Gewaltexzess in EssenPatient stirbt in Klinik - Angehörige verprügeln Personal
Es ist einfach nicht zu fassen.
Gegen 15 Uhr geht bei der Polizei in Essen ein Notruf ein. Angehörige eines Patienten rasten am Freitagnachmittag (20. September) aus und verletzen mindestens sechs Mitarbeiter eines Krankenhauses. Ein Tatverdächtiger (41) wird festgenommen - der eingelieferte Patient stirbt.
Polizei sucht Zeugen des Vorfalls
Der Vorfall ereignet sich am Freitag im Stadtteil Huttrop. Das Team des Krankenhauses versorgt gerade einen schwer kranken Patienten. Als sich sein Zustand verschlechtert, versuchen sie ihn zu reanimieren. Doch die Ärzte können nichts mehr tun. Der Patient stirbt. Fast zeitgleich kommt es zum Angriff. Angehörige verletzen insgesamt sechs Mitarbeiter des Krankenhauses – eine 23-Jährige schwer!
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Die Polizei lässt den 41-Jährigen am Abend noch frei. Sie erstattet Anzeige wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und wegen der Beschädigung von Krankenhaus-Inventar. Die Polizei prüft den Angaben zufolge auch Verbindungen zur Clankriminalität. Außerdem suchen die Behörden nach einem weiteren Krankenhausbesucher, der an der Auseinandersetzung beteiligt war und flüchtig ist. Zeugen sollen sich melden, wenn sie was gesehen haben.
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Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) äußerte sich am Wochenende zu den Ereignissen. „Auch der Verlust eines nahen Angehörigen entschuldigt oder rechtfertigt nicht ein solches Verhalten oder gar einen Angriff auf Krankenhauspersonal und ein Krankenhaus. Ich verurteile das aufs Schärfste und habe für ein solch asoziales Verhalten überhaupt kein Verständnis“, sagte er. Staatsanwaltschaft und Gerichte seien nun gefordert, darauf eine klare Antwort zu geben.
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Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Michael Mertens, sagt: „Was in Essen geschehen ist, passt leider in die aktuelle Entwicklung. Es gibt eine Zunahme bei der Gewalt an Personen, die anderen Menschen helfen oder sie schützen. Dazu zählen Feuerwehrleute, Polizisten, Rettungsdienst und Krankenhausangestellte.” Die Gewerkschaft fordert, die Sachverhalte in diesem Bereich schnell aufzuklären und hart zu bestrafen.
Zahl der Gewalttaten gegen Krankenhausmitarbeiter steigt
Eine Abfrage bei den Landeskriminalämtern zeigt: Die Zahl von Gewalttaten in deutschen Krankenhäusern steigt. Bundesweit ist die Zahl sogenannter Rohheitsdelikte in medizinischen Einrichtungen seit 2019 um etwa 18 Prozent auf mehr als 6.190 Taten im Jahr 2022 gestiegen. Unter Rohheitsdelikte fallen Straftaten wie Raub oder Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Im Jahr 2019 waren es noch etwa 5.245 Delikte im Umfeld einer medizinischen Einrichtung. (cko/pro mit dpa)