Mann überlebt Massaker, weil Leichen ihn schützen

Überlebender in Israel: „Granaten wurden in volle Bunker geworfen“

„Ich sah, wie Menschen neben mir explodierten, immer und immer wieder, Leichenteile überall.“
Noam Cohen beschreibt entsetzliche Szenen. Nach den Terrorattacken der islamistischen Hamas setzt Israel seine Gegenangriffe im Gazastreifen fort. Dort wird die Lage für die eingeschlossene palästinensische Zivilbevölkerung immer prekärer. Unterdessen werden immer neue verstörende Details der brutalen Terror-Attacken bekannt.
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Bunker wird für Dutzende Menschen zur Todesfalle

Links: Ein Selfie von Noam Cohen am Morgen nach dem Massaker (Foto: Privat/dpa). Rechts: Cohen nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus (dpa Bildfunk)
Links: Ein Selfie von Noam Cohen am Morgen nach dem Massaker (Foto: Privat/dpa). Rechts: Cohen nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus (dpa Bildfunk)

Ein Überlebender des islamistischen Massakers erzählt von der „grausamen Jagd“ der Terroristen auf Besucher eines Musikfestivals. „Erst kamen die Raketen, ich blieb ganz ruhig und dachte, die werden sicher abgefangen, doch dann gingen die Schüsse los“, berichtet Noam Cohen.

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Sie seien einfach nur gerannt, erzählt er weiter. Mit rund 20 weiteren jungen Leuten habe er es in einen Raketenschutz-Bunker geschafft. „Wir dachten, wir wären sicher.“ Doch der Alptraum habe dann erst begonnen. Der Bunker sei zu einer „Todesfalle“ geworden, so Cohen. Mehrere Terroristen hätten Granaten in den randvollen Bunker geworfen.

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Noam Cohen nach dem Massaker: „Ich weiß nicht, wie ich überlebt habe“

Dazu zeigt er Videos, die den Schrecken dokumentieren. „Uns wurde klar, hier wollten die Terroristen uns haben, völlig ausgeliefert.“ Er habe ganz hinten gestanden, das habe ihn gerettet. „Unter Leichen habe ich mich verstecken können, sie wurden zu einem menschlichen Schutzschild“, sagt er.

Nach rund zehn Stunden sei er gefunden und ins Krankenhaus gebracht worden. Von den Dutzenden Festivalbesuchern seien höchsten drei oder vier lebend rausgekommen. „Ich weiß nicht, wie ich überlebt habe.“

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„Wir dachten, wir hätten alles gesehen, aber wurden vom Gegenteil überzeugt“

FILE - A man walks down a destroyed street in the Salahaddin in Rafah, southern Gaza strip following Israeli strikes on Hamas targets, Saturday, Jan. 17, 2009. (AP Photo/Ben Curtis, File)
Das Leid der Zivilisten auf beiden Seiten ist nur schwer zu ermessen.
BC JF**LON**, AP, Ben Curtis

Auch ein Rettungshelfer hat nach dem Massaker von Hamas-Terroristen von unvorstellbaren Szenen vor Ort berichtet. „Wir dachten, wir wären stark, wir dachten, wir hätten alles gesehen, aber wurden vom Gegenteil überzeugt“, sagt Avigdor Stern der Deutschen Presse-Agentur. Der 39-Jährige ist einer von Hunderten Freiwilligen des Rettungsdienst Zaka, die seit Tagen im Grenzgebiet zum Gazastreifen helfen, die Toten zu bergen, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen.

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Er sei in der Synagoge gewesen, als er von dem schlimmsten Blutbad der israelischen Geschichte hörte. Eigentlich wollte er den jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) feiern. „Aber wir konnten nicht tanzen, wir haben nur geweint“, sagt er. Nach dem Feiertag seien er und seine Kollegen in die Dörfer im Grenzgebiet gefahren und hätten eine kilometerweite Verwüstung vorgefunden

Freiwilliger in Israel: „Es waren Lkws voller Leichen“

„In diesem Moment hat sich unser Leben für immer verändert“, sagt Stern. „So eine Masse an Leichen, eine Leiche und noch eine Leiche und noch eine Leiche“, erzählt Stern. Es seien so viele gewesen, dass die Leichentüten nicht ausgereicht hätten. Sie mussten aus ganz Israel angefragt werden. „Es waren Lkws voller Leichen“, sagt er.

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Er und seine Kollegen hätten schon viel gesehen - Opfer von Tsunamis, Erdbeben, Unfällen, Anschlägen, aber diese Dimension war eine, mit der niemand gerechnet habe. „Frauen, Männer, Kinder, Babys, ich kann das gar nicht erklären“, sagt er und zeigt ein Foto mit einem kleinen Leichensack. Darauf geschrieben steht „Baby“. (dpa; uvo)

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