Magersucht: Anzeichen für Anorexia nervosa
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Typisches Merkmal von Magersucht ist Gewichtsverlust
Hierzulande leiden 1,1 Prozent der Frauen und 0,3 Prozent der Männer im Alter von 18 bis 79 Jahren unter Magersucht. Allerdings kommt Anorexia nervosa - wie Magersucht auch genannt wird - in der Altersgruppe von 14 bis 18 Jahren am häufigsten vor. Dabei sind Mädchen mehr betroffen als Jungen. Jedes dritte Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren entwickelt Symptome einer Essstörung. Typisch für diese Essstörung ist ein starker Gewichtsverlust, der bewusst herbeigeführt wird. Die Betroffenen empfinden sich als zu dick, obwohl sie auffallend dünn sind und schon untergewichtig sind.
Warum so viele Mädchen an Magersucht leiden und wie man im Fall einer Erkrankung als Eltern vorgehen sollte, erklärt Ihnen unser Experte Dr. Christoph Specht im Video.
Welche Symptome darüber hinaus auf eine Magersucht hindeuten, haben wir unten für Sie aufgeführt.
Anzeichen und Ablauf einer Anorexia nervosa:
- deutliche Abnahme von Körpergewicht (15 bis 20 Prozent) innerhalb kurzer Zeit (3 bis 4 Monate)
- ausgeprägte Angst, zu dick zu werden und Festlegung eines zu niedrigen Grundgewichts durch die Betroffenen. Ständige gedankliche Auseinandersetzung mit Nahrung, Kalorien und Figur und ständiges Wiegen
- Körperschemastörung: Trotz geringem Gewicht empfinden sich die Betroffenen als zu dick.
- absichtliches Dünnerwerden durch Vermeiden kalorienreicher Nahrung, Hungern, übertriebener Bewegungsdrang, Sport, Schleppen schwerer Gegenstände (z.B. Taschen) oder sich der Kälte aussetzen, um Kalorien abzubauen
- Einsatz von Appetitzüglern und Abführmitteln, Erbrechen
- besonders auffällig ist eine spartanische Lebensweise, das Verschwindenlassen von Nahrungsmitteln oder das Essenausspucken nach dem Kauen
- Entwicklung von Paradoxien: Obwohl das eigene Essen streng rationiert wird und sich alles darum dreht, Kalorien zu sparen, sammeln Magersüchtige oft Rezepte und kochen gerne und viel für die ganze Familie, essen selbst aber nichts oder zu wenig
- oft wird bei Magersüchtigen die Dauerdiät durch Essattacken unterbrochen, sei es, weil das Umfeld sie dazu drängt oder weil der Hunger schwer zu ertragen wird
- Übergänge zur Bulimie sind möglich
Folgen einer Magersucht
Psychische Faktoren:
Die Konzentration auf die Nahrungsaufnahme und das Gewicht wird als Gewinn der Kontrolle über das eigene Denken und Fühlen sowie als Akt der Abgrenzung anderen Menschen gegenüber gewertet. So wird ein (scheinbares) Gefühl von Selbstbewusstsein und Autonomie erzeugt. Häufig haben Magersüchtige utopische Erwartungen. Sie glauben, alle Lebensprobleme lösen zu können, wenn sie nur dünn genug sind. Meist sind sie ausgesprochen leistungsorientiert und perfektionistisch veranlagt. Sie leugnen Bedürfnisse und gehen regelmäßig über ihre emotionalen und körperlichen Grenzen hinaus.
Mögliche seelische und soziale Folgen:
Depressive Verstimmungen, Angst- und/oder Zwangserkrankungen, Verneinung lustbetonter Tätigkeiten, extremes Kontrollbedürfnis, Rückzug und Abbruch von Freundschaften.
Mögliche körperliche Folgen:
Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation). Bei Männern Potenzverlust. Stoffwechselprobleme, niedriger Puls und Blutdruck, Müdigkeit, Frieren, Verstopfung, trockene Haut, brüchige Haare. Langzeitfolgen können Osteoporose, Herzerkrankungen oder Abbau der Hirnsubstanz sein. Magersüchtige haben ein deutlich erhöhtes Sterblichkeitsrisiko.
Therapie:
Der erste Schritt ist das Eingeständnis krank zu sein und die Verleugnungsstrategie aufzugeben. Magersüchtige sollten sich umgehend in medizinische und psychotherapeutische Behandlung begeben. Die Behandlung kann stationär oder ambulant erfolgen, je nach Schwere der Anorexie. Welcher psychotherapeutische Ansatz (Analytische Therapie, Verhaltenstherapie) sinnvoll ist, hängt vom Einzelfall ab. Trainingsprogramme können dabei helfen, wieder zu einer ausgewogenen und ausreichenden Ernährung zurück zu finden. Angehörige finden Unterstützung in Beratungszentren und Selbsthilfegruppen oder über die Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Telefon: 0221-892031)