Mit PCR-Test in den Club

Feiern ohne Abstand und Maske - geht das wirklich?

Die Tanzflächen der Clubs sind seit dem ersten Lockdown wie leergefegt. Ein Ende der Corona-Pandemie ist zwar immer noch nicht in Sicht, aber es werden Lösungen gesucht, wie die Clubs vorm Aussterben gerettet werden und wieder öffnen können. Mit dem dreitägigen Pilotprojekt „Reboot Clubculture“ sollen der Szene nach 18 Monaten im Corona-Aus neue Perspektiven aufgezeigt werden.
+++ Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de +++

Über 2100 PCR-Tests, sieben Covid-Fälle aufgedeckt

Für die Nächte von Freitag bis Sonntag in sechs Berliner Clubs waren insgesamt 2000 Tickets verkauft worden. Zusammen mit den Club-Angestellten mussten insgesamt 2110 Menschen vorher einen PCR-Test machen. Dabei wurden sieben Covid-Fälle identifiziert, kontaktiert und an die Gesundheitsämter gemeldet. Die 25 Euro teuren Tickets waren in wenigen Minuten vergriffen.

Für die 2000 Clubgänger galten klare Regeln: Alle mussten einige Stunden vor Eintritt in drei eigens eingerichteten Testzentren einen PCR-Test machen. Einlass gab es nur mit negativem Ergebnis. Dabei wurde nicht unterschieden, ob Menschen schon geimpft sind. Maske und Abstände waren nach dem Einlass aber nicht mehr nötig.

Das Pilotprojekt für erste Clubnächte unter Corona-Bedingungen ist aus Sicht der Berliner Clubcommission positiv verlaufen. „Nachdem man die sehr aufwendige Registrierung und Testung überstanden hatte, war es für die Teilnehmenden tatsächlich eine Clubnacht wie vor der Pandemie“, sagte Lutz Leichsenring, Vorstandsmitglied und Sprecher der Vereinigung. „Dieses Gefühl von körperlicher Nähe, vibrierendem Bass und Unbefangenheit haben wir alle seit eineinhalb Jahre stark vermisst.“ Damit sei womöglich eine Perspektive für den Herbst geschaffen.

Club als Superspreading-Event

Clubs zählten zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 zu den Orten, auf die größere Corona-Ausbrüche zurückgeführt werden konnten - die sogenannten Superspreading-Ereignisse. Eines davon ereignete sich Ende Februar 2020 unweit des „Metropols“, in der „Trompete“.

Beim damaligen Club-Leben konnten einige Faktoren zusammenkommen, die wohl als ideale Bedingungen für ein Virus gelten dürften, das sich auch über feinste, längere Zeit in der Luft schwebende Tröpfchen verbreitet. Da wären zum Beispiel eine große Zahl von Feiernden, die sich über Stunden hinweg durchmischt. Dazu Tanzen dicht an dicht, bei manchmal stickiger Luft. Wegen der Musik muss man laut sprechen oder sich anschreien, teils wird laut mitgesungen - das setzt mehr Aerosole frei als stille Tätigkeiten.

Das Pilotprojekt soll jetzt herausfinden, wie und ob in einer Pandemie auch drinnen sicher getanzt werden kann - draußen Tanzen ist unter Einhaltung der Hygieneregeln seit Ende Juni wieder erlaubt. Werden PCR-Tests also neben dem richtigen Outfit bald Voraussetzung zum Clubben sein? „Wir hoffen, dass es nicht die Zukunft ist“, sagte Pamela Schobeß von der Clubcommission mit Blick auf das aufwendige Verfahren. „Aber es wäre eine Möglichkeit für den Herbst.“ (dpa/aze)