Türkische Regierung spricht von verdächtiger FrauSechs Tote in Istanbul: Polizei nimmt Frau nach Explosion auf der Einkaufsstraße Istiklal fest

Mitten im touristischen Zentrum Istanbuls explodiert eine Bombe und reißt mehrere Menschen in den Tod. Sechs Menschen sterben, mehr als 80 werden verletzt. In der Nacht wird eine verdächtige Frau festgenommen.

Explosion in Istanbul: Türkei spricht von verdächtiger Frau

Die türkische Polizei hat eigenen Angaben zufolge die Frau festgenommen, die am Sonntag eine Bombe auf der Einkaufsstraße Istiklal hinterlegt hatte. Laut Innenminister Süleyman Soylu sollen Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK bestehen. Soylu kündigte Vergeltung an.

Zuvor hatte die türkische Regierung von einer verdächtigen Frau gesprochen, die auf Videos zu sehen gewesen sei. Demnach habe die Frau 40 Minuten lang auf einer Bank auf der Einkaufsstraße gesessen und sei kurz vor der Detonation aufgestanden.

Mindestens sechs Tote nach "Terroranschlag" auf der Einkaufsstraße Istiklal

Die türkische Polizei nahm eine Verdächtige fest.
Die türkische Polizei nahm eine Verdächtige fest.
Reuters

Bei dem Anschlag am Sonntagnachmittag starben nach offiziellen Angaben mindestens sechs Menschen, weitere 81 wurden verletzt. Vizepräsident Fuat Oktay bezeichnete die Explosion am Abend als „Terroranschlag“. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einem „hinterhältigen Anschlag“ auf die Metropole, in der rund 16 Millionen Menschen leben.

Die Einkaufsstraße Istiklal ist ein touristischer Hotspot im Zentrum des europäischen Teils der türkischen Metropole, auf der auch am Sonntag häufig großes Gedränge herrscht. Ob Deutsche oder Angehörige anderer Nationen unter den Opfern waren, war zunächst unklar.

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Istanbul: Annalena Baerbock drückt der Türkei ihr Mitgefühl aus

Unter anderem Bundesaußenministerin Annalena Baerbock drückte ihr Mitgefühl aus. „Furchtbare Bilder kommen aus Istanbul“, erklärte die Grünen-Politikerin über Twitter. „Meine Gedanken sind bei den Menschen, die einfach nur an einem Sonntag auf der Einkaufsstraße Istiklal flanieren wollten und nun Opfer einer schweren Explosion wurden.“

Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre, verurteilte die „Gewalttat“. „Wir stehen im Kampf gegen Terrorismus Seite an Seite mit unserem Nato-Verbündeten Türkei“, erklärte sie weiter für das Weiße Haus.

Türkei: Immer wieder Anschläge - auch in Istanbul

In der Türkei ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Anschlägen gekommen – auch im Zentrum Istanbuls. 2016 hatte sich etwa ein Selbstmordattentäter auf der Istiklal in die Luft gesprengt und vier Menschen getötet, 39 weitere wurden verletzt. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe selbst bekannte sich damals nicht zu der Tat.

Auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verübt immer wieder Anschläge in der Türkei. Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste und unterhält Stellungen in der Südosttürkei und im Nordirak. Ihr Hauptquartier liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. Ankara geht regelmäßig gegen die PKK vor und unterhält seit 2016 auch Militärposten im Nordirak. Der seit 1984 andauernde Konflikt kostete bislang Zehntausenden Menschen das Leben. Ein Waffenstillstand war im Sommer 2015 gescheitert. (dpa/jda)