Mordprozess in Detmold

Oliwia (15) soll Halbbruder (3) erstochen haben: Freundin Lea sagt vor Gericht aus

Es sei ein komisches Gefühl gewesen, ihre Freundin und Klassenkameradin Oliwia auf der Anklagebank zu sehen, erzählt Lea im RTL-Interview. Sie war als Zeugin beim Mordprozess gegen die 15-Jährige geladen. Oliwia soll ihren drei Jahre alten Halbbruder im November 2019 in seinem Bett gewürgt und dann 28 Mal mit einem Messer auf ihn eingestochen haben. Die Mutter beider Kinder fand den Jungen später tot im Bett. Im Video erzählt Lea, wie sie ihre Freundin Oliwia eigentlich kennt.

"Normales Geschwisterverhältnis" zwischen Oliwia und ihrem Bruder

Im Interview erzählt die 14-jährige Zeugin, dass sie völlig schockiert war, als sie hörte, was damals passiert war. „Ich habe das so nicht erwartet“, erklärt Lea. Ihre Freundin Oliwia sei eigentlich ein ruhiger Mensch und nie gewalttätig gewesen.

Lea kannte auch den getöteten Dreijährigen gut. Sie war regelmäßig bei ihrer Freundin zu Besuch, dort sah sie dann auch den Halbbruder. „Eigentlich war das Verhältnis ganz ok zwischen ihr und ihrem Bruder – wie ein normales Geschwisterverhältnis halt“, erinnert sich die Schülerin. Natürlich sei Oliwia manchmal genervt gewesen von dem Kleinen, aber das sei unter Geschwistern doch normal, meint Lea. Sie habe selbst Geschwister. „Ich weiß, wie das ist.“

08.11.2019, Nordrhein-Westfalen, Detmold: Auf einer der Kerzen, die neben Blumen an dem Mehrfamilienhaus abgelegt wurden, wo am Abend des 06.11.2019 eine 15-Jährige ihren dreijährigen Halbbruder in Detmold mit einem Messer getötet haben soll, steht "Friede sei mit Dir". Foto: Guido Kirchner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die 15-jährige Oliwia soll ihren dreijährigen Halbbruder in Detmold getötet haben-
gki wst, dpa, Guido Kirchner

Lea war völlig schockiert, als sie hörte, was damals passiert sein soll

Das Verhältnis zwischen Oliwia und ihrer Mutter sei allerdings ziemlich angespannt gewesen, sagt die 14-Jährige. Zwischen den beiden gab es ständig Streit. Und auch in der Schule gab es Probleme. Oliwia sei hin und wieder von ihren Mitschülern beleidigt und geschlagen worden.

Lea erfuhr damals wahrscheinlich als eine der ersten, dass etwas mit Oliwia passiert war. Denn noch in der Nacht nach der Tat stand die Polizei bei Lea vor der Tür. Da habe sie nur erfahren, dass ihre Freundin weggelaufen sei. Als die Beamten dann noch einmal wiederkamen, sagten sie dann, dass Oliwia gesucht wurde, weil sie ihren kleinen Bruder umgebracht haben soll.

ARCHIV - 07.11.2019, Nordrhein-Westfalen, Detmold: Eine Polizistin steht im Garten des Mehrfamilienhauses, in dem eine 15-Jährige ihren dreijährigen Halbbruder getötet haben soll. Fünf Monate, nachdem eine Jugendliche ihren erst drei Jahre alten Halbbruder durch 28 Messerstiche getötet haben soll, beginnt am Montag am Landgericht Detmold der Prozess gegen das Mädchen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit muss sich die 15-Jährige wegen Mordes verantworten. (Zu dpa «Kleinkind (3) erstochen: Jugendliche Halbschwester vor Gericht») Foto: Guido Kirchner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Dreijährige schlief, als seine Schwester auf ihn losging.
gki jat cv jai, dpa, Guido Kirchner
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"Sie sah voll traurig aus"

Die 15-Jährige sollte an dem Nachmittag auf ihren Bruder aufpassen, weil die Mutter der beiden zur Arbeit gegangen war. Statt das Kind vom Mittagschlaf aufzuwecken, soll Oliwia den Jungen aber getötet haben. Mit dem Blut des Jungen hinterließ sie sogar eine Nachricht an der Wand, heißt es in der Anklage. Dann tauchte sie unter und machte sich offenbar zu Fuß auf den Weg von Detmold nach Lemgo, wo sie am nächsten Tag von der Polizei festgenommen wurde.

Seit der Bluttat im November, für die Oliwia nun angeklagt ist, haben sich die Freundinnen nicht mehr gesehen. Als Lea heute in den Gerichtssaal in Detmold kam, um ihre Aussage zu machen, fiel ihr auf, wie traurig Oliwia aussah. „Sie hat die ganze Zeit nur leer in den Raum reingeguckt“, beobachtete die Schülerin. Nur einmal ganz kurz hätten die beiden Mädchen sich gegenseitig angeschaut.