Sie nannten ihn „Kaiser“ – ein deutscher Soldat kämpfte in der UkraineJonas Kratzenberg kämpfte gegen Putin: Was ihn dazu brachte und was der Krieg mit ihm machte
282 Tage war Jonas Kratzenberg Teil der ukrainischen Armee. Als Russland das Nachbarland im vergangenen Jahr überfällt, war für den Mann aus der Nähe von Aachen klar: Er will Teil des Krieges gegen Wladimir Putin sein.
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Die Eindrücke auf dem Schlachtfeld hätten sich bei ihm eingebrannt

Manchmal könne er nicht einschlafen, erzählt Jonas Kratzenberg. Die Eindrücke auf dem Schlachtfeld hätten sich eingebrannt. Dann rieche er erneut frisches Blut. Ein Geruch, den er nicht aus der Nase bekommt. Dann höre er das Pfeifen und Rauschen von Granaten, von Artillerie. Besonders schlimm war es an Silvester, erzählt der 25-Jährige. Es sei nicht das laute Knallen der Böller gewesen. „Es war dieses Pfeifen, was eine Rakete macht, bevor sie im Himmel explodiert“, sagt Kratzenberg. Ein Pfeifen, das in Deutschland das neue Jahr einläutet. Ein Pfeifen, das in der Ukraine den Tod ankündigt.
Wenn der Mann aus der Nähe von Aachen von diesen Erlebnissen erzählt, geht sein Blick starr nach vorne. Blickkontakt hält er nur dann, wenn er sich normal mit einem unterhält. Wenn er Smalltalk macht. Berichtet er vom Krieg in der Ukraine, sind seine Augen von einem weggerichtet. Kratzenberg wirkt dann, als müsse er sich sehr konzentrieren, um das Erlebte nach oben zu holen.
Seinen Eltern sagte er fünf Minuten vor Abreise Bescheid

Wir treffen Kratzenberg in Berlin. Vor der russischen Botschaft haben Menschen ein Mahnmal errichtet, eine ukrainische Flagge weht im Wind. Der Ort soll an die Kriegsverbrechen erinnern, an das, was russische Soldaten getan haben, seit sie im Februar 2022 ihr Nachbarland überfallen haben. Es war der Moment, als für Kratzenberg langsam klar wurde: Das hier, das ist irgendwie auch mein Krieg.
Kurz nach Kriegsbeginn packte Kratzenberg seine Sachen zusammen und fuhr mit dem Auto in Richtung Ukraine. Seinen Eltern sagte er fünf Minuten vorher Bescheid. Während der Vater es schon immer gewusst habe, hätte die Mutter versucht, ihren Sohn zu überzeugen nicht aufzubrechen. Und es ist die erste Frage, die sich wohl jeder stellt: Warum geht er? Es ist immerhin nicht sein Land, was da überfallen wurde. „Es ist nicht mein Krieg, so wie es von den Menschen in der Ukraine der Krieg ist. Aber es ist ein Angriff auf Europa. Ich will für meine Kinder ein Europa, in dem keine Angst vor russischer Aggression herrscht“, sagt Kratzenberg.
Kratzenberg ist ehemaliger Bundeswehrsoldat. Nach dem Abitur schloss er sich der Truppe an, wurde Panzergrenadier. 2019 absolvierte er einen Auslandseinsatz, war in Afghanistan stationiert. Anschließend schlug er die Offizierslaufbahn ein, doch er brach ab. In seiner neuen Einheit wäre er aus persönlichen Gründen nicht zurechtgekommen, erzählt der 25-Jährige. Und: Kratzenberg sieht sich nicht in einer Truppe, die nur für den Krieg trainiert. „Ich wollte als Soldat an die Front. Genauso wie der Dachdecker aufs Dach und der Pilot ins Cockpit will, will ich in den Kampf“, so Kratzenberg. Mit dem Unterschied, dass der Dachdecker nicht sein Leben riskiert, wenn er das Dach von Familie Müller oder Meier in seiner Heimatstadt steckt. Kratzenberg zuckt nur mit den Schultern. Sterben könne man ja überall. Nur im Krieg, da sei das Risiko halt höher.
Anfang 2022 trat er aus der Truppe aus, wurde ehrenhaft entlassen. Kurz danach begann der Krieg. Für die Ukraine und für ihn. Zu 65 Prozent sei er aus moralischen Gründen gegangen, um dem Überfallenen gegen den Aggressor zu verteidigen. Die restlichen 35 Prozent seiner Motivation seien aus dem Willen, das in der Bundeswehr gelernte auch an der Front einzusetzen, entstanden.
