Er beteuert seine Unschuld

Ex mit 49 Stichen getötet - elf Jahre Knast für 60-Jährigen

Der Angeklagte am Tag der Urteilsverkündung.
Der Angeklagte am Tag der Urteilsverkündung.
RTL Nord
von Rafael Fleischmann und Sina Schlink

Der Richter ist sicher: Der Mann hat seine Ex-Frau getötet!
Die Verteidigung forderte vor Gericht einen Freispruch. Verurteilt wird der 60-Jährige nun zu elf Jahren Haft wegen Totschlags. Als die Strafe verkündet wird, regt sich der Angeklagte nicht. Sein Anwalt kündigte aber an, das Urteil anfechten zu wollen.
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Erst zehn Tage später wird die Leiche gefunden

Ein echter Prozess-Krimi vor dem Kieler Landgericht: Verhandelt wird der Fall um Adnan A. Er soll seine Ex-Frau mit 49 Messerstichen getötet haben. Mit ihr hat er zwei Kinder. Am 1. Februar 2023 auf dem Rückweg eines gemeinsamen Schul-Besuchs soll es passiert sein: Der 60-Jährige soll brutal auf seine 42-jährige Ex-Frau eingestochen und sie so getötet haben. Ihre Leiche ist erst zehn Tage später von Spaziergängern gefunden worden. In einem Wassergraben eines Feldweges bei Klein Bennebek (Kreis Schleswig-Flensburg).

Gleich mehrere Gründe sprechen dafür, dass Adnan A, die Tat begangen hat

Dort, ist sich das Gericht sicher, hat Adnan A. seine Frau abgelegt und ist anschließend zu einer elf Kilometer entfernten Werkstatt gefahren. Er kam dort eineinhalb Stunden, nachdem er zuletzt mit seiner Ex-Frau gesehen wurde, an. Für das Gericht genug Zeit, um die Leiche loszuwerden. Außerdem soll er dort nach einer neuen Bodenmatte für den Kofferraum gefragt haben. Laut Gerichtssprecher könnte das darauf hindeuten, dass sich die Frau zwischenzeitlich im Kofferraum befunden haben könnte. Und: Auswertungen des Mobiltelefons des Angeklagten ergaben demnach, dass er sich sogar bereits am Tag vor der Tat in der Nähe des Leichen-Fundorts aufgehalten haben könnte.

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Warum sind 49 Messerstiche kein Mord?

Und weitere Hinweise sprechen offenbar dafür. Markus Richter, Pressesprecher des Landgerichts Kiel, zu RTL: „So gab es ein belastetes Verhältnis zwischen den geschiedenen Eheleuten. Und außerdem objektive Spuren, die auf die Täterschaft des Angeklagten hingewiesen haben. Die Kammer hat insbesondere berücksichtigt, dass DNA, die vom Angeklagten stammen könnte, am Leichen-Auffindeort gefunden wurde. Außerdem gab es Bodenspuren am Fahrzeug des Angeklagten, die dem Boden des Leichen-Fundorts entsprechen.“

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Laut Gericht habe Adnan A seine Frau in der Ehe geschlagen, beleidigt und bedroht. Das Tatmotiv könnte demnach sein, dass er mit der Scheidung nicht einverstanden gewesen sei. Für eine Verurteilung wegen Mordes fehlen dem Gericht die Beweise für Heimtücke oder niedere Beweggründe.

Verteidiger kündigt Revision an

Der 60-Jährige stritt die Tat gleich zu Beginn des Prozesses ab. Seine Verteidigung sieht in den Ausführungen des Gerichts offenbar keine ausreichenden Beweise. Im Gespräch mit RTL kündigt Adnan As Strafverteidiger Jan Kurtz an, in Revision gehen zu wollen. „Innerhalb des Zeitfensters ist es nicht möglich die notwendigen Strecken zurückzulegen und dann noch Zeit zu haben für die Tathandlung und die Ablage einer Leiche“, sagt Kurtz zu RTL. Er hält den 60-Jährigen auch nach Urteilsverkündung für unschuldig. Dass Ruhe in den Fall einkehrt, wäre vor allem den beiden Kindern zu wünschen: Sie befinden sich aktuell in der Obhut des Jugendamtes.