Honigsaft, Kartoffelwickel und Co.

Erkältungs- und Grippemedikamente sind knapp! Welche Hausmittel jetzt helfen

Medikamente und ein Fieberthermometer liegen auf einem Nachttisch.
Gegen Grippe und Erkältung helfen nicht nur Medikamente aus der Apotheke. Auch Hausmittel können Linderung verschaffen.
gam tba gfh fp wst, dpa, Maurizio Gambarini

von Dr. Mark Jakob

Große Teile der Bevölkerung leiden aktuell an viralen Infekten und Atemwegserkrankungen. Die AOK meldet für Berlin so viele Krankmeldungen wie nie zuvor – nämlich 75.000 – und eine Auswertung der Techniker Krankenkasse zeigt einen Anstieg der Krankheitsausfälle im Job auf 5,14 Prozent. Das übersteigt sogar den Höchstkrankenstand von 4,25 Prozent im Jahr 2018. Zu allem Überfluss sind Medikamente in diesem Jahr Mangelware. Gut, dass es wirksame Hausmittel gegen Influenza und grippale Infekte der oberen Atemwege gibt.

Grippe oder nur Erkältung?

Aktuell begegnen mir auf der Straße in Köln fast mehr kranke Menschen als in meiner HNO-Praxis. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn während der kalten Jahreszeit haben es Grippe- und Erkältungsviren besonders leicht. Gerade halten wir uns vermehrt in geschlossenen Räumen auf und wenn es erst mal losgeht mit dem Schnupfen und Niesen, bieten sich zahlreiche Gelegenheiten zur Ansteckung. Diese geschieht über Tröpfcheninfektion oder Schmierinfektion, also über das Einatmen von mit Viren belasteter Luft oder über die Berührung von mit Viren belasteten Gegenständen. Die ersten Symptome lassen dann in der Regel nicht lange auf sich warten und reichen von Fieber und Erschöpfung bis hin zu Halsschmerzen und Hustenanfällen.

Lese-Tipp: Medikamentenknappheit und Krankheitswelle - HNO-Arzt rät: Das sollten Eltern jetzt tun!

Zwischen einer Erkältung und einer Influenza zu unterscheiden, ist im Anfangsstadium gar nicht so einfach. Wenn die Krankheit aber besonders schnell einsetzt und fortschreitet, das Fieber zudem rasch steigt und über Tage anhält, deutet das auf eine Grippe hin. Gerade bei älteren und kranken Patienten ist in diesem Fall Vorsicht geboten. Die Grippe ist eine ernst zu nehmende Erkrankung und bedarf der ärztlichen Behandlung. Erschwerend kommt in diesem Jahr hinzu, dass Knappheit bei den Medikamenten wie Fiebersenker und Hustensaft herrscht, die einem weiterhelfen könnten.

Die gute Nachricht ist, dass man sich bei diesen für die Winterzeit typischen Krankheiten auch mit Hausmitteln helfen kann. Die meisten davon haben sich seit Generationen bewährt und schon unseren Vorfahren Linderung verschafft.

HNO-Arzt Dr. Mark Jakob.
Dr. Mark Jakob erklärt, welche Hausmittel gegen Erkältung und Grippe helfen.
Dr. Mark Jakob (Privat)

Entzündungen hemmen mit Salz, Honig und Gemüsebrühe

Gurgeln mit Salzlösung

Wer zwei- bis dreimal täglich einen halben Teelöffel Salz in einer mittelgroßen Tasse mit warmem Wasser auflöst und mit nach hinten geneigtem Kopf vorsichtig gurgelt, schwemmt Krankheitserreger aus dem Mund- und Rachenbereich. Nehmen Sie dafür jeweils einen großen Schluck von dem Salzwasser in den Mund, gurgeln Sie mehrere Sekunden lang und spucken Sie alles wieder aus. Wiederholen Sie den Vorgang, bis die Flüssigkeit aufgebraucht ist.

Zwiebel-Honig-Hustensaft

Für die Zubereitung dieses entzündungshemmenden Hausmittels brauchen Sie etwas Vorbereitungszeit. Schneiden Sie eine Zwiebel in kleine Stücke und bedecken Sie diese großzügig mit Honig. Falls Sie tierische Produkte vermeiden wollen oder keinen Honig verfügbar haben, können Sie auch Zucker verwenden. Idealerweise lassen Sie das Gemisch über Nacht stehen und gießen den Saft, der sich gebildet hat, erst dann ab. Die Wirkung dieser einfach zuzubereitenden Arznei, von der man am besten mehrmals täglich jeweils einen Löffel zu sich nimmt, erstaunt mich immer wieder.