"Vielleicht bin ich ein Adrenalinjunkie“
„Es ist vielleicht schwer nachvollziehbar. Aber gerade das Gefecht und das unter Feuer stehen, ist das, was mich so reizt. Vielleicht bin ich ein Adrenalinjunkie“, sagt Kratzenberg. Über seine Zeit in der Ukraine erzählt er folgendes: Zuerst war er Teil einer Fremdenlegion. Hier kämpfen Freiwillige aus der ganzen Welt. Einer dieser Söldner konnte Kratzenbergs Namen nicht aussprechen. Er gibt ihm den Spitznamen Kaiser, in seinen Ohren habe Kratzenberg ganz ähnlich geklungen. Jeder in dieser Einheit hat einen Spitznamen, erzählt uns der deutsche Soldat. Anschließend wechselte Kratzenberg in eine Einheit der ukrainischen Armee.
Kratzenberg sagt, er war einfacher Soldat. Im Schnitt gab es dafür 1.500 Euro im Monat. Kriegsverbrechen habe er keine begangen. Überprüfen können wir diese Angaben nicht.
Sein erster Einsatz führte ihn nach Butscha
Direkt sein erster Einsatz führte Kratzenberg zum Ort des Grauens. Er war als einer der ersten in Butscha, sah die Kleinstadt in der Nähe von Kiew direkt, nachdem die russische Armee diese nicht mehr besetzt gehalten hat. Es ist wieder einer dieser Momente, in denen Kratzenberg den Blick starr nach vorne richtet, als er davon erzählt. Der Ort wurde zum Symbol für die Kriegsverbrechen der russischen Armee. „Da lag ein kleines Mädchen in einer pinken Jacke auf dem Boden. Einem Pärchen, Mann und Frau, hat man in den Kopf geschossen und auf den Bürgersteig abgelegt. Die Leichen waren ausgedörrt, die Haut war so dünn wie Pergament“, beschreibt Kratzenberg das Gesehene.
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Erst nach und nach seien ihm und seinen Kameraden das Ausmaß der Kriegsverbrechen klargeworden. Wie ein grausames Puzzle habe sich ein Bild in seinem Kopf zusammengesetzt, als jeder zurück im Camp von seinen Eindrücken erzählte. Nach Kratzenberg besucht auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Ort. Und mit ihm die Journalisten, die Bilder aus Butscha gehen um die Welt. „Wie kann das sein? Wie können die Menschen das denen antun, die sie als ihr Brudervolk bezeichnen?“, ist Kratzenberg schockiert. All das werde er niemals vergessen.
Bei Mykolajiw wird Kratzenberg schwer verletzt
Bei einem Einsatz Ende 2022 wurde Kratzenberg in der Nähe von Mykolajiw schwer verletzt. Seine Erinnerungen an diesen Moment sind erstaunlich klar. Als der Einsatz des Tages eigentlich schon vorüber war, hörte Kratzenberg plötzlich ein monotones Summen über sich. „Drohne!“, riefen die Kameraden. Das kleine Fluggerät warf eine Granate über ihm ab, sie explodierte nur wenige handbreit neben ihm. Splitter trafen den Soldaten in Arme, Beine und Kopf. „Ich erinnere mich an den Knall. Plötzlich werde ich herumgeschleudert. Vom Kopf floss mir das Blut ins Gesicht. Und trotzdem habe ich keinen Schmerz gespürt“, erinnert sich Kratzenberg an den Moment.
Besonders am Bein blutete er stark, ein Kamerad legte ihm eine Aderpresse an. Er wurde noch in der Ukraine operiert, eine Narbe am kahlgeschorenen Kopf ist stummer Zeuge des Moments, an dem sein Leben beinahe beendet worden wäre. Der Splitter im Kopf verfehlte das Gehirn. Wenige Zentimeter weiter hinten und er wäre zu einem der vielen Gefallenen des Krieges geworden.
In Kiew fand er die Liebe
Kratzenberg ist dem Tod entkommen. Es ist der Moment, wo für ihn der Krieg endet. Er habe nun zu viel zu verlieren.
Denn die Monate in der Ukraine bleiben ihm nicht nur wegen des Krieges in Erinnerung. Kratzenberg zog in den Krieg – und fand die Liebe. In Kiew lernte er seine Freundin kennen, die beiden wohnen aktuell in Deutschland. Ihr zuliebe und aus Rücksicht auf seine Eltern wird er nicht erneut in den Krieg ziehen. Kratzenberg will jetzt ein Zivilist sein, momentan ist er auf der Suche nach einem Job. Einer, bei dem ein Pfeifen nicht den baldigen Tod ankündigt, sondern vielleicht einfach nur den fertigen Kaffee im Mokka-Kännchen auf dem Herd.
Und irgendwann will Jonas Kratzenberg in der Ukraine leben. Wenn dort Frieden herrscht.
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