Die Ärzte hatten ihn schon aufgegebenEin-Meter-Neunzig-Mann Markus wog nur noch 38 Kilo - so kämpfte er sich zurück ins Leben

Es ist ein Tabuthema: Magersucht. Und das erst recht, wenn es Männer betrifft. Der über ein Meter neunzig große Markus aus Herne wog nur noch 38 Kilo. Und trotzdem wollte er die Krankheit nicht wahrhaben. Es wurde sogar so schlimm, dass die Ärzte ihm keine Überlebenschance mehr gaben. Doch dann die Sensation: Er bekommt die Kurve. Wir haben ihn getroffen und zeigen Ihnen im Video, wie er dieses Wunder geschafft hat.

Magersucht betrifft nicht nur Teeniemädels

Markus Gudel leidet jahrelang an Magersucht. Die Bilder von seinem Zustand sind nur schwer zu ertragen. Markus wiegt in seiner schlimmsten Zeit nur 38 Kilo, bei einer Größe von 1,91 Meter. Seine Ärzte geben ihn schon fast auf. Für seine Familie – ein Höllenritt. Besonders für seine Mutter Mechthild: „Ich hab auch wirklich ganz ganz oft gedacht und ich denke es manchmal noch: Was habe ich als Mutter falsch gemacht? Man sucht einfach die Schuld bei sich“, sagt sie uns.

Männer und Magersucht. Auch für Markus passt das anfangs nicht zusammen. „Mit dieser Diagnose konnte ich gar nicht so wirklich viel anfangen“, erzählt er uns. „Beziehungsweise habe ich gedacht: Ich bin doch nicht magersüchtig, also ich doch nicht, das sind kleine Teenie-Mädels vielleicht.“

Ausdauersport als Treiber der Krankheit

Rückblende: Vor acht Jahren studiert Markus in Münster Englisch und Spanisch auf Lehramt. Zu diesem Zeitpunkt ist er 26 Jahre alt. Er fängt mit Ausdauersport an. Sieht schnell erste Erfolge. So schleicht sich die Krankheit langsam in sein Leben. „Irgendwann hab ich halt immer weiter abgenommen und dann war ich zu schwach um Sport zu machen und dachte aber: Wenn ich jetzt kein Sport mehr machen kann, muss ich ja noch weniger essen. Weil sonst nehme ich ja wieder zu.“

LESE-TIPP: Magersucht, Bulimie, Binge-Eating-Störung & Co. – das sind die Anzeichen für eine Essstörung

Der Tiefpunkt kommt für Markus im Sommer 2015.:Der Ein-Meter-Neunzig-Mann wiegt noch unfassbare 38 Kilo.
Der Tiefpunkt kommt für Markus im Sommer 2015.:Der Ein-Meter-Neunzig-Mann wiegt noch unfassbare 38 Kilo.
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Hausärztin schlägt Alarm - doch Markus macht dicht

Markus' Ziel ist es von da an, nur noch so wenig wie möglich zu essen. Lebensmittel, mit nur wenig Kalorien, wie zum Beispiel Karotten oder Brokkoli. Als auch Markus’ Hausärztin Alarm schlägt, macht er dicht. „Da hab ich schon gemerkt, bei dem Gespräch hat sich mir alles angespannt im Inneren“, erzählt er uns. „Und ich wusste einfach: Das werd ich nicht machen.“ Und so rutscht er immer tiefer in die Magersucht. Auch mehrere Klinikaufenthalte bringen nichts.

Ein Teufelskreis kommt in Gang

Im Januar 2013 wird Markus zum ersten Mal in ein Krankenhaus eingeliefert. Es beginnt ein Teufelskreis. Erst nimmt der 26-Jährige unter der Obhut von Ärzten und Psychologen zu. Er bekommt Flüssignahrung, irgendwann später sogar eine Magensonde. Doch kaum ist er wieder zu Hause, fallen die mühsam aufgebauten Kilos wieder. „Mein Leben bestand daraus, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, dort zuzunehmen, entlassen zu werden, Zuhause wieder abzunehmen. Das war einfach mein Leben. Also für mich war das Normalität.“

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Zu schwach zur Toilette zu gehen

Eine kranke Normalität, die Markus fast das Leben kostet. Nach etlichen Klinik-Aufenthalten, darunter auch eine Zeit lang auf der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie. Der Tiefpunkt kommt im Sommer 2015. Der Ein-Meter-Neunzig-Mann wiegt noch unfassbare 38 Kilogramm! Jetzt kann Markus nicht mal mehr laufen. Ist bettlägerig. Gefangen in seinem Körper. „Als ich dann nicht mehr auf die Toilette gehen konnte, da lag ich ein paar Stunden einfach in meinen Fäkalien und es kam niemand“, erinnert er sich. „Also das war echt eine krasse Zeit. Mit die schlimmste Zeit innerhalb dieser Essstörung.“

"Ihr Sohn wird die Nacht nicht überleben"

Mithilfe von Sebastian und anderen Spezialisten schafft es Markus, sich heute wieder gerne im Spiegel anzugucken. Er wiegt jetzt knapp 74 Kilogramm und ist zurück im Leben.
Mithilfe von Sebastian und anderen Spezialisten schafft es Markus, sich heute wieder gerne im Spiegel anzugucken. Er wiegt jetzt knapp 74 Kilogramm und ist zurück im Leben.
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In dieser Zeit in der Uniklinik befällt seinen Körper auch noch ein Krankenhauskeim. Dazu kommt eine Lungenembolie. „Mein Vater war da und ihm wurde von den Ärzten gesagt: Ja, rufen Sie Ihre Frau an. Ihr Sohn wird die Nacht nicht überleben.“ Auch für seine Eltern sind diese Klinikaufenthalte der Horror. Ewald und Mechthild wollen ihrem Sohn helfen, können aber nur dabei zusehen, wie er sich kaputt macht. „Man steht immer nur daneben oder dahinter und kann ihn irgendwie nicht greifen, man weiß nicht wie man ihm helfen soll und man würde ja gerne helfen.“

Wie es seinen Ärzten und Therapeuten dann gelang, Markus wieder zurück ins Leben und auf Normalgewicht zu bringen, das sehen Sie in unserem Video.

GUT ZU WISSEN: Magersucht - das sind die Anzeichen für Anorexia nervosa

Hierzulande leiden 1,1 Prozent der Frauen und 0,3 Prozent der Männer im Alter von 18 bis 79 Jahren unter Magersucht. Allerdings kommt Anorexia nervosa – wie Magersucht auch genannt wird - in der Altersgruppe von 14 bis 18 Jahren am häufigsten vor. Dabei sind Mädchen mehr betroffen als Jungen. Jedes dritte Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren entwickelt Symptome einer Essstörung. Typisch für diese Essstörung ist ein starker Gewichtsverlust, der bewusst herbeigeführt wird. Die Betroffenen empfinden sich als zu dick, obwohl sie auffallend dünn sind und schon untergewichtig sind.

Welche Symptome darüber hinaus auf eine Magersucht hindeuten, haben wir hier für Sie aufgeführt.