Die Clan-Kriminalität ist eine Form des organisierten
Verbrechens. Dabei geht es um Schutzgelderpressungen, Raubüberfälle, Drogen,
erzwungene Prostitution und Mord.
Clan-Kriminalität: Was ist das überhaupt?
Früher beherrschte die Mafia die Schlagzeilen, in diesem Jahrhundert
sind es die Machenschaften krimineller Clans. Das Bundeskriminalamt definiert
diese Art der organisierten Kriminalität als Straftaten durch Angehörige
ethnisch abgeschotteter Subkulturen. Die Clanmitglieder lehnen die deutsche
Rechtsordnung ab und leben ihre eigenen Werte. Ausgeübt werden die Verbrechen
von den Angehörigen eines Clans, also eines Familienverbands im engen und
weitläufigeren Sinne. Die Verwandtschaftsdefinition basiert oft auf einer
fiktiven Annahme und ist somit konstruiert. Das betrifft zum Beispiel arabische
Großfamilien, die meinen, von einem gemeinsamen Urvater abzustammen. Eine
bekannte Fernsehserie, die sich mit der Problematik beschäftigt, ist „4
Blocks“.
Woher stammen die Clans?
Die meisten kriminell aktiven Clans ließen sich 2019 den
Mhallamiye-Kurden zurechnen. Diese stammen aus dem Libanon, Syrien und der
Türkei. Viele von ihnen gelangten im Zuge des libanesischen Bürgerkriegs von
1975 bis 1990 nach Europa, die meisten von ihnen nach Deutschland und
Skandinavien. In ihrer Heimat war es ihnen unmöglich, enge Gemeinschaften zu
bilden. In den Aufnahmeländern nutzten die Geflüchteten ihre Chance und
schlossen sich zu Clans zusammen. Die oftmals fehlende Arbeitserlaubnis trug
zum Abdriften ins kriminelle Milieu bei. Es entstanden gefestigte kriminelle
Strukturen mit einer stark patriarchalisch-hierarchischen Ausrichtung.
Welche Verbrechen begehen die kriminellen Clans?
Die Mitglieder der Clans zeigen häufig eine mangelnde
Integrationsbereitschaft und sind räumlich stark konzentriert. Sie fallen nicht
selten durch Provozieren auf und sorgen für Eskalationen schon aus nichtigem
Anlass. Sie verfügen über eine enorme Gruppendynamik und nutzen ihr Bedrohungs-
und Mobilisierungspotenzial voll aus. Über die Hälfte der kriminellen
Handlungen beziehen sich auf den Rauchgiftschmuggel und -handel.
Eigentumsdelikte stehen an zweiter Stelle, gefolgt von Geschäften im Nachtleben
und Wirtschaftskriminalität. Gewaltdelikte, Schleusungskriminalität sowie
Steuer- und Zolldelikte nehmen nur einen geringen Prozentsatz ein. Von
insgesamt 535 Verfahren gegen organisierte Kriminalität im Jahr 2018 fielen 45
Fälle auf die Clan-Kriminalität zurück. Mediale Beachtung fanden der Miri- und
der Abou-Chaker-Clan sowie die Großfamilien Ali-Khan, Al-Zein, Rammo und
Chahrour.