Prozess in Zwickau
Mann (28) sticht auf Ex-Freundin (17) ein und wirft sie aus dem Fenster

War es eine brutale Gewalttat aus Eifersucht? Weil er versucht haben soll, seine 17-jährige Ex-Freundin zu ermorden, muss sich Fabian K. vor dem Amtsgericht Zwickau verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Sabrina J. (Name geändert) mit einem Messer schwer verletzt und aus fast sechs Metern Höhe aus dem Fenster geworfen zu haben.
Mordmerkmale „Heimtücke“ und „niedrige Beweggründe“ für Staatsanwaltschaft gegeben

Die Anklage geht von den Mordmerkmalen „Heimtücke“ und „niedrige Beweggründe“ aus, sagte Sprecher Altfrid Luthe unserem Reporter Frank Vacik.
Sabrina und der 28-Jährige sind laut Anklage seit wenigen Woche ein Paar, als sie herausfindet, das Fabian K. sie anlügt. Deswegen beendet sie am 6. Dezember 2022 die Beziehung am Telefon. Bei der Lüge geht es um eine Techno-Party, die Sabrina besuchen will. K. behauptet, sie könne nicht hin, weil sie noch keine 18 sei. Stimmt nicht. Sabrina findet das heraus.
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Grund für die Lüge laut Anklage: K. wollte „aufgrund seiner übersteigerten Eifersucht und seines Kontrollverhaltens ein Zusammentreffen mit einem bestimmten Mann verhindern.“ Am Abend jenes Tages besucht Sabrina ihren Ex-Freund, will einige persönliche Dinge aus seiner Wohnung abholen.
Anklage: Täter nutzte bewusst die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers aus
Schnell geraten die beiden in Streit, heißt es in der Anklageschrift. Als die 17-Jährige einige Dinge aus dem Badezimmer holen will, greift der Ex-Freund sie ohne Vorwarnung hinterrücks an. Er schneidet ihr mit der Klinge eines acht Zentimeter langen Messers quer über den Hals. „Dabei nutzte er bewusst die Arg- und Wehrlosigkeit der ihm an Gewicht und Größe deutlich unterlegenen“ Sabrina aus, wirft die Anklage ihm vor.
Das Mädchen wehrt sich verzweifelt, hat aber nicht die geringste Chance, seinem Peiniger zu entkommen. Mehrfach sticht er auf Sabrina ein, verletzt sie an Oberarm und Rücken. Mühsam kann sie das Messer aus ihrem Rücken ziehen, doch sie ist bereits so schwach, dass Fabian K. ihr das Messer problemlos wieder abnimmt. Er sticht dreimal „gegen Bauch und Brust auf die am Boden liegende Geschädigte ein, um sie zu töten“, so die Ermittler.
Mutter unter Tränen: „Er hat sie herausgeworfen wie ein Stück Müll“
In Todesangst tut Sabrina so, als sei sie ohnmächtig. Ihr Ex-Freund geht in die Küche, um das Messer zu reinigen. Als er zurückkommt, merkt er, dass sie noch lebt. Sie bittet verzweifelt darum, dass er einen Krankenwagen ruft. Er lacht sie aus, erklärt, „sie verrecke hier grade.“ Sabrina gelingt es, sich mit letzter Kraft ans Fenster zu schleppen, es zu öffnen.
Unten steht ihre Mutter, sie will ihre Tochter abholen. Fabian K. bemerkt das, rennt zum Fenster, packt sie an den Beinen und wirft sie hinaus. Aus 5,70 Metern Höhe, so die Anklage. Sabrina J. stürzt vor den Augen der entsetzen Mutter auf die Straße. „Er hat sie herausgeworfen wie ein Stück Müll“, sagt sie unter Tränen beim Prozess.
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Die 17-Jährige wird lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus gebracht. Dort wird sie notoperiert und anschließend ins künstliche Koma versetzt. Der mutmaßliche Gewalttäter flieht, wird aber einen Tag später in Chemnitz verhaftet. Jetzt steht er vor Gericht, muss sich wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verantworten.
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RTL-Reporter: Opfer "wirkte stark vor Gericht"
RTL-Reporter Frank Vacik war beim Prozessauftakt dabei, hat Opfer und Tatverdächtigen genau beobachtet. „Sie wirkte stark vor Gericht“, berichtet er. Sabrina und Fabian K. hätten sich gegenseitig nicht angesehen, als sie vor Gericht aufeinandertrafen. Der Angeklagte schweigt. „Er wirkte bei ihrer Aussage gefühlskalt“, so der Eindruck des Reporters. K. habe starr vor sich hingeblickt, ab und zu gegrinst.
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Der Prozess wird am 21. Juni fortgesetzt. Dem wegen diverser Delikte (u.a. Brandstiftung, schwere Körperverletzung) vorbestraften Verbrecher drohen im Fall einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.