Täter waren als Müllmänner verkleidet
Nach Raubüberfall am Kurfürstendamm: Berliner Clan-Mitglied vor Gericht

Der Überfall der vier Räuber in Müllmann-Kleidung mitten auf Berlins berühmter Einkaufsstraße Ku'damm im Februar war aufsehenerregend. Am Donnerstag beginnt der Prozess gegen einen der mutmaßlichen Täter: Der 31-jährige Muhamed Remmo ist Mitglied eines bekannten arabischstämmigen Berliner Clans. Die Polizei hatte ihn im März festgenommen. Die drei anderen Verdächtigen sind weiter auf der Flucht.
Prozessbeginn gegen Muhamed Remmo
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 31-Jährigen wegen der mutmaßlichen Beteiligung an dem Überfall schweren Raub und gefährliche Körperverletzung vor. Muhamed Remmo wurde bereits mehrfach verurteilt und saß im Gefängnis. Zuletzt hatte ihn ein Gericht am 3. Februar, rund zwei Wochen vor dem Überfall, wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und verbotenen Autorennens zu einem Jahr Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Die Gefängnisstrafe sollte er später antreten.
Kudamm-Raub: Täter als Müllmänner verkleidet

Der Ablauf des Überfalls ließ sich schon kurz nach der Tat gut rekonstruieren, weil Zeugen schnell Videos ins Internet stellten. Die Räuber trugen am Vormittag des 19. Februar leuchtend orangefarbene Kleidung und waren mit Stoffmasken oder Mützen maskiert, als sie vor einer Bank auf dem Kurfürstendamm zuschlugen. Der Angeklagte und ein Mittäter sollen die Wachleute mit Schreckschusspistolen bedroht und dann entwaffnet haben, so die Anklage der Staatsanwaltschaft.
Zudem soll er die Wachleute mit Reizgas besprüht haben, während seine Komplizen Geldkassetten in einen großen Sack stopften. Videos zeigten, wie die vier Männer hektisch Geldkassetten aus der Seitentür des Transporters in einen großen Sack packten, den vollen Sack zum Straßenrand zerrten und ihn mit Mühe in den Kofferraum eines Kombi luden. Dann stiegen sie ein und fuhren ab. Das Auto wurde später ausgebrannt gefunden.
Kriminelle Clans im Visier der Ermittler
Immer wieder wurden Mitglieder des Remmo-Clans in den letzten Jahren nach aufsehenerregenden Taten gefasst oder verurteilt, etwa nach dem Diebstahl einer großen Goldmünze aus einem Berliner Museum. Auch beim spektakulären Dresdner Juwelendiebstahl von 2019 gehören drei mutmaßliche Täter zu der Familie. Im Sommer 2018 beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft 77 Wohnungen und Häuser, die dem Clan zugerechnet werden. Die Immobilien sollen mit Geld bezahlt worden sein, das aus einem Bankeinbruch in Berlin-Mariendorf stammt.
Im vergangenen Jahr gab es in Berlin eine ganze Reihe von Überfällen auf Geldtransporter. Von neun Überfällen zwischen 2014 und 2018 wurde aber nur einer so aufgeklärt, dass es zu Verurteilungen kam.
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