Spuck-Attacke im Gericht
Nach Müllmann-Raubüberfall: Berliner Clan-Mitglied gesteht
Der Überfall von vier Räubern auf Berlins berühmter Einkaufsstraße Kurfürstendamm im Februar hat nicht nur für Aufsehen gesorgt, sondern war auch brutal! Getarnt in knalloranger Müllmannkleidung überfielen mindestens vier Räuber einen Geldtransporter und erbeuteten 648.500 Euro. Einer der Verbrecher steht seit heute in Berlin vor Gericht. Welche kriminelle Vergangenheit er hat und wie traumatisierend der Überfall für die Opfer war, wurde heute beim Prozessauftakt deutlich. Für die Clan-Kollegen ein Grund einen anwesenden Journalisten zu attackieren, wie im Video zu sehen ist.
Mit Waffe bedroht und mit Reizgas besprüht
Beim Prozess am Donnerstag steht allerdings nur einer der Verdächtigen vor Gericht. Mindestens drei weitere Räuber wurden bisher nicht gefasst. Angeklagt ist ein 31 Jahre alter Mann, Muhamed Remo, aus einem bekannten arabischstämmigen Berliner Clan. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, einen Geldtransporter überfallen, sowie drei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma beim Verladen angegriffen, mit einer Waffe bedroht und mit Reizgas besprüht zu haben.
Das Gericht bot dem Angeklagten an, eine Strafe im Rahmen zwischen sechs Jahren und sechs Monaten und sieben Jahren und sechs Monaten zu verhängen, wenn er die Taten einräumt.
Angeklagtes Clanmitglied soll vier Gramm Koks täglich

Während des Prozesses vermelden seine Anwälte: Mohamed Remo nimmt das Angebot an. Es folgt ein schriftliches Geständnis: Remo hat schon länger mit Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen wurde bereits mehrfach verurteilt und saß im Gefängnis. Zuletzt hatte ihn ein Gericht am 3. Februar, rund zwei Wochen vor dem Überfall im Müllmann-Outfit, wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und verbotenen Autorennens zu einem Jahr Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Die Gefängnisstrafe sollte er später antreten.
Als er aus der U-Haft entlassen wurde, wollte er eigentlich mit Drogen und Alkohol aufhören. Der Wille hielt nicht lange an, schon kurz nach der Rückkehr nach Hause und vielen Vorwürfen seiner Frau, ging die Spirale wieder los – so die Worte seines Geständnisses. Er war nach eigenen Angaben nächtelang auf Partys, hat Alkohol konsumiert und Koks, bis zu vier Gramm täglich. Das ist teuer, dementsprechend habe er sich schnell verschuldet, bis zu 40.000 Euro angehäuft. Das Angebot eines Bekannten, beim Geldtransporter-Coup mitzumachen, sei ihm also ganz gelegen gekommen.
Wegen seiner Koks-Sucht hinterlässt der Täter DNA am Tatort
Seine Aufgabe war es, die Sicherheitsmänner zu bedrohen, dafür zu sorgen, dass sie auf dem Boden bleiben und sie sonst mit Pfefferspray zu besprühen. Das soll auch passiert sein, wie ein Sicherheitsmann später während des Prozesses berichtete. Versprochen wurde ihm eine Beute von bis zu 1 Mio. Euro. Am Ende kassierte er einen Anteil von 70.000 Euro.
Weil er so viel kokst, läuft ihm ständig die Nase, die Mohamed Remo sich regelmäßig an seiner Kleidung abwischt. Genau so sind auch seine DNA-Spuren auf das Oberteil des Sicherheitsmannes gelangt, wodurch die Polizei Remo fassen konnte. Einer der Sicherheitsmänner wurde anschließend als Zeuge verhört.
Zeuge erzählt vor Gericht von dem Überfall in Berlin
Karsten S. ist 60 Jahre alt und seit 30 Jahren im Job. Er erinnerte sich an den Vorfall: "Ich habe erst gedacht, die wären von der BSR (Berliner Stadt-Reinigung) und dann zogen sie plötzlich die Waffe." Die Räuber hatten ihm seine Waffe abgenommen, er sollte sich hinkauern. "Weil ich aber scheinbar nicht tief genug lag, hat mich einer runtergedrückt und anschließend mit Pfefferspray besprüht. Dann hatte ich nur noch Schmerzen."
Nach dem Überfall habe er psychologische Hilfe in Anspruch nehmen müssen, er habe nicht mehr schlafen können und es sei ihm "nur noch schlecht" gegangen, erzählt Karsten S. heute vor Gericht. Im Transporter arbeiten kommt für ihn nicht mehr in Frage. Heute ist er bei einem Reparaturdienst tätig. (fpo/vba)
Es werden weitere Zeugen verhört, das Urteil wird wahrscheinlich am 06.September gefällt.
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