Tag der Gewalt gegen Frauen

Hamburgs dunkle Ecken: "Ich geh jetzt ein bisschen schneller“

Sarah Koch von Plan International leitet den besonderen Stadtrundgang.
Sarah Koch von Plan International leitet den besonderen Stadtrundgang.
RTL Nord

Dunkle Parks, unbeleuchtete Viertel oder uneinsehbare Hauseingänge – bei vielen Mädchen und Frauen kommt bei diesen Beschreibungen direkt ein unsicheres Gefühl auf. Laut Plan International wurde jede vierte Frau, die in einer Großstadt lebt, schon einmal auf offener Straße bedroht, beleidigt oder belästigt. Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November hat die Organisation am Vorabend zu einem sogenannten „Safety Walk“ durch Hamburg eingeladen – für mehr Sicherheit von Mädchen und Frauen.
Lese-Tipp: Gewalt gegen Frauen: Hier finden Opfer Hilfe

Gewalt gegen Frauen - 80 Prozent der Frauen fühlen sich nicht sicher

Eine junge Frau kommt aus dem Kino und macht sich auf den Heimweg. Es ist dunkel. Sie fühlt sich unsicher. Um dieses fiktive Szenario geht es bei dem Safety Walk von Plan International. Rund 80 Prozent der Frauen fühlen sich in ihrer Stadt nicht sicher. Und genau deswegen gibt es den Safety Walk. Die Teilnehmerinnen gehen dabei gemeinsam durch Gegenden in Hamburg, in denen man als Frau eigentlich nicht so gerne alleine ist. Die erste Station ist der Hansaplatz.

Lese-Tipp: Sara erlebt einen Albtraum – "Er wurde von der einen auf die andere Sekunde plötzlich gewalttätig"

„Da hat eine Frau erzählt, dass sie angesprochen wurde, ob sie nicht gegen Geld mit jemandem Sex haben wollen würde. Und da wurde dann auch ein Nein nicht akzeptiert und das war dann total übergriffig“, erzählt Sarah Koch von Plan International. Auch die anderen Teilnehmerinnen des Walks halten sich an diesem Ort in Hamburg nicht gerne auf. "Da stehen nur Männer im Kreis. Das hat so ein Geschmäckle, wo man sich denkt, ich geh jetzt ein bisschen schneller“, sagt eine Teilnehmerin im Gespräch mit RTL.

53% der Hamburgerinnen nehmen die Straße als unsicheren Ort wahr

In öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es bei Gefahr wenig Ausweichmöglichkeiten für Frauen.
In öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es bei Gefahr wenig Ausweichmöglichkeiten für Frauen.
RTL Nord

Laut einer Umfrage von Plan International ist es mit 53% vor allem der öffentliche Raum, die Straße, die als unsicherer Ort wahrgenommen wird. 19% der befragten Hamburgerinnen fühlen sich in Parks und ebenso viele in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht sicher. "Da (..) gibt es halt echt wenig Ausweichmöglichkeiten. Das heißt, man ist da, fühlt sich halt auch so ein bisschen mehr so gefangen", sagt die Safety Walk Organisatorin Sarah Koch. Für mehr Sicherheit in den öffentlichen Verkehrsmitteln sollen Kameras sorgen, Rufsäulen und auch der Notknopf neben jeder U-Bahn-Tür.

Lese-Tipp: Hiam Stülten dachte, ohne ihren Mann sei sie nichts wert

Dabei sind es vor allem suspekte Personen, die bei Hamburgerinnen ein Gefühl der Unsicherheit auslösen (36%) und eine schlechte Beleuchtung (35%). Auf Platz drei landet die einsame Gegend mit 17%.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Welche Tipps gibt es für die verängstigten Frauen?

Eine Teilnehmerin des Safety Walks führt im Dunkeln Selbstgespräche zur Abschreckung.
Eine Teilnehmerin des Safety Walks führt im Dunkeln Selbstgespräche zur Abschreckung.
RTL Nord

Safety Walk Teilnehmerin Sara Kessler hat eine ganz eigene Strategie entwickelt, um unangenehmen Situationen zu entgehen: „Ich telefoniere immer, wenn es so spät ist, dass ich niemanden mehr anrufen mag, dann halte ich mein Handy ans Ohr und führe Selbstgespräche, mache sogar Kunstpausen und stelle Fragen, weil ich hoffe, dass die Leute sich dann abgeschreckt fühlen.“

Lese-Tipp: Selbstverteidigungslehrerin gibt effektive Tipps für Frauen

Auch Sarah Koch von der Organisation Plan Interational hat noch einen Tipp für verängstigte Frauen: „Sachen, die immer helfen können, sind: sich nicht kleiner machen. Wenn möglich: laut auf sich aufmerksam machen.“ Einfach mal schreien könne helfen – egal ob Leute zu sehen sind oder nicht. Zum Schluss des Safety Walks wünschen sich alle Teilnehmerinnen eins: sich zu jeder Tageszeit sicher und angstfrei durch die Stadt bewegen zu können.