"Höllenflug" von Nürnberg nach Mallorca

Corendon-Passagier erzählt nach Notlandung: "Das Blut lief ihnen aus den Ohren"

Flughafen Frankfurt Rhein-Main. Frankfurt Airport. Eine Boeing 737-800 der niederländischen Charterfluggesellschaft corendon Dutch Airlines (Billigfluglinie), im Anflug von Osten auf die Südbahn. Schwester der türkischen und maltesischen Corendon.
Nach Druckabfall und Notlandung: Passagier schildert schreckliches Flugerlebnis an Bord von Corendon Airlines (Archivbild)
wom sv, picture alliance / Wolfgang Minich, Wolfgang Minich

Sie haben sich so auf ihren Urlaub gefreut! 203 Passagiere wollen vergangenen Sonntag von Nürnberg aus auf die Balearen-Insel Mallorca fliegen. Doch nach kurzer Zeit entwickelte sich der zunächst ruhige Flug zu einem schrecklichen Erlebnis für die Passagiere. RTL berichtete. Nun melden sich weitere Passagiere zu Wort und auch die Airline hat sich zu dem Vorfall geäußert.

„Plötzlich hat der Pilot per Lautsprecher laut geschrien"

Nachdem der Flug in Richtung Mallorca am Sonntagmorgen mit einer kleinen Verspätung abgehoben habe, sei zunächst alles in Ordnung gewesen, berichtet Passagier Günther Kellermann (46) im Interview mit „inFranken.de“. Doch nach rund einer Stunde habe man im hinteren Teil des Flugzeugs einen Brandgeruch vernommen. Weiter berichtet der Augenzeuge, dass wohl der Co-Pilot in den betroffenen Teil der Kabine gekommen sei, um nach der Ursache zu schauen. Doch: Dieser wurde durch den zweiten Piloten zurück ins Cockpit gerufen: „Plötzlich hat der Pilot per Lautsprecher laut geschrien, er soll nach vorne kommen.“

"Das Blut lief ihnen aus den Ohren"

Danach ist laut Günther Kellermann ein Sinkflug eingeleitet worden: „Man hat gesehen, dass die Lage ernst wird. Der Neigungswinkel, das war schon ein echt sportlicher Sinkflug.“ Zudem seien die Sauerstoffmasken aus den Deckenfächern über den Passagieren gefallen. Doch Kellermann berichtet: „Die Maske gab nach kurzer Zeit keinen Sauerstoff mehr, die hat sich wie ein Vakuum zusammengezogen.“ Bei ihm und seiner Frau machte sich Angst breit.

Zwanzig Minuten später sei die Maschine dann in Basel notgelandet. Wie Günther Kellermann vermutet, muss es einen enormen Druckunterschied zwischen außerhalb und innerhalb des Flugzeugs gegeben haben. Denn: „Es hat einen riesigen Knall gegeben, wie eine Explosion. Dabei sind bei mehreren der Passagiere, die wir sehen konnten und noch bei vielen mehr, wie wir im Nachgang erfahren haben, die Trommelfelle geplatzt. Das Blut lief ihnen aus den Ohren.“

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"Aktuell wird der Vorfall untersucht, wir warten noch auf den Bericht"

Ein Sprecher der Airline „Corendon“ hat sich mittlerweile zu dem Zwischenfall geäußert. Solche Vorfälle seien war selten aber nicht unbedingt ungewöhnlich. Weiter wird erklärt: „"Nach Erreichen der Flughöhe hatte die Cockpit-Besatzung festgestellt, dass der Druck in der Kabine langsam nachlässt. Sie haben im ersten Schritt aber nichts gefunden, worauf streng nach Vorschrift beschlossen wurde, den nächsten Flughafen im Sinkflug anzusteuern. Die Crew hat sich zusätzlich entschlossen, die Sauerstoffmasken fallen zu lassen."

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Davon dass Sauerstoffmasken keinen Sauerstoff bereitgestellt haben oder dass es zu einem Knall beim Öffnen der Türen kam, sei der Airline nicht bekannt. Der Vorfall werde derzeit aber noch untersucht und man warte auf den endgültigen Bericht. Bislang wisse man nur, dass rund 15 Passagiere medizinisch behandelt werden mussten. (vho)