepal kommt es immer wieder zu Flugzeugabstürzen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass sich dort viele der welthöchsten Berge befinden, darunter der Mount Everest. Die Wetterverhältnisse können sich sehr schnell verändern – für Piloten eine Herausforderung. Gleichzeitig ist die Sicherheitsaufsicht der nepalesischen Luftfahrtbehörden aus Sicht der EU nicht ausreichend. Wegen Sicherheitsbedenken dürfen nepalesische Fluggesellschaften deshalb nicht im EU-Luftraum fliegen. Auch Yeti Airlines steht wegen Sicherheitsbedenken auf einer Schwarzen Liste der EU.
Das jüngste Luftverkehrsunglück ist das schwerste seit drei Jahrzehnten in dem armen Land. Das Wrack der Maschine liegt in der Nähe einer 300 Meter tiefen Schlucht in der Stadt Pokhara. Noch ist unklar, weshalb sie abstürzte – einen Notruf hatte der Pilot nicht abgesetzt. Hoffnungen, noch Überlebende zu finden, gibt es kaum. (bst)