Mutter spricht über den Geschwistermord von Detmold
Ihre Tochter (15) hat ihren kleinen Bruder (3) umgebracht
Agnieszka P. hat einen schrecklichen Schicksalsschlag erlitten. Sie hat an einem Tag ihre beiden Kinder verloren: ihren kleinen Sohn Nikolas, der erstochen wurde. Von ihrer Tochter Oliwia. 28 Mal hat der Teenager auf das schlafende Kind eingestochen. Als Grund nannte Oliwia eine "abgrundtiefe Abneigung" gegen ihren Halbbruder. Wie geht die Mutter damit um, wie kann sie mit dem Grauen leben? Das erzählt sie in unserem Video.
Tochter schrieb fürchterliche Botschaft mit Blut an die Wand

Tapfer berichtet Agnieszka, was sich hier abgespielt hat. Wie sie ahnungslos nach Hause kam. Ihren kleinen Jungen in seinem Bett fand, zugedeckt. Sie wollte nach ihm sehen, wunderte sich, dass er nicht reagierte. „Ich sah überall rote Farbe. Zuerst dachte ich, es sei wirklich nur Farbe gewesen, bis ich dann bemerkte, dass es Blut war.“
Sie zeigt uns die Wand, an der Oliwia ihre fürchterliche Botschaft hinterlassen hat – geschrieben mit dem Blut des kleinen Jungen: 'Ich habe das gemacht, weil ich ihn hasse und er mir meine Mutter und Oma genommen hat.' Ein Schock für Agnieszka, der nachwirkt, als sei es erst gestern passiert. Sie weine viel, sagt sie. „Ich werde mich in meinem ganzen Leben nicht mehr davon erholen.“
Jeden Tag frage sie sich: „Warum?“

Es sind sehr persönliche Einblicke, die Agnieszka P. unserem Reporter gewährt. Sie zeigt uns die Wohnung, in der sich das Drama abspielte. Sie ist ausgezogen, lebt bei ihrer Mutter. Nach der Tat war sie zwei Monate zur Therapie in einem psychiatrischen Krankenhaus. Der Besuch in der alten Wohnung kostet Agnieszka viel Kraft. „Hier hat mein Lebensdrama begonnen. Hier habe ich meine beiden Kinder verloren“, sagt sie.
Jeden Tag frage sie sich: „Warum?“ Eine Antwort hat sie auf diese Frage nicht, vermutlich gibt es auch keine. „Oliwia war das älteste Kind. Mit der Zeit fühlte sie sich von mir vernachlässigt, aber sie hatte all das bekommen, was sie wollte. Ich weiß bis heute nicht, warum sie das Ganze getan hat“, sagt sie leise. „Ich weiß nur, das Oliwia geweint hat und sie in der Schule gemobbt wurde.“
"Ich wusste nicht, dass sie ihm gegenüber so viel Hass entwickelt hat“

Eine Erklärung für die Bluttat sieht sie darin nicht. „Ich kann nicht verstehen, dass sie so etwas tun konnte und das sie so neidisch auf ihren kleinen Halbbruder Nikolas ist. Ich habe ihr niemals Gewalt oder Aggressivität beigebracht.“ Der Junge habe seine Schwester zwar oft genervt. Aber: „Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass er klein ist und Zeit braucht. Ich wusste nicht, dass sie ihm gegenüber so viel Hass entwickelt hat.“
Sie habe zu ihrer Tochter eine ganz normale Beziehung gehabt. Mit ganz alltäglichen Problemen, die alle Eltern von Teenagern kennen: „Sie war oft stur. Sie wollte nie ihr Zimmer aufräumen, war oft schlecht gelaunt.“ Dennoch habe es nie größere Probleme gegeben. Bis zu jenem 6. November, der ihr Leben für immer veränderte.
Verzeiht sie ihrer Tochter? "Ja"

Auch wenn sie nicht begreifen kann, wie es zu der Tat kommen konnte, antwortet Agnieszka mit „Ja“, auf die Frage, ob sie ihrer Tochter verzeiht. „Sie ist noch ein Kind. Vielleicht wollte sie das gar nicht wirklich, aber sie ist mein Kind. (…) Ich liebe sie über alles, genauso wie meinen Nikolas und auch meinen älteren Sohn. Ich habe jetzt nur noch sie und meinen größeren Sohn. Nikolas habe ich jetzt in meinem Herzen.“
Seit dem Tattag hat sie Oliwia nicht mehr gesehen. Sie haben sich nur Briefe geschrieben. In zwei Wochen hat sie einen Besuchstermin in der Haftanstalt, in der ihre Tochter einsitzt. „Ich warte jetzt auf das Treffen mit meiner Tochter. Ich habe Angst, wie das alles wird. Ich würde ihr gerne zur Seite stehen und sie umarmen.“ Denn eines hat die Tat nicht töten können: Agnieszkas Mutterliebe.