Hubschrauber-Einsatz während der GeburtKeine Gynäkologen in Notfallversorgung auf Föhr: Hochschwangere Frau muss gerettet werden

von Jessy Siodlaczek und Thomas Jell

Mitten in der Nacht platzt unerwartet die Fruchtblase – drei Wochen zu früh! Allerdings lebt die hochschwangere Juliane Ingwersen auf der Insel Föhr. Zur Entbindung muss die 37-Jährige sofort auf das Festland, weil es in ihrer Heimat keinen Gynäkologen gibt. Doch es ist ein Sturm angekündigt. Die ganze Geschichte der jungen Mutter sehen Sie im Video.

Keine Notfallversorgung für Schwangere

Pro Jahr gibt es rund 60 schwangere Frauen auf Föhr. Doch seit Anfang des Jahres ist auf der Insel kein Gynäkologe mehr in der Notfallversorgung tätig. Für die Insulaner gibt es keine Geburtsstation. Schwangere Frauen sollen daher bereits zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin die Insel verlassen, um auf dem Festland betreut zu werden. Doch was passiert, wenn bereits früher etwas passiert?

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Die Fruchtblase von Juliane platzt drei Wochen zu früh. Noch in der Nacht muss ein Hubschrauber die werdende Mutter in ein Krankenhaus bringen.

Mutter besorgt: "Am nächsten Tag wäre kein Hubschrauber geflogen"

Bei der Geburt ihres Sohnes musste ein Hubschrauber kommen
Juliane Ingwersen erzählt, dass bei der Geburt ihres Sohnes ein Hubschrauber kommen musste.
RTL Nord

Juliane hat Glück, dass ihre Fruchtblase nicht einen Tag später geplatzt ist. Denn der Sturm wird immer schlimmer. „Am nächsten Tag wäre kein Hubschrauber geflogen. Es wäre keine Gynäkologin vor Ort gewesen. Wenn etwas passiert wäre, hätte uns niemand helfen können“, erklärt die Mutter und kämpft mit den Tränen. Das Baby der 37-Jährigen kommt gesund zur Welt. Juliane ist froh, dass ihr Junge rechtzeitig versorgt werden konnte.

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Gesundheitsministerium hält Versorgung für ausreichend

Laut dem Gesundheitsministerium von Schleswig-Holstein sei eine Hebammen-Versorgung für Föhr ausreichend. Die fehlende Geburtshilfe wird mit der geringen Anzahl an Geburten begründet. Ein weiterer Grund wäre der Fachkräftemangel.

Juliane Ingwersen hat für die Argumentation kein Verständnis: „Es ist kein Geld dafür da, einen Notfall-Gynäkologen oder eine Notfall-Gynäkologin zu bezahlen, um Leben zu retten? Das kann ich nicht nachvollziehen!“