Polizei veröffentlicht schockierende Zahlen
Missbrauchsfall Bergisch Gladbach: Jüngstes Opfer war erst drei Monate alt
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Von Ulrich Klose und Julia Müller
Schrecklicher Fall von Kindesmissbrauch. Im Haus eines Mannes aus Bergisch Gladbach werden 2019 Unmengen an kinderpornografischen Daten gefunden. Den Ermittlern offenbarte sich ein Netz aus zahlreichen Kontakten von Männern, die im Netz Videos und Abbildungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs austauschten. Die BAO Berg, eine Sonderkommission, die bei der Polizei extra für den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach eingerichtet wurde, veröffentlichte nun eine Bilanz ihrer Arbeit.
Soko identifiziert 439 Tatverdächtige im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach
So gelang es den Ermittlern, insgesamt 439 Tatverdächtige zu identifizieren. Bundesweit kam es zu 27 Festnahmen. 13 Täter wurden verurteilt: „Es ist wichtig zu sagen, dass sich die Verurteilungen nur auf NRW beziehen. Zudem laufen viele Verfahren noch“, ordnet RTL-Reporter Ulrich Klose das nur scheinbare Missverhältnis zwischen den Tatverdächtigen und den Verurteilten ein.
Die Soko konnte in den letzten Jahren Insgesamt 65 Kinder und Jugendliche im Alter bis 17 Jahre als Opfer identifizieren und aus aktiven Missbrauchssituationen befreien. Besonders schockierend: Das jüngste Kind war ein gerade einmal drei Monate altes Baby, das missbraucht wurde. Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacobs findet zu den Zahlen eindringliche Worte: „In mehr als 40 Dienstjahren habe ich viel Leid gesehen, aber das was wir hier aufgedeckt haben, das sprengt alle Maßstäbe!“
Missbrauchte Kinder weinten nach ihren Peinigern
Nur schwer vorstellbar, aber: „Man mag das kaum glauben, aber die Kinder haben nach ihren festgenommenen Missbrauchern geweint“, sagt Kriminaldirektor Michael Esser. Von einem unfassbar schockierenden Fall berichtet Einsatzleiter Thomas Hanschmann aus Aachen. Ein missbrauchtes Mädchen sei mit einem Stofftier zur Anhörung gekommen: „Sie klammerte sich vor, während und nach der Vernehmung an diesem Stofftier verzweifelt fest. Dieser Gegenstand gab ihr sichtbar Sicherheit und Vertrauen.“
Im Gespräch offenbart sich dann: Das Mädchen habe dieses Stofftier von ihrem Onkel geschenkt bekommen: „Die Tragik in dieser Aussage nahm uns alle mit. Denn dieser Onkel war unser Tatverdächtiger, der ihr unbeschreibliches Leid angetan hatte.“
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Ermittler im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach arbeiten an Belastungsgrenze
Selbst die erfahrensten Ermittler und Ermittlerinnen seien über die Schwere des Missbrauchs erschüttert. Für sie war die Arbeit „eine außerordentlich psychische Belastung“, so der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob. Sie hätten enormes Leid gesehen erlebt, gehört und aufschreiben müssen, erklärt Michael Esser.
Trotz psychosozialer Unterstützung verließen mehrere Beamte die Soko auf eigenen Wunsch, drei sind infolge der Belastungen nicht länger dienstfähig.
Auch die Masse an sichergestellten Datenträgern ist enorm: So handelt es sich um insgesamt 4.729 Mobiltelefone, PCs, Festplatten, Laptops, USB-Sticks, DVDs und CDs, die als Beweismittel dienen. Allein auf einem einzigen Handy finden die Ermittler 133.068 Fotos und 1.348 Videos.