Hühnersuppe oder Gemüsebrühe

Auch die altbekannte Hühnersuppe aus Fleisch und frischem Gemüse ist ein wahres Erkältungswundermittel. Sie wirkt auf mehrerlei Weise. Zum einen fügen Erkältete und Grippekranke dem Körper durch die Einnahme dringend benötigte Flüssigkeit zu, zum anderen sorgen die Wärme und der Geschmack für Energie sowie allgemeines Wohlbefinden. Hustenreiz und Halsschmerzen werden gelindert, die Schleimhäute angenehm feucht gehalten. Außerdem enthält die Suppe mit Cystein einen desinfizierenden, entzündungshemmenden Wirkstoff. Wer auf Fleisch verzichtet, erreicht mit einer reinen Gemüsebrühe auf Basis von Karotten, Sellerie und
Petersilie ebenfalls einen positiven Effekt.

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Atemwege mit einem Dampfbad entlasten

Ingwer-, Kamillen- oder Salbeitee

Ähnlich wie Suppen tragen auch Tees zur Flüssigkeitszufuhr und zum Wohlgefühl bei. Die Krankheitssymptome werden so etwas erträglicher. Besonders gut sind natürlich Tees und Kräuteraufgüsse mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen. Ich empfehle meinen Patientinnen und Patienten als Grundlage Kamille, Ingwer, Kurkuma oder Salbei. Diese Zutaten sind gleichzeitig wirksam, leicht erhältlich, erschwinglich und besonders ergiebig. Gerade Salbei eignet sich auch gut, um Hustenkrämpfe zu mildern. Variieren Sie ruhig ein bisschen, fügen Sie bei Belieben dem nicht mehr kochend heißen Tee einen Teelöffel Honig hinzu und verwenden Sie am besten frische Zutaten. Sie können diese Aufgüsse übrigens nicht nur trinken, sondern auch zum Gurgeln verwenden.

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Dampfinhalation und Dampfbad

Was beim Trinken von Tee oder Suppe nur ein Nebeneffekt ist, nämlich das Inhalieren wohltuender Dämpfe, kann auch als eigenständiges Mittel gegen Erkältungs- und Grippesymptome eingesetzt werden. Ein warmes Kräuter-Dampfbad oder das gezielte Inhalieren über einer Schüssel mit heißer Kamille oder Salzlösung tut besonders gut und hilft den belasteten Atemwegen. Nutzen Sie zum Einatmen der Dämpfe am besten einen Topf oder eine Schale mit ausreichend breiter Öffnung sowie einen Inhalator. Diesen erhalten Sie problemlos in der Apotheke, in Drogerien oder im Fachhandel. Dort finden Sie auch geeignete Zusätze mit ätherischen Ölen für ein heilsames Erkältungsbad. Bei höherem Fieber rate ich allerdings von einem solchen Bad ab.

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Funktioniert immer: der gute alte Kartoffelwickel

Kartoffelwickel

Bei Beschwerden im Hals- und Brustbereich hilft kaum etwas so gut wie der gute alte Kartoffelwickel. Er wärmt, löst Krämpfe und Schleim, regt die Durchblutung an und wirkt allgemein beruhigend. Außerdem braucht es dafür nicht mehr als ein paar Pellkartoffeln und ein Küchentuch. Warten Sie nach dem Kochen und Schälen der Kartoffeln, bis diese noch gut warm, aber eben nicht mehr wirklich heiß sind. Zerdrücken Sie sie mit einer Gabel auf dem Tuch und geben Sie dieses auf Hals oder Brust. Den Wickel können Sie jeweils so lange verwenden, wie Sie eine angenehm wärmende Wirkung verspüren.

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Prof. Dr. med. Mark Jakob ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie Spezialist für Allergologie, Schlafmedizin und plastische Operationen. Im Bereich der plastischen Gesichtschirurgie liegen seine Schwerpunkte auf ästhetischen Nasenkorrekturen und funktionellen Nasen-OPs, etwa an Nasenscheidewand und Nasennebenhöhlen. Für RTL schreibt er in seinen regelmäßigen Kolumnen über die Gesundheitsthemen, die ihm in seinem Praxisalltag begegnen.